Neue Grundschule für Wieseck

Die aus allen Nähten platzende Weiße Schule in Gießen-Wieseck soll schon in zwei Jahren eine Außenstelle erhalten. Ein Grundstück gibt es dafür auch. Mietkosten: 34 500 Euro pro Monat.
Gießen . So ändern sich die Zeiten: Vor einem Vierteljahrhundert protestierten in manchen Kreisdörfern die Menschen noch gegen die Schließung der Schule, weil deren Unterhalt mangels Nachwuchs finanziell nicht mehr tragbar war. Heute platzen dagegen Grundschulen aus allen Nähten und auf vielen Pausenhöfen stehen statt spielender Kinder Container, um mehr Platz zu schaffen. In Wieseck wird jetzt gleich eine ganz neue Grundschule gebaut, wie die zuständige Dezernentin Astrid Eibelshäuser bei der Magistratspressekonferenz mitteilte.
Spätestens ab dem Schuljahr 2024/25 kommt die Weiße Schule an ihre Kapazitätsgrenze. Schulleiter Hans Rosenbaum hatte bei einem Ortstermin im April vergangenen Jahres von einer »dramatischen Lage« gesprochen. Derzeit besuchen 277 Kinder in 13 Klassen die Wiesecker Grundschule. Im nächsten Schuljahr werden es schon 293 sein und 2024/25 über 300. Zudem besteht zusätzlicher Raumbedarf wegen der seit diesem Jahr verpflichtenden Vorlaufkurse für zugewanderte Schülerinnen und Schüler, die einen festgestellten Förderbedarf für das Erlernen der deutschen Sprache haben. Und bereits jetzt blockiert zum Verdruss von Schülern und Lehrern ein zweigeschossiger Container den Schulhof. Es gibt also nicht nur Handlungsbedarf, sondern es herrscht auch Zeitdruck.
Nur die Lehrer müssen pendeln
Zwar soll die neue Grundschule formal nur als Außenstelle der Weißen Schule fungieren, mit vier Klassen, eigener Mensa und Bibliothek aber unabhängig vom »Mutterschiff« sein. »Pendeln werden jedoch lediglich die Lehrerinnen und Lehrer«, verspricht Eibelshäuser. Wichtig war also, ein günstiges Grundstück in Wieseck zu finden, das nicht weit entfernt von der Weißen Schule liegt. Das ist nun im Kiesweg gelungen.
Auf einem unbebauten Grundstück gegenüber der Zaug gGmbH soll bis zum Sommer 2024 ein Schulgebäude in Holzmodulbauweise entstehen. Das Grundstück und das noch zu errichtende Gebäude möchte die Stadt für vorerst 15 Jahre von der WFF Immobilien Gießen GmbH & Co. KG anmieten, die dafür jeden Monat 34 500 Euro an Kaltmiete erhält.
Verworfen wurden dagegen mögliche Standorte an der Friedrich-Ebert-Schule und am Bürgerhaus Wieseck. Während gegen die erste Alternative vor allem der ökologische Wert des Grundstücks - eine Streuobstwiese mit wertvollem Baumbestand - sprach, hätte am Bürgerhaus aufgrund baurechtlicher Hürden frühestens 2026 mit dem Bau begonnen werden können.
Insgesamt wird das Areal der neuen Schule 3900 Quadratmeter umfassen, von denen 1400 Quadratmeter eingeschossig und ohne Unterkellerung bebaut werden. Das energiesparsame Gebäude mit Außen- und tragenden Innenwänden in Massivholzbauweise soll in einer Kombination aus Fernwärme und einer Wärmepumpe beheizt werden. Zusätzliche Energie würde durch eine Photovoltaik-Anlage gewonnen.
Neben vier Klassenräumen mit jeweils eigener Terrasse gehören unter anderem eine Mensa, eine Bibliothek sowie ein Kunst- und Musikraum zu dem neuen Gebäude. Büros und Besprechungsräume sind ebenfalls eingeplant.
Astrid Eibelshäuser betont, dass der Mietvertrag auch die Kosten des Architekten, die Gestaltung und Ausstattung der Außenanlagen, Hausmeisterarbeiten und mögliche Rückbaukosten umfasst. Durch eine Kaufoption sichere sich die Stadt obendrein die größtmögliche Flexibilität, unabhängig davon, ob die Schülerzahlen in den kommenden Jahren weiter steigen oder wieder sinken werden.
Von einer Außenstelle würde auf jeden Fall die Weiße Schule profitieren, denn dann könnten die provisorischen Klassenräume in den Containern wieder abgeschafft werden und die Kinder hätten wieder den ganzen Schulhof für sich. Ob die neue Schule schließlich Wirklichkeit wird, muss jetzt die Stadtverordnetenversammlung entscheiden.
Museumsbeirat
Ebenfalls muss das Parlament sein Votum über einen Museumsbeirat für das Oberhessische Museum Gießen abgeben, das derzeit ja nicht nur umgebaut, sondern in seiner ganzen Konzeption neu strukturiert wird. Das neue Konzept für einen besseren Zugang zu den historischen Schätzen der Stadtgeschichte ist Ende 2022 abgeschlossen worden. Seine Umsetzung könne durch den Museumsbeirat unterstützt werden.
Angehören sollen diesem neuen Gremium neben Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher auch Kulturamtsleiter Dr. Stefan Neubacher, Museumsleiterin Dr. Katharina Weick-Joch, die Geschäftsführung des Museumsverbandes Hessen, die Geschäftsführung der Gießen Marketing GmbH, der Vorsitzende des Kulturausschusses und Landrätin Anita Schneider.