»Mehr Grün auf dem Brandplatz«

Der Brandplatz in Gießen soll ein neues Gesicht mit mehr Grün bekommen. Erste Entwürfe liegen vor.
Gießen . Noch rollt kein Bagger auf dem Brandplatz. Aber die Planung schreitet voran, und mittlerweile liegt der Stadt ein favorisierter Entwurf für das Areal vor. »Seit Jahrzehnten ist es der Wunsch vieler Gießener, dass sich auf dem Platz mehr Grün findet. Neben dem Verkehrsversuch ist das sicher einer der meist beachteten Umgestaltungsprozesse«, sagt Stadträtin Gerda Weigel-Greilich von den Grünen. Es gebe zwölf Plätze innerhalb und entlang des Anlagenrings, wobei »der Brandplatz mit Sicherheit der Platz mit besonderen Merkmalen ist«, erklärt Stephan Henrich. Im »Ausschuss für Klima-, Umwelt- und Naturschutz, Stadtentwicklung, Energie und Verkehr« stellt er die Ergebnisse des Wettbewerbs für die Fläche vor. Favorit der Fachjury aus Ämtern und Dezernenten ist der Entwurf von »Bierbaum.Aichele« Auf den Plätzen zwei und drei folgen »Sommerlad Haase Kuhli« und »Foundation 5+« mit »IGM Ingenieurbüro Müller«.
Bänke auch in der Schlossgasse
Der Entwurf der Favoriten sieht Brandplatz und Schlossgasse als »Hybrid aus urbanem Platz und grünem Freiraum in Fortsetzung der grünen Innenstadtachse aus der Wieseckaue vor«, erklärt Henrich. Geplant sind drei sogenannte Sphären. Das ist zunächst die Stadtnatur mit grünen Schollen und Retentionsmulden. Daneben schaffen die Planer einen steinernen Stadt- und Quartiersplatz mit Fläche für eine Bühne. Sphäre drei ist ein Baumhain von dem aus sich weiteres Grün in die Schlossgasse zieht. Nach den Vorstellungen des Büros verfügt der Platz künftig über deutlich mehr Aufenthaltsqualität, unter anderem durch mehrere Bänke. Sie sollen auch die Schlossgasse flankieren.
Die grünen Schollen werden nach dieser Idee von steinernen Kanten eingefasst. Der Rest des Platzes erhält einen Belag aus Natursteinpflaster. Als positive Elemente nennt Henrich, dass zunächst die Aufteilung in grünem Freiraum und Quartiersplatz eine gute und noch flexible Lösung sei. Fast die Hälfte des Wochenmarktes könne auf dem Brandplatz bleiben. Der Entwurf sei ein »gutes gestalterisches Gesamtkonzept mit stimmungsvoller Platzinszenierung und einem Grün- und Pflanzkonzept für eine wirksame Verbesserung des Kleinklimas.« Der stellvertretende Leiter des Stadtplanungsamtes verweist auf die hohe Aufenthaltsqualität und ansprechende Grünräume. Querende Verbindungen über den Platz seien weiterhin möglich.
Zu den negativen Aspekten zähle, dass sich die Fläche für den Wochenmarkt halbiere. Deshalb sehe das Büro eine Teilverlagerung in die Schlossgasse vor. Die Abstände der Grünelemente von den Gebäuden seien gering und die bauliche Erhöhung der Bühne an zentraler Stelle enge die Flexibilität ein. Zudem arbeite der Entwurf mit schwierigen oder geänderten Zufahrtsverhältnissen. In der Jurysitzung habe man festgehalten, was überarbeitet werden müsste.
»Auf Grundlage dieser drei Entwürfe mit unserer Vorzugslösung ›Bierbaum.Aichele‹ laden wir jetzt die Wochenmarktbeschicker, das BID Marktquartier und Anlieger getrennt ein und diskutieren die Entwürfe. Wir werden dann deren Anregungen festhalten und unsere Fachempfehlung optimieren«, erläutert Henrich. Machbarkeiten, Detailplanungen und auch das Verkehrskonzept würden überprüft. »Wenn wir das alles zusammengetragen haben, optimieren wir das favorisierte Konzept und stellen es noch einmal vor.« Gebaut werden könne - nicht nur aus Haushaltsgründen - frühestens ab 2025. Wegen der Förderkulisse müsse man 2030/31 fertig sein. »Wir rechnen mit einem erheblichen Förderung«, resümiert Henrich. Bisherige Schätzungen ergäben, dass die Umsetzung des Favoriten rund 2,2 Millionen Euro koste.
Keine Öffnung des Botanischen Gartens
Auf Nachfrage von Lutz Hiestermann, Fraktionsvorsitzender von Gigg+Volt, erläutert Weigel-Greilich, dass die Stadt bereits mit der Justus-Liebig-Universität über eine Öffnung des Botanischen Gartens zum Brandplatz gesprochen habe. Aber »die Uni möchte keine bessere Zugänglichkeit des Gartens«, so die Stadträtin. Argumente seien unter anderem Forschungsbeete und der Denkmalschutz für die bestehende Mauer. Angesichts anliegender Wohnbebauung sei auf dem neuen Platz nicht an Festivals gedacht, antwortete die Stadträtin auf eine Frage von Kathrin Schmidt von der CDU. Größere Veranstaltungen seien aber denkbar.
