Plastikfasten ist angesagt

Eine Ausstellung der Verbraucherzentrale Gießen zeigt, wie sich Plastik im Alltag sparen lässt. Wir selbst nehmen übrigens so viel Plastik zu uns, als würden wir regelmäßig eine Kreditkarte essen.
Gießen. Plastik ist in unserem Alltag allgegenwärtig: Die Mehrheit der Deutschen legt verpackte Lebensmittel, Kosmetika und Reinigungsmittel in Plastikbehältern in die Einkaufstüten. Viele kleiden sich in Synthetik-Fasern und der Nachwuchs spielt mit Klemm-bausteinen oder Figuren, die aus Kunststoffen bestehen. Und das sind nur die offensichtlichen Produkte, die Plastik enthalten. Selbst mit unserer Nahrung nehmen wir regelmäßig Kunststoffe auf - ob wir wollen oder nicht.
Auf diese Problematik und Möglichkeiten, Plastik zu ver-meiden, weist eine aktuelle Ausstellung der Verbraucher-zentrale Gießen hin. Noch bis zum 31. März können sich in der Südanlage 4 Besucher dar-über informieren, wie sie sinn-voll Verpackungsmüll reduzieren können und dabei Umwelt und Geldbeutel schonen.
Das Gewicht einer Kreditkarte
»Plastik sparen ist nötiger denn je«, sagt Maximiliane Heuer, Projektkoordinatorin von der Verbraucherzentrale Hessen, im Gespräch mit dem Anzeiger. Der weltweite Konsum nehme seit Jahren zu und auch in Deutschland habe sich das Aufkommen von Verpackungsmüll seit 1995 nahezu verdoppelt. »Wir nehmen immer mehr vorverpackte Frischware aus den Regalen - allein bei Obst- und Gemüse ist der Verpackungsmüll in den vergangenen 20 Jahren um 13 Prozent gestiegen«, erklärt Heuer.
Dabei sei Plastik nicht biologisch abbaubar. Vielmehr zerfalle es nach vielen Jahren und Jahrzehnten in sogenanntes Mikroplastik. »Eine Plastikflasche braucht rund 450 Jahre, bis sie in Kleinstteile zerfallen ist«, weiß Maximiliane Heuer. Gerade für wildlebende Tiere bedeute das Plastik eine große Gefahr. Wurden in den 1950er Jahren knapp 1,5 Millionen Tonnen Plastik pro Jahr produziert, seien es heute fast 400 Millionen Tonnen. Ein großer Teil landet davon im Meer. »Tiere verfangen sich in Plastiktüten und -schnüren oder verhungern mit vollem Magen, weil sie Plastik mit Nahrung verwechseln«, so Heuer.
Aber auch die Menschen sind nicht vor Plastik in unseren Mägen gefeit. »Wir nehmen jede Woche rund fünf Gramm Mikroplastik zu uns«, berichtet die Expertin. Das sei so, als würden wir regelmäßig eine Kreditkarte essen. Ein Großteil des Mikroplastiks im Meer stammt übrigens direkt vom Faserabrieb der Textilwäsche, wie eine Studie der »International Union for Conservation of Nature« ergab. »Unsere Kläranlagen in Deutschland filtern immerhin 85 Prozent raus, aber 15 Prozent landen in unseren heimischen Gewässern«, verdeutlicht Heuer. Daher rät die Expertin bei Synthetik zu möglichst niedrigen Waschtemperaturen, am besten im Pflegeleichtprogramm mit niedriger Schleuderzahl. »Auch sollte man insgesamt darauf achten, Wäsche im Bedarfsfall lieber auszulüften, statt sie direkt in die Waschmaschine zu füllen. Auch sollte man Kleidung lieber länger nutzen und reparieren als ständig neu zu kaufen.
Plastik vermeiden sollte ganz oben auf der To-do-Liste jedes Verbrauchers stehen, denn die Recyclingfähigkeit von Plastik sei sehr begrenzt. »Von einer Kreislaufwirtschaft sind wir noch weit entfernt.« Rund die Hälfte des Plastiks wird energetisch verwertet, sprich verbrannt. Sinnvoll könne daher eine »Plastik fasten«-Woche sein. So kann man seinen eigenen Konsum mal genau unter die Lupe nehmen.
Zusätzlich zum Besuch der Ausstellung sind Interessierte am Dienstag, 21. Februar, von 18 bis 19.30 Uhr zu dem Vortrag »Ausgepackt und ausgedient: So reduzieren Sie den Verpackungsmüll« eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos nach Anmeldung unter giessen@verbraucherzentrale-hessen.de möglich.
Weiterführende Infos zum Plastiksparen gibt’s auch unter www.verbraucherzentrale-hessen.de/plastiksparen.
