Mehrfacher Volltreffer

Ein glänzendes Trio und ein voller Saal: Ein bemerkenswertes Neujahrskonzert gab es bei den Wettenberger Winterkonzerten zu erleben.
Wettenberg. Das Neujahrskonzert der Wettenberger Winterkonzerte in der evangelischen Kirche war gleich in mehrerer Hinsicht ein Volltreffer. Zum einen musizierten die Trompeter Markus Bebek und Heiko Herrmann sowie Organist Jens Amend ihr klug ausgewähltes Programm auf außergewöhnlichem Niveau. Und zum anderen war die Kirche seit langer Zeit wieder einmal voll besetzt, die Stimmung bestens.
Vielleicht zeigte sich hier ein Wendepunkt im Publikumsverhalten, spekulierte die Sprecherin des Arbeitskreises Winterkonzerte, Ilse Bergner, am Rande mit verhaltenem Optimismus. Schließlich haben die vergangenen zwei Pandemiejahre bei vielen Veranstaltern tiefe Spuren hinterlassen. Ehrenbürgermeister Gerhard Schmidt, Vorsitzender des Gleibergvereins, dankte dem Arbeitskreis dafür, dass auch unter Einschränkungen der Konzertbetrieb fortgeführt wurde. Die Spenden am Ausgang dienten diesmal den Reparaturen am Turm der Gleiburg.
Georg Friedrich Händels Suite D-Dur, HWV 341 in fünf Sätzen machte dann den Auftakt. Das ging gut los. Die Gigue war schön mit der Orgel verflochten, der March kraftvoll. Jens Amend an der Orgel reagierte überaus sensibel auf das Geschehen. Schon hier war eine exzellente Gefasstheit des Ensembles zu bemerken. Händels Klassiker »Lascia ch’io pianga« brachte dann ein warme, kraftvolle Orgel in die Kirche, die Bläser musizierten angenehm kantabel.
Mit Felix Alexandre Guilmants (1837-1911) »Paraphrase sur un choeur de »Judas Machabé« de G. F. Haendel« für Orgel solo nutzte Amend im Intro attraktive, feine Register und faltete im zweiten Abschnitt die Klanglichkeit etwas auf. Dies geschah diffizil und abwechslungsreich im Klang und mit kluger Dynamikgestaltung.
Bei Johann Sebastian Bachs Toccata und Fuge F-Dur BWV 540 folgte er schwungvoll den Feinheiten und schuf eine wohlgerundete Vielstimmigkeit, die er, zunächst verhalten, ins machtvoll Tänzerische bewegte. Das geschah transparent, eindrücklich und mit großer inhaltlicher Sicherheit, in einer kleinen Pause gab es starken Zwischenapplaus.
Das Publikum zeigte sich von Beginn an dem Ensemble zugetan. In Georg Philipp Telemanns »Concerto in F«, TWV 52 F3 in drei Sätzen wechselten die Bläser zum Flügelhorn und agierten rund, flink und leicht. Die Orgel fügte sich diskret ein. Später musizierten Bebek und Herrmann etwas getragen, verhalten und wiederum angenehm kantabel - diese Instrumentalisten brachte musikalisch nichts auseinander. Angenehm auch das respektvolle Miteinander im Ensemble. Dann ein sehr schöner Abschluss, der fast ein wenig nüchtern wirkte. Amend zeigte, dass dieses Werk sehr gut auf den Punkt komponiert ist und ohne nebensächliche Wendungen auskommt - ein Glanzlicht.
Publikum kehrt endlich zurück
Als wahres Schmankerl stellten sich dann die Ausschnitte aus Enrico Pasinis (geboren 1935) »Musica per sognare« (Musik zum Träumen) heraus. Wunderschöne Trompeten, mild umschlungen von einer samtweichen Orgel, ließen jede Anspannung verschwinden. Das war ruhig und fast traumhaft, doch nicht übersüß.
Mit dem 1942 geborenen Guy Bovets Salamanca (aus ›Trois Pre’ludes Hambourgeois‹) für Orgel solo vertiefte Amend den Eindruck weiter. Ein perkussive Einstieg mit feinem Pfeifen holte die Zuhörer komplett ins Boot. Nach dieser heiteren Eröffnung ging es ähnlich weiter. Vielseitig realisierte Amend die verschiedensten Klänge, setzte eine heitere Stakkatophase und ließ das Ganze auch ein wenig nach Jahrmarkt klingen.
Handwerklich glänzend kam schließlich auch Hans André Stamms (geboren 1958) »Highland Concerto« für zwei Trompeten und Orgel daher. Tänzerisch und einnehmend legten die Bläser los, Popakzente würzten das Geschehen. Große Vielseitigkeit prägte das Ganze, das in fröhlicher Aufbruchsstimmung mündete. Das Publikum bestand auf zwei zackigen Reprisen als Zugaben.
So war in Wißmar ein exzellentes Konzert zu erleben, das mit herausragender Musikalität und kluger Literaturauswahl überzeugte. Schön, dass auch das Publikum in reicher Zahl den Weg in den Kirchensaal fand.
Die Reihe der Wettenberger Winterkonzerte wird am Sonntag, 5. Februar, um 17 Uhr mit »Brahms im Sextett« und Musikern des hr-Sinfonieorchesters Frankfurt in der ev. Kirche in Wißmar fortgesetzt.