Prostataerkrankungen im Blick
Gießen (red). Mit dem Thema »Prostata« beschäftigt sich die digitale Seniorenvorlesung des Fachbereichs Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) im Juli. Die Prostata oder Vorsteherdrüse hat die Funktion, durch ihr Sekret die Beweglichkeit der Spermien zu gewährleisten.
Bei Männern im jüngeren Erwachsenenalter sind entzündliche Erkrankungen der Prostata, sogenannte Prostatitiden, verbreitet; im höheren Alter stellen Prostatavergrößerung und Prostatakrebs erhebliche gesundheitliche Gefahren für Männer dar. Der Urologe und Androloge Prof. Florian Wagenlehner (JLU), Leiter der Klinik und Poliklinik für Urologie, Kinderurologie und Andrologie am UKGM in Gießen, gibt Einblicke in Krankheitsverläufe, Risiken und Behandlungsmöglichkeiten. Sein Vortrag ist unter www.med.uni-giessen.de/ senioren verfügbar.
Prof. Wagenlehner erläutert, dass es bei einer gutartigen Prostatavergrößerung zur Zunahme des bindegewebsartigen Anteils der Prostata kommt, beim Prostatakarzinom zur Wucherung des Drüsenanteils. Der Mediziner beschreibt, welche Beschwerden auf Prostataerkrankungen hindeuten können: verminderter Harnstrahl, häufiges, auch nächtliches Wasserlassen, ständiger Harndrang bis hin zur Inkontinenz. Ohne eine Abklärung und Behandlung dieser Beschwerden kann es zu blutigem Urin, Infektionen und Erektionsstörungen kommen, als Spätfolge durch den Rückstau von Urin zum Nierenversagen.
Diagnostisch sollte bei den geschilderten Symptomen zunächst ein Fragebogen (International Prostate Symptom Score (IPSS)) ausgefüllt werden, erläutert Prof. Wagenlehner. Es schließen sich Urinuntersuchungen, Abtasten der Prostata, Labor- und Ultraschall-Untersuchungen sowie Harnstrahlmessung und Restharnsonographie an. Die Intensität der Beschwerden gebe jedoch nicht unbedingt Aufschluss über das Ausmaß der Prostatavergrößerung, daher sei die Therapieplanung einerseits von der Diagnose, andererseits vom Beschwerdebild des Patienten abhängig. Bei gutartiger Prostatavergrößerung bietet sich eine medikamentöse Behandlung an. Erst wenn diese Behandlung nicht ausreicht, kommen operative Verfahren zum Einsatz. Vorsorgeuntersuchungen seien aber auch nach einer solchen Prostata-Operation weiterhin notwendig, betont Wagenlehner.
Schließlich geht der Spezialist auf die Behandlung des Prostatakarzinoms ein, der in der westlichen Welt bei Männern häufigsten bösartigen Erkrankung. Er weist auf die Bedeutung der PSA-Bestimmung hin - einem von der Prostata gebildeten Enzym, das in sehr hoher Konzentration im Ejakulat zu finden ist und in erheblich niedrigerer Konzentration im Blut. Wichtig sei die Beobachtung von PSA-Veränderungen über die Zeit, um die Dynamik von Prostataveränderungen einschätzen zu können. Therapeutisch erfolgten bei Prostatakarzinomen mit niedrigem Risiko - besonders bei Patienten im hohen Alter und mit Zusatzerkrankungen - lediglich regelmäße Kontrollen. In anderen Fällen stünden verschiedene Operationsverfahren zur Auswahl. Standard ist inzwischen die Roboter-assistierte Operation, die minimalinvasiv durchgeführt wird; dabei soll die Erektionsfähigkeit erhalten bleiben.
»Die Zuhörerinnen und Zuhörer erwartet erneut ein allgemeinverständlicher, gut strukturierter und informativer Vortrag«, verspricht Prof. Bettina Kemkes-Matthes, Fachärztin für Innere Medizin (JLU), die die Seniorenvorlesungen organisiert.