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Ökologie, Ökonomie und Soziales

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Jakob R. Deuter © Rüdiger Schäfer

Nachhaltigkeit spielt auch im Stadttheater Gießen eine Rolle - Das machte Jakob R. Deuter in seinem Gastvortrag auf der Sitzung der Agenda21-Gruppe deutlich.

Gießen. Jeder redet von nachhaltiger Produktion, nachhaltiger Lebensweise, nachhaltiger Energie. Doch was ist eigentlich Nachhaltigkeit? Nach zwei Vorträgen in der Sitzung der Agenda21-Gruppe Netzwerk Nachhaltigkeit, in denen das Wort »nachhaltig« ständig vorkam, wurde einvernehmlich festgestellt, dass es Unsicherheit über dessen genaue Begriffsbedeutung selbst innerhalb der Agenda-Gruppe gibt. Deshalb soll Thema der nächsten Sitzung ein Vortrag zum Ursprung des Begriffes der Nachhaltigkeit und der Rolle der Wirtschaft sein.

In einem Referat zum »Haus der Nachhaltigkeit« (HdN) stellte Dr. York Kautt, der im Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der JLU tätig ist, den Ursprung der Idee, Motivation und den aktuellen Stand der Planung vor. Mit dem HdN soll eine Plattform der Nachhaltigkeit für die Stadt und den Kreis geschaffen werden. Akteure sollen neben den Kommunen, den Hochschulen JLU und THM, Unternehmen, Non-Profit-Organisationen und Initiativen auch die Bürger sein.

Derzeit ist das HdN als digitale Plattform in der Entwicklung. Später soll es, so Kautt, physisch einen Raum in Innenstadtlage finden. Hier sollen mit Präsentationen, Ausstellungen sowie Öffentlichkeitsarbeit viele Projekte und Initiativen, Dienstleistungen oder Produkte unterschiedlicher Akteure zum Thema Nachhaltigkeit einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden. Das HdN werde in Kooperation der Beteiligten an einer Kultur der Nachhaltigkeit arbeiten, die neue Beziehungen und innovative Prozesse nachhaltiger Entwicklung in der Region entstehen lässt - durch Austausch, Kommunikation und Vernetzung.

Das HdN soll Projekte und Kooperationen nachhaltiger Entwicklung unterstützen - wie Ressourceneinsparung, lokale Ernährungssysteme, Biodiversitätsmaßnahmen, Citizen-Science-Projekte, nachhaltige Produktionsformen und Konsumstile sowie nachhaltiges Bauen und Wohnen.

Welche Rolle kann ein Haus der Nachhaltigkeit in Gießen neben bereits existierender Initiativen spielen? Neben positiven Äußerungen für diese Idee kamen in der lebhaften Diskussionsrunde auch Bedenken auf. Rita Kotschenreuther, die Bildungsarbeit für das Wißmarer Holzmuseum betreibt und mit Vorträgen an Schulen geht, warnte vor einer Verzettelung der Nachhaltigkeitsinitiativen und plädierte dafür, dies unter dem Dach des Holzmuseums zu verankern. Entgegnet wurde, dass diese Art von Bildungsarbeit nur auf Nachfrage geschehe. Dagegen solle sich das projektierte HdN an einem Ort befinden, an dem es Laufkundschaft gebe. Mitbürger könnten so quasi im Vorbeigehen informieren. Eine bereits praktizierte Nachhaltigkeit stellte in einem Gastvortrag Jakob R. Deuter vom Stadttheater vor. Er referierte zum Thema Kultur der Nachhaltigkeit und Nachhaltigkeit in der Kultur. Nachhaltigkeit hatte er in dem Stück »Traumspiel:e« umgesetzt. Bei dieser Produktion ging es um die Einflussgrößen Bühnenbild, Kostüm, Technik. In unserer Konsumgesellschaft gelte: »Ich will etwas. Also kaufe ich es. Ich will etwas nicht mehr. Also schmeiße ich es weg«, so Deuter.

Ich will das!

Dagegen werde in einer nachhaltigen Gesellschaft gefragt: »Brauch ich etwas? - Welchen Einfluss nimmt es auf die Umwelt? - Unter welchen Bedingungen wird es produziert? - Wo kommt es her?« Bei einer Kultur der Nachhaltigkeit sei die Interaktion von Ökologie, Ökonomie und Sozialwesen zu berücksichtigen. So sei bei der Ökologie auf die Erhaltung der Biodiversität zu achten. Bei der Ökonomie müsse ein funktionierendes Wirtschaftssystem sichergestellt bleiben und beim Punkt Sozialwesen bedingten Lieferketten und Arbeitsbedingungen ein funktionierendes Sozialsystem.

Beim Stück »Traumspiel:e« habe der große Theaterfundus eine reiche Quelle für die Requisiten des Bühnenbildes dargestellt. 95 Prozent könnten bei zukünftigen Produktionen erneut zum Einsatz gelangen. Bei der Zielerfüllung Kostüm seien 95 Prozent aus vorhergehenden Produktionen verwendet worden. Lediglich fünf Prozent habe man zukaufen müssen. Bei der Technik sei nichts Neues dazugekommen, also gar einhundert Prozent an Vorhandenem verwendet worden. »Zusätzlich wurden alle Scheinwerfer nur mit LED-Leuchtmitteln betrieben.« Deuters Fazit hieß: Ressourceneinsparung (Ökologie) zusammen mit wirtschaftlichen Vorteilen (Ökonomie) gelungen. Foto: Schäfer

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