Protest zum Neujahrsfest

Gießen (ebp). »Nouruz« (»Neuer Tag«) heißt das Neujahrsfest, das zum Frühlingsanfang vor allem im persischen Kulturraum gefeiert wird. Ein Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Hochschulgruppierungen und Iranerinnen und Iranern hat das am Dienstagnachmittag zum Anlass genommen, um mit einer Demonstration in der Innenstadt unter dem Motto »(Un-)Happy Nouruz« auf die Menschenrechtsverletzungen im Iran aufmerksam zu machen.
Die Welt dürfe nicht länger die Augen davor verschließen, wie das iranische Regime seit über 40 Jahren mit den Menschen im Land umgeht, forderte Amin (Jusos) in seiner Rede vor dem Rathaus. Er erinnerte an die 22-jährige Mahsa Amini, die im vergangenen Jahr im Polizeigewahrsam verstorben ist: »Die Willkür der Revolutionsgarde wurde ihr zum Verhängnis.« Der Tod der Studentin hatte zu Protesten geführt, die immer wieder brutal niedergeschlagen wurden. Die Kundgebung finde auch statt »für die, die im Iran ihr Leben riskieren. Wir ziehen den Hut vor ihnen«. Auch die Teilnahme an der Gießener Demo erfordere Mut.
In seiner Rede verwies er zudem auf den Haftbefehl gegen Russlands Präsident Wladimir Putin, den der Internationale Strafgerichtshof erlassen hat und forderte Vergleichbares für die iranische Revolutionsgarde und das iranische Regime. Die Garde solle wegen ihrer Beteiligung an der Unterdrückung der Proteste auf die EU-Terrorliste gesetzt werden.
Die rund 70 Teilnehmer, die dem Dauerregen trotzten, zogen vom Berliner Platz in Richtung Kirchenplatz und skandierten dabei Slogans wie »Frau, Leben, Freiheit« auf Deutsch und Persisch. Am Marktplatz gab es einen Stopp mit einem gemeinsamen Tanz.
»Im Iran wäre das so nicht möglich«, betonte Jenny Jörges (Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft). »Wir könnten nicht die Musik spielen, die wir wollen. Wir könnten nicht tanzen. Wir könnten nicht gemeinsam laut sein. Das sind Selbstverständlichkeiten, über die wir uns sonst keine Gedanken machen.«