Publikum strömt wie lange nicht
Das Oberhessische Museum stellt sein neues, in Heftform gepacktes Halbjahresprogramm vor und freut sich über einen neuen Rekordbesuch im abgelaufenen Jahr.
Gießen. Die zahlreichen Ausstellungen und vielfältigen neuen Formate zahlen sich aus. Im vergangenen Jahr konnte das Oberhessische Museum knapp 9000 Besucher zählen, so viele wie seit dem Jahr 2003 nicht mehr, freut sich Museumsleiterin Dr. Katharina Weick-Joch. Für die Mitarbeiter sei dieses Ergebnis »sehr motivierend«. Damit sich die erfreuliche Entwicklung auch 2023 fortsetzt, hat das Museumsteam erneut ein umfangreiches Programm zusammengestellt, von dem sich alle Besuchergruppen angesprochen fühlen können. In einem Pressegespräch wurde es am Donnerstag im Beisein von Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher vorgestellt.
Höhepunkt wird Schau im März
Zum Höhepunkt der kommenden Monate wird die Sonderausstellung »Made in Hessen«, ein Gemeinschaftprojekt von vier Museen, das in Gießen am 28. März von Schirmherr Volker Bouffier eröffnet wird und das Ende Oktober vom Alten Schloss nach Offenbach, Rüsselsheim und Borken weiterwandert. Erzählt werden dabei »globale Industriegeschichten« von Produkten, Marken und Ideen, die zwischen 1800 und heute entstanden sind. So geht es etwa um die Rivalität zwischen den Unternehmen Adler und Opel, um den Weltruf der Mineralwassermarke Selters oder die Geschichte der Gail’schen Tonwerke. Ein ganzer Themenblock widmet sich zudem Justus Liebig. »Die Besucher werden erstaunt sein, was alles aus Hessen kommt«, verspricht Weick-Joch. Derzeit arbeitet das Museumsteam am Aufbau der Schau, die in einer Kooperation mit dem Hessischen Museumsverband und dem Hessischen Wirtschaftsarchiv entsteht.
Doch die Besucher müssen nicht erst bis März warten, um Neues im Alten Schloss zu entdecken. Schon in der kommenden Woche wird ein Prototyp des digitalen Stadtmodells zum Ausprobieren bereitstehen, der einen ersten Eindruck von dem Projekt vermitteln soll. Dort, wo das »Kleine Filmbüro« im Erdgeschoss sein Zuhause hat, soll damit nach und nach auch ein Digitallabor entstehen, wie der dafür verantwortliche Mario Alvez berichtet. Das Oberhessische Museum beteiligt sich dazu an einem deutschlandweiten Verbundprojekt und nutzt dessen Fördermittel, um das beliebte Stadtmodell auch interaktiv spielerisch erlebbar zu machen.
Im Zuge der Neukonzeptionierung der Dauerausstellung sollen an diesem Ort künftig auch weitere digitale Angebote entwickelt und getestet werden. Gleichzeitig »sind wir immer auch an alten Filmen interessiert«, sagt Alves. Zwei Filmabende sind bereits in Planung, der nächste am 9. März, sowie am 29. im Juni im Museumshof.
Auch die Studierenden der JLU bekommen wieder die Möglichkeit, den Museumsraum zu gestalten. In einer Kabinettausstellung setzt sich ein Projektseminar des Instituts für Kunstpädagogik mit einer im Herbst 1975 gezeigten »sogenannten Kunstausstellung zum Internationalen Jahr der Frau« auseinander. Diese Schau thematisierte die gesellschaftliche politische und soziale Situationen von Frauen und wurde »kontrovers diskutiert«, wie es in der Ankündigung heißt. Die Ausstellung setzt sich ab 3. Mai mit der Frage auseinander, welche Frauenbilder damals in der Schau vermittelt wurden. Dazu gibt es wie üblich ein kleines Rahmenprogramm mit Führungen durch Projektbeteiligte.
Geboten werden darüberhinaus wieder zahlreiche eingeführte Formate. wie Workshops für Kinder, »Kunstkränzchen« für ältere Besucher oder der Abend »Kunst und Caipi« (13. April), bei dem Cocktails genossen werden können. Und ab sofort ist der hochwertig gestaltete Katalog zur gerade beendeten Sonderausstellung »Zwischen Sammelwut & Forschungsdrang« zu beziehen (auch per Post). Für 29 Euro »ein echtes Schnäppchen«, lacht die Museumsleiterin. Zum Vortragsprogramm gehört diesmal eine Kooperation mit der Hein-Heckroth-Gesellschaft, bei der es am 4. Juni um die Fernsehoper »Die Macht des Schicksals« geht, zu der der Gießener das Bühnenbild beisteuerte. So setzt das Museum weiter seinen Weg fort, »als Fixpunkt, alle Bevölkerungsgruppen zusammenzubringen«, zeigt sich der Oberbürgermeister überzeugt. »Für jeden Besucher ist etwas passendes dabei.«
Öffnungszeiten ab April später
Zugleich kündigte Becher an, dass die Öffnungszeiten ab April um eine Stunde nach hinten verschoben werden. So öffnen sich die Türen des Alten Schlosses dann erst ab 11 Uhr für die Besucher, die dafür eine Stunde länger bis 18 Uhr Zeit für die Ausstellungen haben. »Das dürfte auch den ein oder anderen Berufstätigen veranlassen, stressfrei vorbeizuschauen«, hofft er. Und damit vielleicht auch die Besucherzahlen weiter zu erhöhen.
Das Halbjahresprogramm liegt ab sofort wieder in kleinformatiger Heftform in den bekannten Geschäften, bei der Tourist-Info und im Museum aus.