1. Startseite
  2. Stadt Gießen

Polizisten und Streetworker

Erstellt:

Von: Eva Pfeiffer

giloka_0302_schutzmann_0_4c
Dennis Mauer (links) und Martin Fischer sind als Schutzmänner vor Ort zugleich die Aushängeschilder der Polizei. Foto: Pfeiffer © Pfeiffer

Martin Fischer und Dennis Mauer sind in Gießen als neue Schutzmänner vor Ort unterwegs. Ihr Ziel: Präsenz zeigen, das Gespräch mit den Menschen suchen und Straftaten verhindern.

Gießen . Als Polizeibeamter wird man mitunter kritisch beäugt - und manch einer sucht lieber das Weite, wenn er die Uniformierten entdeckt. Dass es auch anders geht, wollen Martin Fischer und Dennis Mauer zeigen. Die beiden sind die neuen Schutzmänner vor Ort in Gießen und wurden nun offiziell in ihr Amt eingeführt. Ihr Ziel: Präsenz zeigen, das Gespräch mit den Menschen in Gießen suchen und Straftaten verhindern. »Beide werden nahbar und ansprechbar sein und sich menschlich auf Augenhöhe austauschen. Sorgen werden von ihnen ernstgenommen und Lösungen gemeinsam gefunden«, versprach Yvonne Kresse, Leiterin der Polizeidirektion Gießen. Martin Fischer wird künftig vor allem für die Weststadt und Rödgen zuständig sein, Dennis Mauer für die Innen- und Nordstadt.

»Man muss dieses Amt leben«

Beide kennen Gießen gut: Dennis Mauer ist hier geboren und in der Nordstadt aufgewachsen, Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher - damals noch Pfarrer - hat ihn konfirmiert. Heute lebt der Polizeibeamte in Trohe und radelt zur Arbeit. Die Arbeit als Schutzmann »ist ein besonderes Amt, dem man gerecht werden muss. Man muss dieses Amt leben«, findet er - und dafür brauche es soziale Kompetenzen wie Weltoffenheit und Empathie.

Der 42-Jährige ist außerdem Ansprechpartner für das Konzept »Sicheres Gießen«. Die Punker- und Drogenszene der Stadt kenne er gut, regelmäßig laufe er bekannte Treffpunkte ab und versuche dabei auch, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. »Prävention betreiben und Vertrauen aufbauen, aber wenn nötig, auch Informationen weitergeben« - so beschreibt er seine Aufgabe. Dass das funktioniert, bekomme er bereits aus der Szene gespiegelt: Als »Polizeibeamter, der streetworked«, sei er bezeichnet worden. »Das ist eine große Motivation und zeigt, dass wir alles richtig machen.« Mit seiner Arbeit wolle er nicht nur die objektive Sicherheit erhöhen, sondern auch das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger stärken. Auch die Präventionsarbeit in Kindergärten und Grundschulen möchte er intensivieren.

Sein Kollege Martin Fischer ist seit 1989 bei der Polizei. Nach Stationen in Frankfurt und in der Wetterau ist er seit 18 Jahren in Gießen im Einsatz. »Gießen ist meine Stadt geworden«, betont der 50-Jährige, der aus dem Marburger Hinterland stammt. In den vergangenen Monaten seien die beiden neuen Schutzmänner viel gemeinsam auf den Straßen unterwegs gewesen, um das Gespräch mit den Menschen zu suchen. »Wir wurden schnell angesprochen und auch akzeptiert«, so sein Eindruck. Im Schichtdienst auf Streife habe man in der Regel keine Zeit, um auch mal ein offenes Ohr zu haben. Mit der neuen Herausforderung sei das anders.

Prävention als Hauptaufgabe

Ihre Aufgabe sieht Martin Fischer »hauptsächlich in der Prävention und nur ein bisschen Repression«. Zwar gelte der Ausspruch »Die Polizei, dein Freund und Helfer«, aber irgendwann könne auch für die Schutzpersonen eine Grenze überschritten sein, ab der man eingreifen müsse.

Seit 2005 sind in Gießen Schutzmänner im Einsatz. Bürgermeister Alexander Wright (Grüne) betonte die gute Zusammenarbeit zwischen Stadt und Polizei und lobte die »wertvollen Einschätzungen«, die man durch die präventive Arbeit vor Ort bekomme. Die Schutzpersonen würden »die Menschen in den Fokus nehmen« - und gleichzeitig dabei helfen, dass Ordnungsamt und Polizei Maßnahmen ergreifen können, wenn es Probleme gibt - wie etwa bei dem Raum unter der Sachsenhäuser Brücke. Auch Schutzmann Dennis Mauer wertet die Schließung als Erfolg: Es sei gelungen, die Etablierung eines Haupttreffpunkts der Drogenszene zu verhindern. Gleichzeitig habe man unterbinden können, dass sich Konsum und Verkauf in die Innenstadt verlagern. »Die Szene hat sich aufgesprengt«, so seine Beobachtung. Auch habe sich die Verfügbarkeit von Drogen wie Heroin oder Crack in der Stadt verringert.

Als »ein Schritt der Polizei zu mehr Bürgernähe« bezeichnete Polizeivizepräsident Torsten Krückemeier das Konzept. Martin Fischer und Dennis Mauer seien »erfahrene Kollegen, die viel Fingerspitzengefühl mitbringen«. Mark Weiershausen, Leiter der Polizeistation Gießen-Nord, freute sich, dass »zwei Urgesteine der Polizeistation« als Schutzmänner im Einsatz sind, die sich proaktiv auf die Stellen beworben haben. »In Gießen warten 91 255 Leute auf Euch.«

Auch interessant