Mit dem Paket in den Supermarkt

Die Postbank schließt ihre Filiale in der Bahnhofstraße in Gießen. Auch die Kunden von Post und DHL müssen sich umstellen
Gießen . Auf dem Weg zum Zug ein Einschreiben aufgeben oder am Samstagmorgen das tags zuvor verpasste Paket abholen: Seit 1993 muss man sich dafür in die mitunter lange Schlange in der Hauptpost einreihen. Doch damit ist bald Schluss: Weil die Postbank ihre Filiale in der oberen Bahnhofstraße schließt, müssen sich auch die Kunden von Post und DHL umstellen.
Am 28. September können Postbank-Kunden letztmals ihre Bankgeschäfte gegenüber der Alten Post erledigen. Danach müssen sie auf die Filiale in der Neuen Bäue ausweichen. Für die Post dagegen geht es wenige Meter nebenan weiter, jedoch in deutlich kleinerem Rahmen: In dem Lebensmittelmarkt in der Bahnhofstraße 90-92 wird es ab Ende September eine sogenannte Partner-Filiale der Deutschen Post geben.
Nahtloser Übergang
»Es wird nahtlos weitergehen, mehr oder minder an gewohnter Stelle«, betont der für Mittelhessen zuständige Post-Sprecher Alexander Böhm im Gespräch mit dem Anzeiger. Im »Dünya Market« werde es alle relevanten Postleistungen geben - also vom Briefmarkenverkauf, über das Einschreiben bis hin zur Paketaufgabe.
Auch, wenn es für viele Gießener die »Neue Post« oder die »Hauptpost« ist: Offiziell heißt die Anlaufstelle »Postbank Finanzcenter«. »Jede unserer Filialen ist zugleich eine Postfiliale, das hat historische Gründe«, so Postbank-Sprecher Hartmut Schlegel. »Wenn wir eine Filiale schließen, tun wir das erst, wenn die Post einen Ersatz in Form einer Partner-Filiale gefunden hat.« So soll die gesetzlich geforderte Grundversorgung sichergestellt werden. Zur Grundversorgung gehört unter anderem, dass ab 4000 Einwohnern eine Filiale in zusammenhängend bebauten Gebieten in maximal 2000 Metern erreichbar sein muss.
Auch wenn die neue Partner-Filiale deutlich kleiner ausfallen wird, sieht Post-Sprecher Böhm dadurch keine Probleme - denn für die Kunden würden viele Alternativen zur Verfügung stehen. »Es werden immer mehr Paketshops eröffnet, auch in Gießen und Umgebung. Außerdem gibt es immer mehr Packstationen, wo unsere Kunden ihre Pakete hinbringen und abholen können, auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten.«
Apropos Öffnungszeiten: Während das Postbank-Finanzcenter mittags und abends ab 18 Uhr geschlossen hat, können Pakete und Co. in der neuen Partner-Filiale künftig montags bis freitags zwischen 8 und 20 Uhr abgegeben werden. Samstags hat der Lebensmittelmarkt - und damit auch die Post - zwischen 9 und 15 Uhr geöffnet.
Mit einem Aushang informiert die Postbank ihre Kunden bereits jetzt über die Ende September anstehende Schließung. Auch persönliche Anschreiben soll es für die Kunden laut einer Pressemitteilung geben. Hintergrund der Schließung sei das verhänderte Verhalten der Kunden »in Zeiten der Digitalisierung«, heißt es vonseiten der Bank. Das Filialnetz werde kontinuierlich »hinsichtlich seiner Wirtschaftlichkeit und Optimierungsmöglichkeiten« überprüft. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Postbank angekündigt, die Zahl der Geschäftsstellen von etwa 750 in 2021 auf rund 550 in 2023 reduzieren zu wollen.
Wer sich zu Themen wie Baufinanzierung, Altersvorsorge, Privatkrediten und Wertpapieren beraten lassen wolle, könne dies in der Filiale in der Neuen Bäue 2 tun. Hier werde es auch weiterhin die gewohnten Postdienstleistungen geben, außerdem könnte Bargeld ein- und ausgezahlt sowie Überweisungen vorgenommen werden. Auch einen Geldautomaten und ein Serviceterminal gebe es in dieser Filiale. »Auf Wunsch bietet die ›Postbank Finanzberatung‹ die Beratung zu Finanzthemen auch zu Hause an«, heißt es weiter in der Pressemitteilung.
In dem Gebäude in der Bahnhofstraße ist noch ein Verteilzentrum der Deutschen Post für die Gießener Innenstadt untergebracht. Dies ist von der Filialschließung laut Post-Sprecher Böhm jedoch nicht betroffen. »Da bleibt alles wie gehabt.«
Wie es nach dem Auszug der Postbank mit den Räumlichkeiten weiter geht, ist nicht bekannt. Bereits 2008 hatte die Post den rund 10 000 Quadratmeter-Komplex verkauft, der danach noch mehrfach den Besitzer wechselte. Der aktuelle Eigentümer war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
