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Nächster Gang in der nächsten WG

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Von: Emma Kremer

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Zufriedene Gesichter: Der Hauptgang ist offensichtlich nach dem Geschmack der bunt zusammengewürfelten Teilnehmer. Foto: Kremer © Kremer

Mehr als 500 Teilnehmer zählt die Aktion, die meisten davon sind Studierende. Über eine Website konnte man sich als Paar oder alleine anmelden, die Einzelteilnehmer werden zusammengewürfelt.

Gießen . Bereits vor der Wohnung riecht man: hier wird gekocht! Lecker gekocht! Malis und Lara öffnen die Tür, sie laden heute vier Teilnehmer der Aktion »Gießen kocht«, die von der Initiative »Spinfood« in jedem Semester organisiert wird, in ihre WG ein. Ihre Aufgabe ist die Vorspeise, später gehen sie dann zu einem anderen »Koch-Pärchen« für den Hauptgang, danach wird dann noch einmal für das Dessert gewechselt. Wer welchen Gang zugeteilt bekommt, ist zufällig.

»Eigentlich war die Idee, dass wir so ein bisschen italienisch kochen«, erzählt Malis und serviert neben Feigenpaste mit Fladenbrot noch Schafskäse-Zucchini-Häppchen und mit Tomaten und Mozzarella überbackene Auberginen. Auch der selbstgemachte Aperol Spritz kommt bei ihren Gästen gut an. Im Voraus konnten die Teilnehmer angeben, ob sie Allergien oder Unverträglichkeiten haben, in den meisten Fällen landen auch die Vegetarier oder Veganer zusammen in einer Gruppe. »Man lernt dann an dem Abend, wenn’s gut läuft, 13 neue Leute kennen«, erklärt Elias, der mit seiner Kochpartnerin Vanessa für den nächsten Gang zuständig ist, das Prinzip.

Kennenlernen am Kochabend

Mehr als 500 Teilnehmer zählt die Aktion dieses Mal, die meisten davon sind Studierende. Über eine Website konnte man sich als Paar oder alleine anmelden, erzählt Vanessa, die Einzelteilnehmer werden dann nach dem Zufallsprinzip zusammengewürfelt. In der Regel landen eine Frau und ein Mann in einem Team. Viele lernen sich dadurch erst am Kochabend selbst kennen, oft eine Stunde, bevor das Essen losgeht, um vorzubereiten. Natürlich kann man sich aber auch schon vorher treffen, so haben sie und Elias zum Beispiel bei einem gemeinsamen Eis ihr Gericht geplant. Nach ungefähr zwei Stunden, nachdem die leeren Vorspeiseteller weggeräumt und die Rezepte ausgetauscht sind, beginnt die allgemeine Aufbruchstimmung, denn nun heißt es: Auf zur nächsten WG für den Hauptgang. Von den Initiatoren klug koordiniert, sind die Wege zwischen den Wohnungen der einzelnen Teams möglichst kurz, sodass die meisten mit dem Fahrrad nur zehn Minuten zum nächsten Ziel brauchen.

Was es zu essen gibt, erfährt man erst, wenn man ankommt, ein Motto oder Überthema gibt es nicht. So kann von Grünkernsuppe über Burger bis hin zu Lasagne alles dabei sein, ganz nach Vorliebe der Köche. Neben dem guten Essen und Spaß beim Kochen ist die Aktion auch ideal, um »Leute außerhalb des eigenen Studiengangs kennenzulernen«, meint Anna, die Psychologie an der JLU studiert. Natürlich kann es auch sein, dass man mal in einer Gruppe landet, wo es nicht zu hundert Prozent passt.

Das sei aber bisher kaum passiert und im Notfall verbringt man ja höchstens zwei Stunden miteinander. Tatsächlich kommt es aber auch vor, dass sich die Haustür öffnet und plötzlich ein bekanntes Gesicht davorsteht, schließlich machen viele nicht zum ersten Mal mit. »Warst du nicht der, der letztes Jahr schon so krass gekocht hat?«, erkennt man sich wieder, oder: »Ihr hattet so eine richtig coole WG! Wohnst du da noch?« Durch die bunte Mischung an Leuten laufen die Gespräche in viele verschiedene Richtungen, manchmal bleibt es auch nicht nur dabei: »Sorry für die Verspätung, wir mussten noch ein Bierpong-Turnier gewinnen«, entschuldigt sich Nils, als er und seine Partnerin Melin für das Dessert eintrudeln. Es erwartet sie frisches Obst und »Schichtdessert«, das Christian und Julia zusammen vorbereitet haben.

Während der nächsten Stunde entsteht eine angeregte Diskussion darüber, ob nun das Dessert von Julia oder das von Christian besser sei, dazu muss natürlich alles getestet werden. Pappsatt klingt das Essen mit ein, zwei Gläschen Wein oder einem Absacker aus, bevor sich die Gruppe gemeinsam ins Muk zur Aftershow-Party aufmacht. Welche Musik dort laufen wird oder wie man unter der Woche ohne Nachtbus wieder nach Hause kommt, sind Sorgen für später. Irgendeine Lösung findet sich immer, schließlich hat man im Laufe des Abends ja viele Leute kennengelernt.

Beim gemeinsamen Anstehen in der Schlange erkennen und begrüßen sich die Teams. Der Austausch darüber, wer welche Köstlichkeit zum Dessert hatte, leitet den Ausklang in den Abend würdig ein.

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