»Nur vertröstet« - aber nichts passiert

Das Kollegium der Max-Weber-Schule in Gießen hat die Initiative ergriffen und den total vermüllten Parkplatz hinter der alten Aliceschule gesäubert. Die Stadt verweist auf den personellen Aufwand.
Gießen. Der erste Hinweis im Mängelmelder der Stadt datiert von Ende August. Und selbst zu diesem Zeitpunkt bestand das angezeigte Problem wohl schon ziemlich lange. »Seit Monaten verdreckt und vermüllt der Parkplatz hinter der alten Aliceschule«, vermerkte Karsten Wilke, der Leiter der Max-Weber-Schule (MWS). Auch die große »Ungeziefergefahr« und den Gestank beklagte er. Der Parkplatz in der Wetzsteinstraße sei jedenfalls »ein Schandfleck, der seinesgleichen sucht«. Da rund ein weiteres halbes Jahr später die erbetene Abhilfe noch nicht erfolgt war, ergriff das Kollegium nun die Initiative und packte selbst an. Die Stadt verweist auf Anfrage des Anzeigers auf den erhöhten personellen Aufwand, den die »ständige Verunreinigung« erfordere. Dies sei mehr, als derzeit geleistet werden könne.
Das Schulverwaltungsamt war von Wilke frühzeitig und mit Fotos dokumentiert auf den »verwahrlosten Zustand des Parkplatzes«, auf dem nicht nur Lehrerinnen und Lehrer ihre Pkw abstellen, aufmerksam gemacht worden. Von dort sei die Bitte auch innerhalb der Verwaltung weitergeleitet worden. Doch die Bemühungen, »den Notstand abzustellen«, blieben offenbar erfolglos, wie dem Eintrag im »Mängelmelder« zu entnehmen ist. In gewissen Abständen hätten die Hausmeister der MWS den Streifen zur alten Aliceschule »aus Kulanz« gesäubert, teilweise gar ganze Koffer mit Kleidung entsorgt, aber derlei Maßnahmen seien bloß »ein Tropfen auf den heißen Stein« gewesen.
»Leidensdruck« hat zugenommen
Gleich Anfang September traf zumindest eine Bestätigung per »Mängelmelder« an die Schulleitung ein, wonach »die Angelegenheit« durch das Schulverwaltungsamt bereits mitgeteilt worden sei. »Sobald hier die benötigten Ressourcen vorhanden sind, findet eine Reinigungsaktion statt«, hieß es weiter. Trotzdem sei einfach nichts passiert, moniert Karsten Wilke. »Wir wurden nur vertröstet« - und der »Leidensdruck« sei gewachsen. »Wenn wir als Parkplatznutzer aus dem Auto ausgestiegen sind, war die unappetitliche Gefahr, auf Müll zu treten, stets sehr hoch.«
Für die gemeinsame Aktion stellte das Schulverwaltungsamt immerhin diverse Hilfsmittel wie Zangen und Müllsäcke zur Verfügung. Etwa 20 Kolleginnen und Kollegen beteiligten sich - in ihrer Freizeit. Aufgesammelt wurden unter anderem mehrere Kindersitze, Druckerteile, ein Flachbildfernseher, ein Stuhl, Tischplatten, Antennen, Rohre und andere Metallteile, gebrauchte Windeln, Essensreste, Klamotten, Scherben, sehr viele Masken und Plastiktüten, Zigarettenstummel, Kronkorken und jede Menge Verpackungen, die zum Teil »eins mit dem Boden waren«. Zudem solle nicht verschwiegen werden, so Wilke, dass die Hausmeister in der Vergangenheit auch schon Spritzen entdeckt hätten.
Für die Stadt ist die unbefriedigende Situation indes nicht nur eine Frage fehlender personeller Kapazitäten. »Auch wenn wir reinigen, ist die Fläche leider schnell wieder vermüllt. Das ist allerdings nicht die Schuld der Stadt, sondern derjenigen, die regelmäßig vergessen, dass dieser Parkplatz keine Abfallsammelstelle ist«, betont Magistratssprecherin Claudia Boje.
Große Schlaglöcher
Zu hoffen sei, dass die öffentliche Aktion der MWS gebührend beachtet werde - besonders in den Kreisen derjenigen, die diese permanente Verschmutzung herbeiführen.
Schulleiter Karsten Wilke wiederum wünscht sich, dass die Stadt ihrerseits die Chance ergreift, den - jetzt sauberen - Parkplatz wieder gut befahrbar macht und Schotter ausbreitet. Mittlerweile hätten sich nämlich gefährlich große Schlaglochkrater gebildet. Die Antwort aus dem Rathaus passt in gewisser Weise zu seinen letzten Erfahrungen: »Dazu gibt es Überlegungen, aber noch keine Entscheidung.«

