Mehrere Gravitationszentren

Eine junge Malerin tritt erstmals mit ihren Arbeiten ins Licht der Öffentlichkeit: Am Samstag ab 17 Uhr macht Carola Lenz in Lützellinden kurzerhand ihr Atelier zur Ausstellung.
Gießen . Die Kunst bleibt selbst in den Ferien aktiv - eine Galerie macht wieder auf, die Kunsthalle zeigt Performances am Hardthof, und eine junge Malerin tritt erstmals mit ihren Arbeiten ins Licht der Öffentlichkeit: Am Samstag ab 17 Uhr macht Carola Lenz in Lützellinden kurzerhand ihr Atelier zur Ausstellung.
Von außen ist in der Lindenstraße 7 in Lützellinden nichts zu sehen, was auf Kunst hindeutet. Ein mächtiges hölzernes Hoftor, dahinter kommt man in einen geräumigen gepflasterten Hof. Jetzt die Treppe hoch ins Hochparterre, und schon sieht nichts mehr aus wie erwartet, man ist in Carola Lenzens Atelier. Die junge Künstlerin, Jahrgang 1993, stammt aus Lützellinden. Sie ging in Gießen auf die Willy-Brand-Oberschule für Gestaltung und belegte den Zweig für Berufe im Textilbereich. Dort machte sie ihr Fachabitur. Anschließend begann sie ein Studium in Medienwissenschaften in Marburg, später jobbte sie vier Jahre in dem Beruf, auch in Marburg. Seit 2021 arbeitet sie in einem Modeunternehmen in Butzbach.
Wie kam sie eigentlich zum Malen? Eigentlich hat sie schon seit ihrer Kindheit ständig gemalt, und auch der Berufswunsch nach etwas Kreativem zeichnete sich früh ab und wurde immer klarer.
Vor einiger Zeit begann sie dann, mit Acrylfarben auf Leinwand zu experimentieren. »Von da an wollte ich nichts anderes mehr machen«, sagt Carola Lenz. Das war vor etwa acht Jahren. Sie malt abstrakt (»Meine figürliche Phase hat nicht sehr lange gedauert«). Inzwischen hat sie ihr Materialspektrum beträchtlich erweitert und arbeitet in Mischtechnik, wobei sie neben Acrylfarben auch einen Materialmix verwendet, dazu Blattgold, Kohle, Bleistift, Acrylspray, Pigmente und Kreide.
Das Atelier ist eigentlich eine kleine Wohnung im Hochparterre, karg eingerichtet mit Schreibtisch, Sofa und Stuhl, hier geht es offenkundig nur ums Arbeiten. Allerdings sind Lampen angebracht, die ein richtiges Tageslicht liefern, damit man auch arbeiten kann, wenn die Sonne Pause macht.
Malerisch arbeitet Lenz im Wesentlichen mit vielfarbigen schwungvollen Elementen, die zwar zumeist noch keinen klaren kompositorischen Ansatz zeigen, aber durchaus eine gewisse Ausgewogenheit aufweisen und um eine oder mehrere Gravitationszentren zentriert zu sein scheinen.
Ihre Ausgewogenheit macht sie durchaus dekorativ. Am auffallendsten ist jedoch »London Impression«, das größte Bild der Schau, eine quadratische Arbeit, die mit ungewohnt konkreten geometrischen Formen aufwartet und ein anderes Konzept aufweist. In den Rahmenfarben finden sich Farben der Stadt.
Das Rot der Busse etwa und Farben der Architektur, und in der Mitte steht eine leere Büchse eines besonderen Biers, das Lenz in London sehr geschmeckt hat, »Neck Oil« von Beavertown. Und einen anderen Eindruck nahm Carola Lenz von der Stadt an der Themse mit: »Es ist von den Städten, die ich kenne, die, in der die Menschen am besten riechen«, findet sie. Nicht direkt der Standard-Touristeneindruck, den sie da mit genommen hat.
Und das Atelier ist für Carola Lenz durchaus nicht nur ein Ort zum Arbeiten. »Ich halte mich hier so gerne auf, weil ich hier einfach frei sein kann.« Man darf gespannt sein, welchen Weg Carola Lenz mit der Malerei noch einschlagen wird.
Die Vernissage mit den Werken von Carola Lenz findet statt am Samstag, 27. August, ab 17 Uhr in der Lindenstraße 7 in 35398 Lützellinden.
