Nicht mehr nur »reine Männersache«

Beim Kommersabend des Jubiläums 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr, 50 Jahre Jugendfeuerwehr und 15 Jahre Minifeuerwehr, lobte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher den vollzogenen Wandel.
Gießen . »Die Freiwillige Feuerwehr zu Wieseck bezweckt die Rettung des bedrohten Lebens und Eigentums der Mitmenschen bei Feuergefahr«, heißt es im Paragrafen 1 der Satzung der Feuerwehr im Gründungsjahr 1923. Die Feuerwehrarbeit war eine reine Männersache und aufgenommen wurde nur »jeder unbescholtene Mann, der in Wieseck wohnt, körperlich befähigt ist und das 20. Lebensjahr zurück gelegt hat«.
Verlässliche Konstante
Beim Kommersabend des Jubiläums 100 Jahre Freiwillige Feuerwehr, 50 Jahre Jugendfeuerwehr und 15 Jahre Minifeuerwehr, das jetzt zwei Jahre später gefeiert wurde, sagte Oberbürgermeister und Brandschutzdezernent Frank-Tilo Becher, die Feuerwehr habe einen großen Wandel mitgemacht. Inzwischen gibt es viele Frauen in der Feuerwehr. Nach der alten Satzung mussten sich die Mitglieder fünf Jahre zum Dienst am Nächsten verpflichten. Mittlerweile ist diese Verpflichtung entfallen. Die Wiesecker Wehr bezeichnete Becher als »verlässliche Konstante für den Brand- und Bevölkerungsschutz«. Die Jugendfeuerwehr zu gründen, sei »eine wunderbare Entscheidung gewesen, die Feuerwehr in das junge Alter zu legen. Hätte man es vor 50 Jahren nicht getan, müsste man es heute tun«.
»Ein starker Chor«, lobte der OB den Auftritt der Einsatzkräfte gemeinsam mit der Sängervereinigung Wieseck unter der Leitung von Armin Plewa-Moormann. »Wir sind ein starkes Team«, bekundeten die Sänger zur Eröffnung und versicherten: »Wir helfen in der Not und geben alles, das ist klar«. Die Vereinsvorsitzende Susanne Möll sagte den zahlreichen Gäste im Bürgerhaus, in den Chorproben der vergangenen Wochen sei versucht worden, allen das Singen beizubringen. Die Gäste im Saal zeigten sich begeistert und sparten nicht mit Applaus.
Für die Wehrführung hieß Wehrführer Burkhard Bellof die Gäste willkommen. Mit einer Präsentation ließ er die Geschichte der Feuerwehr Revue passieren. Nach der Kreisfeuerwehrlöschordnung mussten die Wiesecker nicht nur vor ihrer eigenen Haustür löschen, sondern ihr Gebiet ging bis nach Heuchelheim. 1939 sei »Wissich« »leider zu Gießen« gekommen, bedauerte er.
Bellof äußerte auch Kritik: »Heute platzen wir aus allen Nähten, das Feuerwehrgerätehaus ist 32 Jahre alt und hat schon einige Mängel.« Die Duschen funktionieren nicht und der Hallenboden ist defekt. Zu wünschen übrig lasse auch die Reinigung. »Wenn es im Rathaus solche Zustände gäbe, wären die schon lange beseitigt!« Das sorgte für langanhaltenden Beifall. Bellof machte das Angebot, mit den Politikern und dem Amt für Brandschutz zu den Missständen einen Termin zu vereinbaren.
»In Wieseck steht der Brandschutz gut da«, bescheinigte die Leiterin vom Amt für Brand- und Bevölkerungsschutz, Martina Klee der Einsatzabteilung. Die Freiwilligen Feuerwehren stellten sich tagtäglich in den Dienst am Menschen, im Dienst der öffentlichen Feuerwehr selbst oder im Verein zur Unterstützung der wichtigen Aufgaben.
Stadtbrandinspektor Jörg Bindhardt überbrachte die Grüße und Wünsche der Gießener Freiwilligen Feuerwehren, die auch mit Abordnungen vertreten waren. Sascha Bellof wurde für seine zehn Jahre als Leiter der Jugendfeuerwehr gedankt. »Kommt immer wieder unversehrt von den Einsätzen zurück«, wünschte Susanne Möll den Frauen und Männern.
Ortsvorsteher Michael Oswald, selbst Feuerwehrmann, sprach von »einer hervorragenden Truppe, die man vermisst, wenn man nicht mehr dabei ist«. Petra Wagner von der Sängervereinigung Wieseck dankte der Feuerwehr für die gute Zusammenarbeit, als Geschenk überreichten die Sänger Nebelfluid für die Nebelmaschine. Für den Kreisfeuerwehrverband Gießen sprach Vorstandsmitglied Roland Kraus. Musikalisch gestalteten die Band »Drei zu Null« und die Sängervereinigung Wieseck den festlichen Abend.