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Neun-Euro-Ticket als »gute Aktion«

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Die Stadtwerke Gießen verbinden mit der Einführung des Neun-Euro-Tickets die Hoffnung, Kunden »von den Vorteilen des ÖPNV zu überzeugen«. Am 1. Juni soll es losgehen.

Gießen (bl). Bei Lebensmitteln und an der Zapfsäule sind die steigenden Preise besonders zu spüren. Um die Bürgerinnen und Bürger zu entlasten, soll nach dem Willen der Bundesregierung unter anderem der Öffentliche Personennahverkehr für 90 Tage günstiger werden. Die Stadtwerke Gießen (SWG) und die Mit.Bus GmbH stellen sich darauf ein, dass es wie geplant zum 1. Juni losgeht. Dann können sich auch die Gießenerinnen und Gießener für neun Euro pro Monat eine Karte kaufen »und beliebig viele Fahrten im Nah- und Regionalverkehr unternehmen«, kündigt der Leiter Kunden-Services, Matthias Acker, auf Anfrage des Anzeigers an. Das Einzelticket ist dadurch wohl zumindest temporär eher unattraktiv.

Wann der Verkauf beginnt, steht noch nicht fest. Es sei damit zu rechnen, dass dies ab Ende der 20. Kalenderwoche - also zwischen dem 16. und 22. Mai - geschieht, weil der Bundestag zu diesem Zeitpunkt die Finanzierung abschließend regeln wolle, so Acker. Die Tickets werden bundesweit erhältlich und gültig sein, der Vertrieb laufe online ab, um den administrativen Aufwand zu reduzieren. Sie sollen aber ebenfalls am Fahrkartenautomaten und persönlich in den Kundenzentren, zum Beispiel in der SWG-Mobilitätszentrale am Marktplatz oder in der Vertriebsstelle des Rhein-Main-Verkehrsverbundes (RMV) am Bahnhof, erworben werden können.

Auf Bedarf reagieren

Inhaber von Jahreskarten und Zeitkarten-Abonnenten müssen sich nun übrigens nicht ärgern, auch sie sollen nämlich profitieren. Ob der monatliche Abbuchungspreis auf neun Euro gesenkt wird oder eine Erstattung erfolgt, werde aktuell geprüft. Eine Vertragskündigung sei nicht erforderlich, um das spezielle Angebot in Anspruch nehmen zu können. Die Kosten für das dreimonatige Experiment trägt der Bund. Gegenüber der ÖPNV-Branche sei jedenfalls die Zusage gemacht worden, die Einnahmeeinbußen vollständig auszugleichen.

Aus Sicht der SWG handelt es sich »grundsätzlich um eine gute Aktion«. Neben dem angestrebten Ziel, einen Anreiz zum Energie- und Spritsparen zu schaffen, könnten potenzielle Neukunden von den Vorteilen des ÖPNV überzeugt werden. »Das attraktive Angebot ist sicherlich auch geeignet, Kunden zurückzugewinnen, die aufgrund der Corona-Pandemie Alternativen für die ÖPNV-Nutzung gesucht haben«, vermutet Matthias Acker. Kritisch sei indes anzumerken, »dass es zu Problemen kommen kann, wenn viele Menschen gleichzeitig auf den ÖPNV umsteigen, da Personal, Fahrzeuge und Infrastruktur kurzfristig nicht beliebig erweiterbar sind«. Trotzdem werden die SWG mit ihrem Fahrgastzählsystem und der Fahrgastprognose »die Entwicklung genau beobachten und im Rahmen der Möglichkeiten entsprechende Maßnahmen ergreifen«.

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