Playmobil-Pony neben Orgel
Die 17. Gießener Tage locken rund 3000 Besucher in die Hessenhalle. Veranstalter war einmal mehr »Round Table 94 Gießen« und wieder geht der Erlös an einen guten Zweck.
Gießen. Früh begann der Sonntag für die Mitglieder von »Round Table 94 Gießen«: Bereits um 7 Uhr standen die ersten Besucher der 17. Gießener Tage am Zaun der Hessenhalle. Bei der Eröffnung um 8 Uhr reichte die Schlange vom Halleneingang bis auf die Straße An der Hessenhalle. Mit Taschen, Körben, Rucksäcken und Kartons ging es langsam vor zur Kasse. Die Besucher zahlten ihren Obolus von zwei Euro - und dann ging es los ins Gewühl.
Schon am Samstag waren die Frauen und Männer des weltweit aktiven Wohltätigkeitsclubs früh auf den Beinen, denn es galt, Tische aufzubauen, Kisten zu schleppen und Ware zu sortieren. Gute Ware sei gebracht worden, freute sich der Vizepräsident Carl von Horstig, und die Anlieferung verlief nach seiner Darstellung geordnet ab.
Gut zu erkennen sind die Tabler an den grünen Westen, immer nett und ansprechbar. Am Ende umsorgten sie rund 3000 Menschen, die den Spenden-Flohmarkt für einen guten Zweck besuchten. Und sie opferten ihr Wochenende dafür - mit Freude und Begeisterung. Alles was das Herz eines Flohmarktbesuchers erfreut, fand sich in der großen Halle. In manchen Gängen entwickelten sich regelrechte Staus beim Blick auf die angebotenen Artikel. Für Belustigung sorgten Lautsprecherdurchsagen, wie: »Attraktive Männer und ein Haufen Holz in der Möbelabteilung«.
Eine Orgel und ein Keyboard warteten auf neue Eigentümer, ungewöhnliche Gegenstände, die dennoch Liebhaber fanden. Spielbereit seien die Instrumente, bekräftigte »Abteilungsleiter« Christoph Hoepfner, der den technischen Bereich im Blick hatte. »Super Trouper«, der Abba-Hit und weitere Musik drang aus dem großen Lautsprecher mit der Discokugel und schadete sicher nicht der Stimmung, förderte eher die Kauflaune. »Ich habe die Bibel verkauft«, freute sich ein Helfer und zeigte sich ein wenig enttäuscht, dass aus der Mannschaft so wenig Lob dafür geäußert wurde. Immerhin wurde die Kasse damit um 150 Euro aufgestockt. Auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag läuft der Erlös hinaus, hieß es am Ende der Veranstaltung. »Rekordverdächtig«, schilderte ein Round- Tabler seine Beobachtung der Besucherströme mittags um 12. Und er sollte Recht behalten.
»Die Leute kommen, um sich einzukleiden«, freute sich Annemarie Ruthovksi von Ladies Circle 87, die zum ersten Mal dabei waren und die Bekleidungsabteilung voll im Griff hatten. Die Damen an der Kasse schienen gut informiert und hatten alle Hände voll zu tun. Dazu gaben sie Tipps und berieten die Kunden. Alles war perfekt organisiert, auch eine Umkleidekabine fehlte in der Abteilung nicht. Juliana aus Gießen gefällt das blaue Kleid, noch ein Gürtel dazu und das alles für acht Euro. Zudem ergatterte die junge Frau ein Regal und freute sich über das »Schnäppchen, denn sie muss eine Wohnung komplett einrichten. »Fünf Euro, und das für zwei Stücke«, strahlt sie und ist froh, dass das Geld außerdem guten Zwecken zugeführt wird.
Oma, Tochter und Enkelin sind losgezogen, ohne bestimmtes im Blick zu haben. Und dann fällt ihnen am Stand Spielzeug von Fisher Price ins Auge. Da mussten sie einfach das Portemonnaie zücken, denn: »Das kostet die Hälfte des Neupreises, und das, bei dem Zustand«, freut sich die Mutter. Glasflaschen für den Soda Stream, Kuchenschaufeln für die Tochter und am Ende eine ältere Bibel - das war die Ausbeute von Peter Fischer aus Wettenberg, der zum ersten Mal die Gießener Tage besuchte. Auch Gußjahresplaketten von Buderus hatte er im Visier. Viele Besucher zählen zum Stammpublikum der Wohltätigkeitsveranstaltung, sie schlendern, prüfen und kaufen. Andere suchen bestimmte Dinge wie Christiane Janetzky-Klein, die Ausschau nach einem Playmobil-Pferd für ihre Nichte hielt.
Die Abteilung Nippes ließ keine Wünsche offen. Selbst Weihnachtsdeko konnte man dort mitten im April finden.
Das Wetter war angenehm. Bei Sonnenschein konnte man sich draußen mit Speisen und Getränken versorgen und so gut gestärkt wieder auf Schnäppchenjagd gehen. Viele Besucher kamen wegen des frühlingshaften Wetters mit dem Rad. Vorteil: Umweltbewusst und gesund. Nachteil: fehlender Stauraum, um frisch Erworbenes nach Hause zu transportieren. Doch mancher löste das Problem und erstand zu den neuen Lieblingsstücken gleich noch einen Rucksack oder Reisetasche. Denn auch die waren im Angebot.
Freudig bilanziert Vizepräsident Carl von Horstig die Gießener Tage 2023: »Wir sind sehr zufrieden! Jetzt erst einmal duschen und ausruhen«. Nach zwei Tagen Hessenhalle gönnt er sich das nach Feierabend, ebenso wie seine zahlreichen Mitstreiter. Insgesamt 80 Helfer verbrachten in zwei Schichten ihren Sonntag in der Hessenhalle.