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Petition für 8. Mai als bundesweiter Feiertag

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Von: Rüdiger Schäfer

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Am Infostand im Seltersweg tragen sich binnen zwei Stunden 140 Menschen in die Liste ein. Foto: Schäfer © Schäfer

»Omas gegen Rechts« und DGB haben in Gießen Unterschriften für ihr Ansinnen gesammelt. Sonntagsreden, die Betroffenheit zum Ausdruck bringen sollen, reichten jedenfalls nicht aus.

Gießen (rsa). »Der 8. Mai muss ein Feiertag in ganz Deutschland werden!« Auch in Gießen wird das gefordert - gerade erst von den »Omas gegen Rechts« und dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB). Am 8. Mai 1945 endeten mit der in Kraft getretenen bedingungslosen Kapitulation die militärischen Feindseligkeiten und die Schreckensherrschaft der Nationalsozialisten.

Bereits am »Tag der Arbeit« begannen die »Omas gegen Rechts«, Unterschriften für eine Petition zu sammeln, um den 8. Mai als Feiertag gesetzlich zu verankern. Das setzten sie nun an einem Infostand im Seltersweg fort. Nach zwei Stunden hatten sich immerhin 140 Menschen in die Listen eingetragen.

Mitstreiterin Inge Bietz erklärt, dass viele der »Omas gegen Rechts« noch der Kriegsgeneration angehören und eigene Erlebnisse damit verbinden. Hinzu komme, »dass wir das einfach für wichtig halten«. Es gebe bereits europäische Länder, die diesen Tag als Feiertag begehen, allerdings als »Tag des Sieges«, so Bietz. Und fügt hinzu: »Für uns war es kein Sieg.« Dennoch handele es sich um eine »Befreiung vom Nationalsozialismus«. Und da sich die »Omas« gegen »alles wenden, was Rechts ist, gehört das auch mit dazu«.

Befreiung

Der DGB-Kreisvorsitzende Klaus Zecher sieht den 8./9. Mai als Datum des militärischen Sieges über Nazi-Deutschland - »allerdings nicht als Sieg über den Faschismus«. Befreiung bedeute für ihn Befreiung von Auschwitz, von Neuengamme, von Treblinka und Buchenwald, »zudem hier in Gießen und Umgebung Befreiung von der Zwangsarbeit bei Bosch, Heyligenstaedt und anderen Firmen«. Befreit worden seien aber auch die gewerkschaftlich und politisch engagierten Gefangenen. Die freien Gewerkschaften waren am 2. Mai 1933 zerschlagen worden. Zwar seien nach 1945 demokratische Strukturen in Deutschland hergestellt worden, so Zecher, der »Kampf gegen Faschismus« bleibe indes » immer noch Tagesaufgabe«.

Die »Lehren des 8. Mai« umzusetzen, bedeutet für die »Omas gegen Rechts« und den DGB-Kreisverband: »AfD, NPD und ihre Verbündeten aufhalten! Das Treiben gewalttätiger und mordender Neonazis unterbinden! Ihre Netzwerke in Polizei und Bundeswehr aufdecken und auflösen! Eingreifen, wenn Juden, Muslime, Sinti und Roma sowie andere, die nicht in das Weltbild von Nazis passen, beleidigt und angegriffen werden! Geflüchtete in Deutschland aufnehmen! Die weltweite Aufrüstung verhindern und die Logik des Militärischen durchbrechen! Die Diffamierung und Behinderung demokratischer und antifaschistischer Gruppen und Organisationen durch Geheimdienste und Finanzämter beenden!« Sonntagsreden, die Betroffenheit zum Ausdruck bringen sollen, reichen jedenfalls nicht aus. Es müsse gestritten werden »für die neue Welt des Friedens und der Freiheit«, die die befreiten Häftlinge im Schwur von Buchenwald als Auftrag hinterlassen hätten. Ein offizieller bundesweiter Feiertag wäre dafür »die regelmäßige Verpflichtung«. Nicht nur, aber eben auch am 8. Mai.

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