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Mit Tokio Hotel fing alles an

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Von: Thomas Schmitz-Albohn

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Mezzosopranistin Jana Markovic in der »Gefährlichen Operette«, die am 16. Juli wieder im Stadttheater Gießen zu sehen ist. Fotos: Pfeiffer, Wegst © Pfeiffer, Wegst

Im Porträt: Die aus Serbien stammende Mezzosopranistin Jana Markovic fühlt sich am Stadttheater Gießen bestens aufgenommen. Für ihre Liebe zum Deutschen sorgte einst eine Popband.

Gießen. Sie ist jung, charmant, hübsch und gehört seit dieser Spielzeit fest zum Ensemble des Gießener Stadttheaters. »Hier ist es genauso, wie ich es mir gewünscht habe: Ich habe genug zu tun, und trotzdem ist es nicht so, dass es für mich zu viel wäre«, sagt die Mezzosopranistin Jana Markovic, die bereits in zwei Inszenierungen auf der Bühne zu erleben war: das erste Mal zusammen mit Tomi Wendt und Ben Janssen in der »Gefährlichen Operette« (»Die hat uns allen großen Spaß gemacht«), das zweite Mal in Benjamin Brittens »Sommernachtstraum«, in dem sie als Hermia eine der vier Liebenden spielt.

In ihrer offenherzigen Art wirkt die Sängerin im Gespräch natürlich und völlig ungekünstelt. Diese junge Frau ist gewiss kein Kind von Traurigkeit. Sie macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube, lacht gerne, kommt ohne Umwege zur Sache, und wenn sie ihrem Temperament freien Lauf lässt, sprudeln die Sätze nur so aus ihr hervor. Dabei verblüfft, dass sie als geborene Serbin dermaßen gut deutsch spricht. Auf die Frage »Wie kommt das?« druckst sie zunächst ein wenig herum. »Soll ich es sagen?... Ach, was soll’s, ich sag’s.« Als zwölf-, dreizehnjähriger Teenager sei sie nämlich Fan der deutschen Popband Tokio Hotel gewesen, und allein wegen diesen damaligen Teeniestars habe sie angefangen Deutsch zu lernen. Gleichzeitig wünschte sich das Mädchen, später selbst einmal auf der Bühne zu stehen. An Gesang hatte sie damals jedoch noch nicht gedacht, sondern an die Schauspielerei.

Heute, im Rückblick auf die damalige Zeit, kann sie froh sein, dass sie sich für Tokio Hotel und die deutsche Sprache so begeistert hat, denn ohne das wäre ihre weitere Entwicklung sicher anders verlaufen. Auf eine solide klassische Klavierausbildung konnte sie sich zwar stützen, wusste aber auch, dass es zur Konzertpianistin nicht reichen würde. »So wurde ich von meiner Klavierlehrerin und meiner Mutter nach und nach sanft in Richtung Oper geschoben, wofür ich ihnen heute sehr dankbar bin«, erzählt sie.

Jana Markovic ging nach Deutschland und studierte Gesang an der Hochschule Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, wo sie den Masterstudiengang Oper 2020 abschloss. Dort lernte sie auch die junge uruguayische Sopranistin Julia Araújo kennen, die genau wie sie seit Beginn der Spielzeit Ensemblemitglied am Stadttheater ist. »Hier in Gießen wohnen wir jetzt zusammen«, verrät sie fröhlich lachend.

Seit dem Studium hat sie trotz Corona einige Rollen und Chancen für ihr künstlerisches Weiterkommen nutzen können: vom Sandmännchen in »Hänsel und Gretel« an der Oper Leipzig über Prinz Orlofsky in der »Fledermaus« aus Schloss Bellvedere in Weimar bis zum Debüt als Carmen bei den Sommerfestspielen in Neustrelitz im vergangenen Sommer. Daneben war sie seit 2020 Mitglied des Oberösterreichischen Opernstudios in Linz.

Gießen gefällt ihr, weil es eine Stadt mit jungen Menschen ist, und das Stadttheater gefällt ihr nicht nur wegen der »schönen, kollegialen Atmosphäre«, sondern weil es ihr gute Möglichkeiten zur weiteren Entwicklung bietet. So gibt sie mit der »Gefährlichen Operette« im März ein Gastspiel an der Stuttgarter Staatsoper, und im Mai verkörpert sie in Mozarts »La clemenza di Tito« den Sextus.

Wenn Jana Markovic davon spricht, was die Kunst einer Sängerin ausmacht, kommt sie ins Schwärmen. Ratio, Emotion und der Körper - alle seien gleichermaßen daran beteiligt. »Es wird viel investiert«. Aber wenn man sich dann im Schlussapplaus verneige, spüre man das als eine große Belohnung. Und daran, so könnte sie vielleicht noch hinzufügen, hat es für sie in Gießen bisher nicht gemangelt.

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Jana Markovic Opernsängerin © Red

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