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»Opfer sind niemals schuld«

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Von: Thomas Wißner

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Orange ist ihre Farbe: die Frauen des Zonta Clubs Burg Staufenberg-Gießen vor dem Rathaus. Foto: Wißner © Wißner

Der regionale Zonta Club engagiert sich mit einem aktuellen Programm gegen Gewalt gegen Frauen.

Gießen. Orange war die dominierende Farbe am Freitagnachmittag auf dem Rathaus-Vorplatz: Rund 20 Frauen versammelten sich unter den beiden Fahnen des Büros für Frauen und Gleichberechtigung. Der Grund dieser Zusammenkunft von Mitgliedern des Zonta Clubs Burg Staufenberg-Gießen war darauf zu lesen: »25. November Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen. Stop. Gewaltfrei leben. Gießen gegen Gewalt an Frauen«. Zonta ist ein Club berufstätiger Frauen, die sich dafür einsetzen, die Lebenssituation von Frauen zu verbessern.

Evelyn Goubeaud, Präsidentin des regionalen Zonta-Clubs machte in ihrer Ansprache deutlich, um was es geht. Der Club hat sich der weltweiten Kampagne »Zonta says No« von Zonta International angeschlossen und ist auch in die bundesweite Aktion »16 Tage gegen Gewalt an Frauen« eingebunden. Bis zum 10. Dezember (Tag der Menschenrechte) gibt es in Gießen dazu zahlreiche Aktionen. Beim Auftakt erläuterte Goubeaud die Farbwahl: Der 25. November wird seit 1999, von den Vereinten Nationen (UN) offiziell anerkannt, auch »Orange Day« genannt. »Dabei geht es um die Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeglicher Form. Die Farbe Orange symbolisiert dabei eine Zukunft ohne Gewalt gegen Frauen.«

Erschreckende Statistik

Jede vierte deutsche Frau erfährt ab ihrem 16. Lebensjahr mindestens einmal Gewalt durch ihren Partner. Dazu zählen neben körperlichen Übergriffen auch psychische, sexuelle, ökonomische und digitale Gewalt. In 81 Prozent der bekannten Fälle sind Frauen Opfer und Männer Täter. Laut Statistik wird an jedem dritten Tag eine Frau von ihrem Partner getötet, an jedem einzelnen Tag versucht zudem ein Mann, seine Partnerin zu töten.

In der sogenannten Istanbul-Konvention, ein Völkervertrag zur Bekämpfung dieser Gewalt gegen Frauen, wurden verschiedene Präventionsmaßnahmen festgelegt. Trotz Ratifizierung durch die Bundesregierung und Inkrafttreten 2018 fehle es bis heute an einer Koordinierungsstelle und einer nationalen Strategie, kritisiert die Gruppe. Aus diesem Grund sei die Kampagne »Zonta says No« in diesem Jahr mit einem offenen Brief an Bundeskanzler Olaf Scholz gestartet worden, in dem die Union deutscher Zonta Clubs eine solche Koordinierungsstelle fordert.

Um Gewalt gegen Frauen zu verhindern, brauche es dabei vor allem Gleichberechtigung. Frauen müssten finanziell unabhängig sein und verinnerlichen, dass Opfer niemals selbst schuld an der Gewalt seien. Männer müssten zudem lernen, selbstbewusst die Bekämpfung und Prävention dieser Gewalt zu ihrer Sache zu machen. Zudem gebe es viel zu wenige Beratungsstellen - für Frauen wie für Männer. »Zufluchtsorte sind wichtig, aber noch wichtiger ist es, Gewalt frühzeitig entgegenzuwirken und es erst gar nicht dazu kommen zu lassen«, betonte Zonta-Präsidentin Goubeaud.

Nach der Kundgebung auf dem Rathausplatz ging es für die Frauen weiter in die Innenstadt, wo 150 orangene Tüten mit der Aufschrift »Gewalt kommt nicht in die Tüte« verteilt wurden. Darin befanden sich neben Süßigkeiten auch Informationen zu Hilfsangeboten mit Adressen und Telefonnummern, wie etwa das Hilfetelefon für Gewalt gegen Frauen in Deutschland 08000116016.

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