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Politischer Aschermittwoch der Gießener FDP

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Von: Rüdiger Schäfer

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Gießen-Gin und -Schokolade für die FDP-Landtagsabgeordnete Wiebke Knell von Dominik Erb. Foto: Schäfer © Schäfer

Gießen (rsa). Der »Politische Aschermittwoch«, seinem Ursprung nach eine bayerische Institution, hat es bis nach Gießen geschafft: Nach zweijähriger Corona-Pause hatte die heimische FDP ins Bootshaus geladen, um ordentlich auszuteilen. Am Rednerpult besorgte dies der Stadtverbands- und Fraktionsvorsitzende Dominik Erb. Dabei teilte der Jurist so stark aus, dass er gar die CSU-Ikone Markus Söder in den Schatten stellte.

Gruselzirkus im Rathaus

Außer Bundes- und Landespolitik bekam die Koalition im Stadthaus ihr Fett weg. Für Erb »ein Gruselzirkus, bei dem sich die Nackenhaare aufstellen«. Ihre dünne Mehrheit sei geschrumpft. »Ich warte, bis die Eine-Stimmen-Mehrheit auch noch wegfällt.« Die Linke bezeichnete er als »Stimmvieh für die Koa.« Wenn sie etwas beisteuere, dann sei es nicht mal »lesenswert«. Vom SPD-Fraktionsvorsitzenden höre man lediglich Lobeshymnen auf die Koalition, so Erbs Kritik. Die SPD-Stadträtin befinde sich auf Abschiedstour, »darüber freut sich jeder, mit dem ich gesprochen habe«. Er habe eigentlich gedacht: »Schlimmer kann’s nicht kommen. Doch: Die Stadträtin kann was, will aber nicht. Ihr Nachfolger will was, kann aber nicht.«

Der Oberbürgermeister habe bereits zu Beginn seiner Amtszeit klargemacht, was er tun wolle. Auf jeden Fall keine Politik, sondern »Händeschütteln und in die Pressekameras lächeln«. Er habe sogleich die politische Führung abgegeben. Die Politik machten die beiden Grünen im Magistrat.

Wer gedacht habe, der Verkehr in der Stadt kann nicht schlimmer werden: »Doch, die beiden haben es geschafft.« Es sei nicht nur die Verkehrsführung. Auch die Parkgebühren seien ausgeufert. »Mir soll da keiner der Grünen mit sozialer Gerechtigkeit kommen.« Grüne könnten »weder Haushalt noch Verkehr«. Erfreulich sei, dass die CDU beim Thema Parken endlich aus ihrem Winterschlaf erwacht sei. »Jetzt, da Kritik aus der Bevölkerung kommt, halten sie ihr Fähnchen in den Wind«. Der Bürgermeister habe es »geschafft«, dass der Finanzhaushalt nicht genehmigt werde. Jedes Jahr werde der Personalstock erweitert. In den letzten sieben Jahren sei die Bevölkerung um fünf Prozent gewachsen, das Personal dagegen um 44,5 Prozent. »Das ist absolut irre.«

Die nächste Bombe sei schon gezündet. Dies betreffe den Jahresabschluss 2017/18, der vom Revisionsamt nicht freigegeben werde. In der Dimension sei dies so ähnlich wie die Frankfurter Awo-Affäre. Aufträge seien »an Gießener Ärzte vergeben worden - und das ohne rationale Gründe immer an dieselben«. Das, so Erb, » stinkt zum Himmel«. Nach seiner kommunalen Dresche versicherte er: »Wir werden nicht müde werden, immer wieder laut zu sein.«

Dass die stellvertretende FDP-Landtagsfraktionsvorsitzende Wiebke Knell eingeladen war, hatte auch den Hintergrund, dass die Nordhessin vier Jahre lang in Gießen Politikwissenschaften studiert hatte. Gin und Schokolade made in Gießen waren das passende Geschenk für ihr Kommen. 2017 für Nicola Beer in den Landtag gekommen, hatte sie aktuell zwei große Themata mitgebracht. Das eine betraf die Invasion des Wolfes, wobei die Landesregierung versagt habe. Knells zweites Thema betraf das »Grüne Band« an der innerdeutschen Grenze entlang. In Thüringen sei dieses 50 Meter breit. »In Hessen mit 500 Meter Breite völlig übertrieben.«

Den Landtag bezeichnete sie als Rhein-Main-lastig. »Oberhalb vom Limes gibt es viel zu wenig Abgeordnete.«

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