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Mehr Teilhabe für Kinder beim "Gießener Weg der Partizipation"

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Von: Eva Pfeiffer

GIESSEN - (ebp). Bereits die ganz Kleinen dürfen und sollen mitbestimmen - aber wie lässt sich das im Alltag umsetzen? Mit dieser Frage beschäftigten sich nun rund 200 Mitarbeiter von Kindertageseinrichtungen und -pflegestellen. Dabei sollten die Weichen gestellt werden für einen "Gießener Weg der Partizipation". Denn, so verdeutlichte Oberbürgermeisterin Dietlind Grabe-Bolz in ihrer Eröffnungsrede, "es gibt kein Patentrezept", sondern viele verschiedene Möglichkeiten.

Gemeinsam sollen in den kommenden Monaten Standards entwickelt werden, die Kindern mehr Teilhabe gewähren. Partizipation sei nämlich mitentscheidend für das Wohlergehen von Kindern und "der Schlüssel zur Bildung", so Grabe-Bolz.

In insgesamt sechs Arbeitsgemeinschaften (AG) werden die teilnehmenden Fachkräfte Konzepte für verschiedene Themenschwerpunkte erarbeiten. Die erste AG widmet sich der Partizipation in der Krippe. Denn auch Kinder, die noch nicht sprechen können, könnten bereits mitbestimmen, erklärt Silvia Deichmann-Seidel vom Bereich Kindertagespflege im Jugendamt, im Gespräch mit dem Anzeiger. Das Kindesalter spiele für die Art der Beteiligung eine Rolle - nicht aber für die Teilhabe an sich.

In der zweiten AG geht es um die "Gestaltung von partizipativen Beziehungen", während sich die dritte AG mit Formen der institutionalisierten Beteiligung wie Kinderparlamenten oder einem regelmäßigen Stuhlkreis auseinandersetzt. Die vierte AG wird ein Beschwerdemanagement entwickeln, das allen Beteiligten - Kindern, Eltern und Fachkräften - Raum bietet. In der fünften AG werden Optionen der Partizipation in der Kindertagespflege betrachtet. Denn hier beschäftige sich in der Regel eine Person alleine mit den Kindern, so Deichmann-Seidel. Dennoch sollen auch im häuslichen Umfeld Teilhabemöglichkeiten geschaffen werden.

"Von unten" gestalten

Die Frage nach der Mitbestimmung im Alltag steht in der sechsten AG im Blickpunkt. "Anstatt ihnen das Frühstück auf ihre Teller zu legen, kann zum Beispiel ein Buffet angerichtet werden", verdeutlicht Deichmann-Seidel. Dort könne sich dann jedes Kind selbst sein Essen auswählen.

Die AG-Themen wurden von einer Steuerungsgruppe vorgeschlagen, die auch den gesamten Entwicklungsprozess begleiten wird. Die Auswahl sei aber nicht endgültig. Man wolle das Feedback berücksichtigen und anhand dessen bei Bedarf weitere Themen festlegen. Münden sollen die Ergebnisse in einem Fachtag.

Für die Fachkräfte bedeute die Teilhabe der Kinder aber keine zusätzliche Arbeit, versicherten die Organisatoren. Vielmehr erleichtere deren Mitbestimmung erst die Aufgaben der Betreuer. Den Prozess wolle man gezielt "von unten" gestalten und die Gießener Betreuungseinrichtungen einbeziehen. Schließlich reiche es nicht aus, sich das nötige Wissen anzulesen: "Beziehungen sind wichtig." Foto: Pfeiffer

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