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Meisterhaft gespieltes Adventskonzert

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Josua Velten. Foto: privat © privat

Gießen (rfi). Unter dem Motto »wachet auf ruft uns die Stimme« fand das 67. Mittwochskonzert auf der Euleorgel in Sankt Bonifatius statt. Der Leipziger Meisterorganist Josua Velten spielte ein anrührendes Programm mit Werken von Johann Sebastian Bach, Maurice Duruflé, Felix Mendelssohn Bartholdy und Max Reger zum Advent. Bis auf die Komposition von Maurice Duruflé verarbeiteten fast alle Werke des Abends die Choralmelodie »Wachet auf, ruft uns die Stimme«.

Den Anfang machte die Ouvertüre zum Oratorium »Paulus«von Felix Mendelssohn Bartholdy in einer Orgelfassung. Das Werk beginnt mit dem genannten Choral im Piano und in mittlerer Lage. Dem kontrastierte eine Wiederholung im Diskant. Josua Velten arbeitete diesen Kontrast, der auch einer der Klangfarben ist, klug heraus. Im Folgenden gestaltet der Komponist den Chortal mit kontrapunktischen Gegenstimmen versehen, als unendliche Melodie. Dem schließt sich ein fugierter Abschnitt an, den der Organist transparent musizierte. Mit der Durwendung gegen Schluss erklang ein polyphones Stimmengeflecht von großer Ausdruckskraft. Die große Schlusssteigerung mündete in einer Klangmassierung die der Organist brillant interpretierte.

Anschließend ertönte Maurice Duruflés »Prelude et Fugue sur le nom d’Alain«. In diesem Werk, das in der Tradition der französischen Spätromantik steht, verbreitet der Komponist anfangs wogende Klänge, die an Richard Wagners »Rheingoldvorspiel gemahnen. Josua Velten ließ die Klänge leuchten und musizierte quasi den Lichteinfall in einer französischen Kathedrale. Gegen Ende der Fuge kommt es zu einer Aufsplitterung des Klanges, die in eine orgiastische Schlussapotheose mündet.

Harmonischer Reichtum

Max Reger schrieb in einem Brief über Bachs Kunst: »Glauben Sie mir, all die harmonischen Sachen, die man heutzutage zu erfinden sucht, die hat unser großer unsterblicher Bach schon längst viel schöner gemacht.« Dieser harmonische Reichtum findet sich auch in Bachs sechs »Schübler Chorälen«. Sie folgen satztechnisch dem Modell Choralmelodie und kontrapunktische Begleitung, Josua Velten musizierte transparent und klangschön. Max Regers »Phantasie und Fuge über den Choral »Wachet auf, ruft uns die Stimme«, bildete den krönenden Abschluss des Adventskonzerts. Hier stimmte einfach alles: Die dramatische Wucht der Regerkomposition folgte einer klugen Klangdramaturgie, wie sich schon anhand der in den ruhigen Beginn mehrfach interpolierten Fortissimotakte erfahren ließ. Regers panchromatischer Stil erfuhr durch Josua Velten eine packende Wiedergabe. Am Schluss stand dann die triumphale Wiederkehr der Choralmelodie. Das zahlreiche Publikum bedankte sich mit wahren Ovationen.

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