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Neuer Raum für die Kultur

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Haben in diesem Jahr viel vor: Die Mitglieder der Raumstation3539. Foto: Gauges © Gauges

Das Team der Gießener Raumstation3539 stellt aktuelle Pläne vor: Leerstand soll kreativ genutzt werden, neue Veranstaltungen sind geplant, der Kulturgewerbehof bleibt die größte Baustelle.

Gießen. Das Team ist gewachsen, die selbstgestellten Aufgaben auch: Die Raumstation3539 versucht nach dem Ende der Corona-Beschränkungen nun mit neuem Schwung, Künstler und Kunstschaffende zu unterstützen, um die Stadt »schön zu schaffen«, wie ihr Motto lautet. Bei einem Pressegespräch berichteten die Mitglieder Heike Meister, Jan Buck und Hagen Reier vom Stand der Dinge.

Die Ausgangslage für das Kulturleben sei nicht einfach. Die lange Pause, steigende Lebenshaltungskosten, fehlendes Publikum: »Viele freischaffende Künstler haben Angst, zu investieren - Zeit wie Geld«, berichtet Vorstandsmitglied Jan Buck. Einiges an künstlerischem Engagement sei zwischenzeitlich versandet. Um Hilfestellung zu leisten, versucht die Gruppe daher verstärkt, leerstehende Räumlichkeiten für eine Zwischennutzung an Künstler zu vermitteln. »Unser Gefühl ist, das wir noch stärker als Ansprechpartner für beide Seiten fungieren sollten, um vor allem zögerliche Immobilienbesitzer von dem Projekt zu überzeugen«, sagt Heike Meister. Es geht darum, ungenutzte Räumlichkeiten für eine Übergangszeit zu vermieten, an Einzelne wie an Gruppen. Sie zahlen dann zwar keine Miete, sondern nur die Umlagen. Dafür aber beleben sie die ungenutzten Orte, verhindern Verfall und Vandalismus und beleben zugleich das Stadtbild. Durch kurzfristige Verträge bleibe das Risiko für beide Seiten gering.

Wer also Räume sucht, anzubieten hat oder Hinweise auf Leerstand geben kann, soll sich bei der Raumstation melden. Denn gerade junge Künstler überlegen sich derzeit zwei-, drei-, fünfmal, ob sie sich etwa ein eigenes Atelier leisten sollen und können«, sagt Buck. Zumal auch das Publikum nur zögerlich zurückkehre.

Daher will die Raumstation auch selbst wieder mehr als Veranstalter auftreten. Die entsprechende Abteilung wurde um zwei Mitarbeiter aufgestockt, mit denen für Lesungen, Partys oder Kinoabende angeboten werden. Zudem werden die in Eigenregie betriebenen Objekte auch weitervermietet, darunter die gemütlich eingerichtete Anschlussverwendung (Grünberger Straße) sowie der Prototyp, in dem auch Coworking-Plätze zu vergeben sind.

Verstärkt bemühen will sich die Raumstation auch um die Zusammenarbeit mit dem Umland der Stadt. »Die Kultur hört ja nicht am Stadtrand auf«, sagt Hagen Reier. Doch streng genommen könne man nicht weiterhelfen, wenn etwa ein in Linden wohnender Künstler ein von der Stadt gefördertes Atelier in der Innenstadt beziehen möchte oder Gießener Kunstschaffende »das Heuchelheimer Gelände von Rinn & Cloos ins Auge fassen«, wie Heike Meister erzählt.

Um verstärkt auf das eigene Engagement hinzuweisen, wurde die Reihe »Urbanautik im Gespräch« ins Leben gerufen, die in unregelmäßigen Abständen in der Anschlussverwendung stattfindet. Zuletzt gab es etwa zwei Social-Media-Workshops. Nächster Gast ist am 9. Februar (19 Uhr) die Frankfurter Kommunikationstrainerin Aida Ben Achour, die über »Die gläserne Decke in der Kreativwirtschaft« und migrantische Themen spricht. Wichtig ist es der Raumstation, alle Gießener anzusprechen, die mit den Themen Kunst und Kultur zu tun zu haben. »Wir haben da quasi für jeden etwas im Programm«, unterstreicht Hagen Reier.

Er ist zudem in Zusammenarbeit mit der Stadt als Projektmanager für die größte Baustelle der Genossenschaft zuständig: den Kulturgewerbehof, der in der Alten Feuerwache entstehen soll. Alle Arten der Kultur sollen dort ebenso wie innovatives Gewerbe ein Zuhause finden. Derzeit werde an der räumlichen Struktur der Immobilie gearbeitet, bis Ende des Jahres soll eine Basis für die zukünftige Gestaltung entstehen. Als wichtiger Ankermieter ist das Technologie- und Innovationszentrum Gießen (TIG) im Gespräch, um das sich viele kleinere Akteure sammeln könnten. »Da muss allerdings noch viel gemacht werden.« Reier rechnet mit einer Fertigstellung des Gebäudes bis 2025/26.

Die Raumstation3539 eG ist ein genossenschaftlich organisierter Zusammenschluss von kulturellen und sozialen Initiativen, von Künstlen, Kreativen, Start-up-Unternehmern und anderen Engagierten wie es in der Selbstbeschreibung heißt. Ziel ist es, die Stadt durch persönliches Engagement und Ideenreichtum zu einem lebenswerteren Ort zu machen. Weitere Infos unter www.raumstation3539.net. (bj)

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