Natur auf der Leinwand
Gießen. Braune Erdtöne, helles Ocker, ein dunkles Anthrazit: Das sind die Farben, aus denen die Bilder von Sandrine Guyat zusammengesetzt sind. Dabei handelt es sich nicht um beliebige Öl- oder Acrylfarben, sondern ausschließlich um nachhaltige und ungiftige Naturfarben, selbst zusammengesucht und verarbeitet von der Künstlerin. Genau das ist das Markenzeichen der 24-Jährigen, die ihr Atelier in einer alten Gießener Lagerhalle eingerichtet hat.
Ihre Bilder waren bereits im Café «Zeitlos« und im »Auch Schön-Shop« zu sehen, die nächste Ausstellung findet im August bei »Schwätzer und Söhne« statt. Am 10. und 11. September sind die Gemälde von Sandrine Guyat dann auch bei der Veranstaltungsreihe »Kunst in Licher Scheunen« zu sehen.
Sandrine Guyat stammt aus Gießen, den französischen Namen hat sie von ihrem Vater erhalten. 2017 legte sie ihr Abitur an der Ricarda-Huch-Schule ab. Anschließend ging es mit dem Auto quer durch Kanada, wo die junge Frau die für sie überaus faszinierende Natur erkundete. Zurück in Gießen begann sie ein Studium des Fachs »Social Media Systems« an der Technischen Hochschule Mittelhessen. Derzeit ist sie im vorletzten Semester ihres Studiums, doch sie hat bereits eine Reihe von geschäftlichen Aufträgen erledigt. Für den Hessischen Rundfunk beispielsweise hat sie Vorschaubilder für die Mediathek angefertigt. Zu erkennen ist ihre Professionalität auch an ihrer eigenen, fantasievoll gestalteten Website.
Vom Pferd zur Abstraktion
Die Liebe zur Kunst, und ebenso die Liebe zur Natur, begleiten sie schon ihr ganzes Leben. »Ich habe schon immer gemalt, aber als kleines Mädchen waren es eher Pferde und Elefanten, während ich jetzt mit meinen Naturfarben abstrakte Bilder fertige«, erzählt Sandrine Guyat.
Auf ihrer Website ist zu lesen: »Irgendwann sind mir die verschiedenen Erdtöne aufgefallen, und so beschloss ich, daraus meine eigenen Farben herzustellen. Daraus entstanden Bilder, die ganz anders sind als die mit Acrylfarbe. Später wurde mir der Schutz der Natur wichtig. Deshalb beschloss ich, mich auf nachhaltige Farbherstellung und nachhaltige Kunstwerke zu spezialisieren.«
Vor etwa zwei Jahren wurde sie durch ein YouTube-Video inspiriert, ihre eigenen Farben aus natürlichen Materialien wie Erde, Kohle, Asche und Steinen herzustellen. Doch der Umweltschutz ist ihr nicht nur in Sachen Kunst wichtig. Seit acht Jahren ernährt sie sich vegetarisch, die vergangenen vier Jahre zum Großteil auch vegan.
Begeistert erläutert sie im Gespräch, wie sie die Farben gewinnt: Die Materialien wie Steine oder Erde muss sie zunächst in der freien Natur sammeln. Gern verwendet sie rote Erde aus der Rhön. Das zusammengetragene Material wird dann durch Mörsern und mehrfaches Sieben in Pigmente zerlegt. »Später mische ich sie mit einem nachhaltigen und ungiftigen Acrylmedium und bringe sie auf die Leinwand. Daraus entstehen schließlich nachhaltige Kunstwerke mit abstrakten Motiven, die die Natur in die Räume der Menschen zurückbringt.« Ein Arbeitsprozess, der extrem aufwendig und oft sehr mühsam ist, aber eben auch außergewöhnlich naturverbunden. »Meine Kunst passt überall dort hervorragend hin, wo ein Gefühl der Geborgenheit und Sicherheit vermittelt werden soll, denn die Farbe Braun wird mit diesen Werten assoziiert«, erklärt die junge Künstlerin.
Natürliche Farben selbst herstellen
So hat Sandrine Guyat neben ihrem Studium und Auftragsarbeiten im Bereich Social Media bereits eine Reihe von Bildern fertiggestellt und verkauft.
Natürliche Farben selbst herstellen, auch das kann man bei Sandrine Guyat lernen. Auf ihrer Website jedenfalls bietet sie ein Workbook an, in dem sie die Arbeitsschritte im Einzelnen erläutert. Nähere Informationen gibt es im Internet unter www.theartoneout.de.