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Nun sind die Pferde dran

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Von: Eva Pfeiffer

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Ein Gebäude fertig, los geht es mit dem nächsten: Am Campus Seltersberg gab es den Spatenstich für das Operations- und Diagnostikzentrum für die Pferdeklinik. Foto: Pfeiffer © Pfeiffer

Drei Jahre nach dem Umzug wurde die neue JLU-Kleintierklinik in Gießen offiziell eingeweiht. Auf der Baustelle nebenan kappte der Bagger derweil die Stromleitung

Gießen . Fast 13 Jahre lagen zwischen der Genehmigung für den Neubau der Kleintier- und Vogelklinik der Justus-Liebig-Universität (JLU) und dem Einzug Anfang 2020. 13 Jahre, in denen allerhand schief gelaufen ist: Ärger mit Planungsbüros, falsche Käfige und Keime in den Wasserleitungen waren nur einige der Probleme. Aber nicht nur auf den Umzug mussten die Veterinärmediziner lange warten. Auch die offizielle Einweihung fand coronabedingt erst mit über drei Jahren Verspätung am gestrigen Freitag statt - konnte dann aber direkt mit dem Startschuss auf der nächsten Baustelle verbunden werden. Nur wenige Meter vom Neubau entfernt, entsteht ein neues Operations- und Diagnostikzentrum für die Pferdeklinik.

»Dem Ruf angemessen«

Die Gießener Veterinärmedizin habe nun »eine ihrem Ruf angemessene Behausung«, lobte Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher (SPD). Rund 83 Millionen Euro hat das Land Hessen über das Hochschulbauprogramm »Heureka« in den Neubau investiert, fünf weitere Millionen wurden für die Geräteausstattung fällig. Dies sei »ein klares Bekenntnis zum tiermedizinischen Standort Gießen«, so der Rathauschef. In dem viergeschossigen Gebäude sind unter anderem Behandlungs- und OP-Räume, Stallungen und Volieren sowie Labore für Kleintiere, Reptilien und Vögel untergebracht.

»Jeder, der Haustiere hat, weiß: Es sind fast Familienmitglieder«, sagte Finanzminister Michael Boddenberg (CDU). »Es ist wichtig, dass man sie wohlbehalten versorgt weiß.« Die Veterinärkliniken in Gießen seien zentraler Anlaufpunkt für ganz Hessen und sogar für die umliegenden Bundesländer geworden. Der Neubau werde dieser Bedeutung gerecht. Zu den Pleiten beim Bau sagte der Minister: »Es ist teurer geworden, es ist sehr, sehr ärgerlich, aber jetzt gucken wir nach vorne.«

Auch die Studierenden seien »sehr stolz, in einem so modernen Gebäude Patienten versorgen und studieren zu dürfen«, berichtete Studiendekanin Prof. Melanie Hamann. Die Kleintier- und Vogelklinik, die auch aus der Bahn gut sichtbar ist, sei nicht nur ein Aushängeschild für die Universität, sondern für die gesamte Stadt Gießen.

Mit den Arbeiten am Campusbereich Seltersberg werde »in die Zukunft gebaut«, befand Wissenschaftsministerin Angela Dorn (Grüne). Die Kombination aus Kleintier- und Großtierklinik sei einzigartig in Hessen, bundesweit gibt es nur fünf tierärztliche Bildungsstätten. Der Neubau vereine Lehre, Forschung und Behandlung unter einem Dach.

JLU-Präsident Prof. Joybrato Mukherjee bezeichnete die neue Kleintier- und Vogelklinik als »modernste Klinik für alles, was kleiner ist als ein Pferd - mindestens in Europa«. Die Corona-Pandemie und die Diskussion um Zoonosen hätten zudem gezeigt, wie wichtig die Veterinärmedizin ist.

Auch bei den Pferdespezialisten seien die nun gestarteten Arbeiten dringend notwendig, die vorhandenen Gebäude in die Jahre gekommen. Mit dem künftigen Operations- und Diagnostikzentrum könnten auch schwierige Operationen durchgeführt werden.

Die Kosten für diesen Neubau übernimmt die Hochschule selbst, hinzu kommen Spenden. So hatte etwa Ann Kathrin Linsenhoff, Mitglied des JLU-Hochschulrats und ehemalige Dressurreiterin einen Spendenabend veranstaltet. Etwa 15 Millionen Euro sind für den Bau veranschlagt. Die Baudurchführung übernimmt ebenso wie bei der bereits eingeweihten Klinik der Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen (LBIH). Läuft alles nach Plan, findet Ende 2025 der Umzug statt.

Das OP-Zentrum wird neben vier Untersuchungs- und drei Operationsräumen auch Überwachungs- und Narkoseräume, Aufwachboxen, Sterilisations- und Geräteräume haben, außerdem Labore und Sozialräume sowie einen großen Technikbereich. In einer späteren Bauphase ist die Sanierung des bestehenden Gebäudes in der Frankfurter Straße 108 geplant.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Baubeginn kein schlechtes Omen für den weiteren Verlauf ist. Denn wie Studiendekanin Hamann berichtete, wurde es bei den Veterinärmedizinern nach dem ersten Baggereinsatz erst einmal dunkel: Die Schaufel hatte die Stromleitung für den Campusbereich gekappt.

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