Poetik der Nacht
Gießen. Immer wieder sind in der Vitos-Kapelle ungewöhnliche oder wenigstens ungewohnte Klänge zu hören. Dazu zählen auch die Auftritte des Gesangsduos Kira Petry und Christa Löffler mit Begleitung durch Pianist Wolfgang Schult. Geboten wurde ein Programm selten gehörter Klassiker und damit frischer Wind im Gehör.
Ausgesucht hatten die Gäste Lieder und Duette französischer Komponisten der Romantik und Spätromantik, darunter Werke von Charles Gounod, Gabriel Fauré, Claude Debussy und Paul Lacôme. Sopran Kira Petry und Alt Christa Löffler hatten die Kapelle eigens wegen ihrer guten Akustik als Konzertort ausgewählt.
Den Titel des Abends »Duo d’Etoiles« entstammt dem Namen des ersten Werks, Cécile Chaminades gleichnamigem Lied. Damit war auch inhaltlich die Richtung fixiert, erläuterten die Sängerinnen in ihren Moderationen. Da offenbarten sich die poetischsten Wendungen und die romantischsten kleinen Geschichten. Sie hatten fast alle mit der Nacht zu tun, dem Mond, den Sternen und natürlich der Liebe: Romantik war angesagt.
Schon beim Auftakt des Abends wurde so die größte Stärke des Duos deutlich, der ungemein harmonische, klangwirksame Duettgesang. Petrys etwas hellere und Löfflers leicht dunklere Stimmfärbung ergänzten sich zu einer auffallend attraktiven, expressiven Kombination.
Mit Gounods »Sérénade« leuchtet dann das erste Glanzlicht auf. Die gut disponierte Petry artikulierte die Romanze präzise, auch die emotionalen Schattierungen kamen gut zur Geltung. Schult erwies sich als sensibler Begleiter, fast verträumt fügte er die Musik zum Gesang, ein Vergnügen, das ohne klangliche Härten zu genießen war.
Nach Lekeus »Sur une tombe« ließen Petry und Löffler Godards »Nuit d’été« erstrahlen. Mit wienerischem Schmäh des Vortrags war das ein reines Vergnügen. Das galt auch für die Solotitel am Klavier, Debussys »Claire de la lune« und »Arabesque Nr. 1«. Die gestaltete Schult bedachtsam, vielfarbig, nachdenklich - beides Glanzlichter des Abends. Ein drittes Solo hätte dem Konzert nicht geschadet.
Zum Abschluss gab es eine Stimmungsmusik: Lacômes »Czardas«. Die Interpretation war erfüllt von ziganer Lebensfreude sowie Temperament und rollte mit schöner walzerischer Eleganz und heiteren kompositorischen Akzenten ins erfreute Publikum; Riesenbeifall.
Als Zugabe gab es das optimale Stimmungspflaster: Offenbachs »Schöne Nacht, du Liebesnacht«, rundum perfekt realisiert.