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Mit Wirbeltisch ins Finale

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Ein originelles Objekt hat Johannes Poppe mit seinem Wirbeltisch geschaffen. Foto: Zielinski © Zielinski

Im Gießener »Kinopolis« wurden die besten elf Kreationen von Tischler-Lehrlingen ausgestellt und prämiert. Ins Finale zog auch Johannes Poppe mit seinem Wirbeltisch ein.

Gießen. Eine gute Idee, um junge Menschen für eine Ausbildung zum Tischler zu begeistern, hatte der Landesinnungsverband des Hessischen Tischlerhandwerks: Bereits zum fünften Mal richtete der Fachverband einen Lehrlingswettbewerb für das zweite Lehrjahr aus, bei dem Kreativität und handwerkliches Geschick gleichermaßen gefragt waren. Unter dem Motto »Drunter und Drüber« konnten die Teilnehmer ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Die besten elf Kreationen - drei davon wurden von Tischlerinnen gefertigt - wurden im Gießener »Kinopolis« ausgestellt und prämiert. Den ersten Platz belegte Christian Kiesau aus Frankfurt mit seinem in Stollenbauweise erstellten Nachttisch »For the good sleep«. Der 21-Jährige absolviert seine Lehre bei der Gebr. Jung GmbH in Bad Vilbel.

Platz zwei ging an Leon Fink, der die Jury, bestehend aus Julian Lauth aus Butzbach und Georg Frank aus Biebertal, mit seiner »Bankbar« überzeugen konnte. Der Haunetaler absolviert seine Ausbildung bei der Schreinerei Ralf Stuckardt in seinem Heimatort. Dritter wurde Simon Benjamin Hannes aus Wehrheim, der seine Ausbildung bei der Schreinerei & Pietät Marion Röhrl GmbH in Oberursel macht, mit seinem Exponat »Chaotische Ordnung«.

»Ich hatte gehofft, einen der ersten Plätze zu belegen, aber als ich die Exponate der anderen gesehen habe, war ich sehr beeindruckt«, freut sich der Erstplatzierte Christian Kiesau. Grund zur Freude hatte auch Johannes Poppe, der als Einziger aus dem Landkreis Gießen in die Endauswahl gekommen ist. Dass es diesen Wettbewerb gibt, hat er von seiner Berufsschule, der Theodor-Litt-Schule, erfahren. »In meiner Klasse haben alle ein Objekt entworfen und wer wollte, hat seinen Vorschlag eingesendet«, erzählt der 29-Jährige. »Ich habe einige Zeit nachgedacht und mich dann für den Wirbeltisch entschieden«, erinnert er sich. »Mein erster Gedanke war der einer Bewegung im Werkstück. Es schien mir der Thematik entsprechend passend, wenn sich etwas hoch und runter bewegen würde. Die Idee des sich kreisenden Schranks war geboren. Besonderheit des Schranks ist, dass die darin liegenden Kästen verborgen sind. Sie werden durch Drücken eines Tasters gedreht, sodass immer nur ein Kasten zugänglich ist. Die Bewegung hierbei gleicht der eines Riesenrades«, beschreibt er sein Objekt.

Die Technik hinter dem Schrank ist für den Betrachter nicht erkennbar. So ahnt man nicht, dass Poppe 20 verschiedene Materialien verwendet hat. Die Gesamtkosten schätzt er auf etwa 500 Euro. Für die nette Dekoration in den vier Schaukästen habe seine Freundin Sorge getragen. Bevor er sich für die Ausbildung zum Schreiner entschieden hat, studierte Johannes Poppe Lehramt. »Aber ich wollte dann doch lieber was Praktisches machen und habe noch während eines Praktikums meinen jetzigen Ausbildungsplatz bekommen.« Seine Lehrzeit konnte er von drei auf zwei Jahre verkürzen.

»In unserem Beruf kann ein Auszubildender seiner Kreativität freien Lauf lassen«, betonte Wolfgang Kramwinkel, Landesinnungsmeister der Tischler Hessen. Der Wettbewerb habe deutlich gezeigt, was so alles hinter dem Beruf des Tischlers stehe. »Jedes Ausstellungsstück ist ein absolutes Unikat.« »Handwerk kann man nicht am Bildschirm lernen. Deswegen freue ich mich umso mehr, dass Ausbildung endlich wieder in vollem Umfange möglich ist«, erklärte Dr. Mandy Pastohr, Abteilungsleiterin Außenwirtschaft, Mittelstand, Berufliche Bildung, Technologie und Innovation im Hessischen Wirtschaftsministerium.

»Der Wettbewerb bietet jungen Menschen eine gute Bühne, ihre Kreativität öffentlich unter Beweis zu stellen. Hinter jeder kleinen Idee steckt eine Lebensgeschichte«, unterstrich Gießens Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher. »Dass die Leistung eines Auszubildenden maßgeblich von seinem Ausbildungsbetrieb abhängt«, hob Joachim Wagner von der Handwerkskammer Wiesbaden hervor. »Wenn ich diese Exponate sehe, mache ich mir um die Zukunft des Tischlerhandwerks keine Gedanken mehr«, freut sich Hermann Hubig von »hessenTischler«.

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