Poetische Blicke auf die Pflanzenwelt

Gießen (bcz). Eine laue Sommerbrise wehte durch den Botanischen Garten, dem kleinen Juwel inmitten der Innenstadt, als jetzt eine neue Kulturreihe mit einer Lesung fortgesetzt wurde. Im vergangenen Jahr wurden drei neue Gewächshäuser, von der Öffentlichkeit fast unbemerkt, fertiggestellt und in Betrieb genommen. Eines davon, das Palmenhaus, ist der Wiederaufbau des im Krieg beschädigten und 1954 abgerissenen Gebäudes.
An der gleichen Stelle und mit den gleichen räumlichen Maßen entstand das neue Palmenhaus. Entstanden ist eine luftig-leichte Neukreation des Gebäudes, das schon bei seiner Entstehung Anfang des 20. Jahrhunderts als Veranstaltungsort genutzt wurde.
So lag es nahe, den Raum mit einer Lesung öffentlich vorzustellen. Die Türen standen weit offen, ein leichter Sommerwind wehte hindurch und die Stuhlreihen waren in Richtung des üppigen Gartens ausgerichtet, sodass das Publikum sich gefühlt inmitten der blühenden Landschaft befand. Unter dem Thema »Von der Unwiderstehlichkeit des Gartens« stellten die Schauspielerin Antje Tiné und Holger Laake, Technischer Leiter des Botanischen Gartens, Texte von Barbara Frischmuth, Alexander von Humboldt und Ernst Haeckel vor. Während sich Tiné mit Auszügen aus den Gartengeschichten von Frischmuth sich dem Thema literarisch näherte, oblag der wissenschaftliche Exkurs dem technischen Leiter des Gartens, wobei die Textpassagen des Berliner Universalgelehrten Humboldt aus seinem Werk «Ideen zu einer Geographie der Pflanzen« heute ebenso poetisch wirken wie die Belletristik Frischmuths.
Humboldt beschreibt mit viel Poesie die Pflanzenwelt, die ihm bei seinen Reisen durch die Welt begegnete. Als zweiten Text las Laake aus den Erinnerungen des Naturforschers Ernst Haeckel, der sich rund 60 Jahre nach Humboldt ebenfalls auf eine Entdeckungsreise begab und in seinen Erinnerungen direkt Bezug auf Humboldt nahm.
Während so Laake den Blick auf das große Ganze der Pflanzenwelt und der Naturschönheiten lenkte, lag der Blickwinkel von Tiné auf den liebevollen Betrachtungen der 80-jährigen Österreicherin Frischmuth, die sich in ihren liebevollen Alltagsgeschichten dem heimischen Garten widmete. Von dem verzweifelten Bemühen, eine Iris über mehrere Jahre am Leben und Blühen zu erhalten bis hin zu den vielen Planungsideen für die nächste Gartensaison, die dann doch meistens verworfen werden. Mit Tiné und Holger Laake hatte die Universität zwei bestens gelaunte Vorleser für diese kurzweilige Veranstaltung gewinnen können, die Lust auf mehr solcher Abende gemacht hat.
»Kultur im Garten« wird am 17. Juli um 11 Uhr mit einem Konzert des Bläserensembles des Uni-Orchesters auf der Außenbühne des Botanischen Gartens fortgesetzt. Weitere Infos unter www.uni-giessen.de/kulturimgarten.