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»Nieder mit dem Patriarchat«

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Flagge zeigen für Frauenrechte: Rund 70 Teilnehmerinnen kommen zur Kundgebung der Bethnahrin Frauen Union auf den Kirchenplatz. Foto: Czernek © Czernek

Die Bethnahrin Frauen Union fordert bei einer Kundgebung in Gießen die »gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen«. Bestehende Ungleichheiten müssten beseitigt werden.

Gießen. »Gemeinsam gegen Ungerechtigkeiten stark machen« - unter diesem Motto trafen sich die Anhängerinnen der Bethnahrin Frauen Union (BFU) am Samstag auf dem Kirchenplatz, um ihre »Solidarität mit allen Frauen auszudrücken, die ihre Stimme nicht erheben können«, wie Manuela Demir in ihrer Begrüßung betonte. Die BFU wurde 2002 gegründet. Ihr Ziel ist es, alle Frauen zu vernetzen, die aus dem Kulturkreis der Suryoye-Assyrer stammen und sich für eine friedfertige, gleichberechtigte Gesellschaft engagieren.

In ihren Grußworten gingen Tibelya Ahron (Vorsitzende BFU Europa), Türkan Ucar (European Syriac Union), Rüla Önalan (Alevi Kültur Dernegi Kadinlar Kolu Baskani), Ronak Athto Mtaksato (Mashalonitho HNB Irak) und Rüya Önalan (Alevitische Kulturgemeinde Gießen) auf die schwierige Situation der Frauen vor allem im Nahen Osten und in Afghanistan ein. Dabei gaben sie sich kämpferisch und entschlossen. »Wenn wir uns unserer Stärke bewusst sind, sind wir unbesiegbar. Unsere Zeit ist gekommen: Nieder mit dem Patriarchat«, rief Tibelya Ahron und erhielt kräftigen Beifall. Eindringliche Worte fand auch Semira Sare. In ihrer Rede ging die Juristin auf die bestehenden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen ein und hob hervor, dass Frauen täglich Opfer von Menschenhandel, Zwangsheirat und sexualisierter Gewalt würden. Den Grund für diese Probleme sieht sie in den immer noch existierenden patriarchalen Strukturen, die den Tätern die Taten erst ermöglichten. »Frauen haben einen Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe in allen Lebensbereichen. Frauenrechte sind Menschenrechte. Überall, wo Frauen unterdrückt und entrechtet sind, werden auch demokratische Rechte wie Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit und Menschenrechte missachtet«, so Sare.

Aus der Politik ergriffen Jana Widdig (Grüne), Nina Heidt-Sommer, Dr. Melanie Haubrich und Eva Saarbourg (alle SPD) das Wort. Laut Nina Heidt-Sommer »müssen wir erreichen, dass es selbstverständlich wird, dass qualifizierte Frauen verantwortungsvolle Jobs übernehmen und dass sie darin genauso viel verdienen wie ihre männlichen Kollegen«. Es gebe keine freie Gesellschaft ohne starke und gleichberechtigte Frauen. Zugleich verwies sie darauf, dass der Internationale Frauentag ins Leben gerufen worden sei, damit alle Frauen auf der Welt an diesem Tag gemeinsam für Gleichheit kämpfen.

Melanie Haubrich beklagte, wie häufig Frauen noch immer Opfer von Gewalt und Femiziden - also der Tötung aufgrund ihres Geschlechts - würden, auch in Europa und in Deutschland. Zudem mahnte sie, dass Rechte auch wieder zurückgedreht werden könnten. Wie schnell dies geschehe, zeige sich gerade in Afghanistan. Eva Saarbourg, die Ortsvorsteherin von Watzenborn-Steinberg ist, ermutigte alle Frauen, sich politisch zu engagieren. »Politik braucht Frauen, um Hürden zu sprengen.«

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