Präsenz ja, aber bitte mit Maske

Nach vier Ausnahmesemestern kehren die Studierenden in Gießen an JLU und THM zurück. Aber nicht alle Corona-Schutzmaßnahmen fallen weg
Gießen . Nach vier Pandemiesemestern kehrt an den Gießener Hochschulen langsam wieder Normalität ein. Sowohl an der Justus-Liebig-Universität (JLU) als auch an der Technischen Hochschule Mittelhessen (THM) hat nicht nur das Sommersemester begonnen, sondern auch das erste Präsenzsemester seit Beginn der Corona-Pandemie. Das heißt, mit dem Beginn der Vorlesungszeit in dieser Woche findet der studentische Alltag nicht mehr hauptsächlich am heimischen Computer, sondern auch wieder zwischen Hörsaal, Mensa und Bibliothek statt. Wie sieht die neue Normalität aus? Welche Hygieneregeln gelten noch? Und gibt es einen Notfallplan für den Fall rasant steigender Infektionszahlen? Der Anzeiger hat nachgefragt.
Justus-Liebig-Universität : An der JLU reibt man sich »angesichts des Wegfalls fast aller Corona-Schutzmaßnahmen etwas verwundert die Augen«. Die Universität hatte schon lange vor Beginn der Vorlesungszeit angekündigt, die Maskenpflicht im Sommersemester beizubehalten.
»Mit der geplanten hundertprozentigen Raumauslastung wird die Einhaltung von Abstandsregeln nicht mehr möglich sein, weshalb für Studierende, Beschäftigte und Gäste auch weiterhin innerhalb der Gebäude, auf den Verkehrswegen und insbesondere in den Veranstaltungsräumen der JLU die Pflicht besteht, eine medizinische Maske zu tragen«, heißt es auf der Website. Für Beschäftigte und Studierende folge dies aus arbeitsschutzrechtlichen Vorgaben, für Gäste aus dem Hausrecht des Präsidenten sowie dem Hygienekonzept der JLU.
Personen, die der Maskenpflicht trotz Aufforderung durch Lehr- oder Aufsichtspersonen beziehungsweise durch das Fachbereichspersonal nicht nachkommen, müssen den Raum und das Gebäude verlassen. Die Pressestelle teilt mit: »Generell setzen wir nach den sehr guten Erfahrungen im Wintersemester, in denen die Gebäude ja bereits geöffnet waren und ein Teil der Lehre in Präsenz stattgefunden hat, im Sommersemester auf die Eigenverantwortung der Studierenden und Beschäftigten.«
Man habe die Universität bereits im Februar darauf vorbereitet, »dass wir ein Sommersemester planten, in dem die Präsenzlehre, die Auslastung unserer Räume zu 100 Prozent und die Anwesenheit aller Studierenden und Beschäftigten in unseren Campusbereichen wieder der Normalfall sein soll«. Entsprechend seien die Lehrpläne ausgearbeitet worden. Im März habe man zudem die reguläre Möblierung in den Räumen wieder vorgenommen.
»Für die Studierenden bedeutet die Rückkehr zu Normalität allerdings eine erneute Umstellung beziehungsweise für diejenigen, die erst seit Pandemiebeginn an der JLU studieren, eine umfassende und grundsätzliche Änderung ihres Studienalltags«, gibt die Pressestelle zu bedenken. Um diesen Übergang zu erleichtern, verlängert die JLU bestimmte Sonderregelungen im Studium - etwa den Freiversuch für Prüfungen und die Möglichkeit der vereinfachten Abmeldung von Prüfungen aus pandemiebedingten Gründen.
Vor Beginn der Vorlesungszeit fanden zudem die Studieneinführungen für neue Semester statt, ebenfalls in Präsenz. Dies leiste »einen wichtigen Beitrag dazu, dass die neuen Studierenden gegebenenfalls nach einem Schulabschluss in Pandemiezeiten gut gerüstet in ihr Studium starten können«. Zusätzlich zu der Präsenzlehre könnten aus didaktischen Gründen weiterhin (teil-)digitale Lehrveranstaltungen angeboten werden. Dies gelte aber unabhängig von der Pandemie.
Allen Beteiligten sei bewusst, »dass wir auf den Verlauf der Pandemie gegebenenfalls auch kurzfristig reagieren müssen. In diesem Fall würden wir auf die Erfahrungen aus den vorherigen Semestern zurückgreifen«.
Technische Hochschule Mittelhessen : An der THM gilt seit dem 3. April die Maskenpflicht in Innenräumen, mindestens mit medizinischer Maske. FFP2-Masken werden dringend empfohlen. Außerdem bleibt das Abstandsgebot bestehen. Die 3G-Regel gilt nicht mehr. »Lehrende sind schon seit der Teil-Rückkehr in die Präsenz dazu angehalten, Verstöße gegen die Maskenpflicht nicht zu dulden und gegebenenfalls vom Hausrecht Gebrauch zu machen. Vorfälle sind uns aber noch nicht bekannt geworden«, teilt die Pressestelle mit. Vortragende sind von der Maskenpflicht befreit, sofern sie mindestens 1,5 Meter Abstand zum Auditorium einhalten.
Kontrollen, etwa beim Betreten des Hörsaals oder des Gebäudes seien nicht geplant. Lediglich für ausgewählte Bereichen wie die Bibliotheken und zu besonderen Zeiten, etwa bei Klausuren, seien Sicherheitsleute vorgesehen, wie auch zuvor schon.
Auch an der THM gilt im Sommersemester noch einmal die »Freischussregel«. Das heißt: Prüfungen, die ab dem Sommersemester 2020 abgelegt, nicht bestanden und nicht mehr wiederholt werden können, gelten als nicht unternommen. Der letzte Fehlversuch wird gestrichen und die Studierenden bekommen einen weiteren Prüfungsversuch. Zum kommenden Wintersemester soll diese Regelung aber entfallen. Außerdem können Studierende bereits jetzt nur noch bis eine Woche vor dem Termin ohne Angaben von Gründen von einer Prüfung zurücktreten. Schwangere können eine Alternative zu einer Präsenzprüfung beantragen.
Die Rückkehr zur Präsenz bedeutet an der Hochschule aber keine Abkehr vom Digitalen: »Wir kehren zur Präsenz zurück, auf didaktischen Konzepten basierende digitale Ergänzungen im Sinne ›digital gestütztes Lehren und Lernen‹ bleiben erhalten und werden ausgebaut.« Dieses Ziel habe man schon früh in der Pandemie definiert - verbunden mit der klaren Feststellung, dass die THM eine Präsenzhochschule ist.
Sollten steigende Infektionszahlen oder neue Corona-Varianten die Situation wieder verschärfen, sieht sich die THM gut gerüstet. »Die Erfahrungen der vergangenen zwei Jahre erlauben uns binnen kürzester Zeit einen Umstieg auf rein digitale Lehre. Dazu sind alle Lehrenden und Studierenden kurzfristig in der Lage.« Die THM hofft jedoch, von dieser Rückkehr ins Digitale keinen Gebrauch machen zu müssen: »Es ist eine Möglichkeit für den Notfall.«