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Rote Karte für Uni und Politik

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Von: Julian Spannagel

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Mit der Roten Karte zeigten die Studierenden ihren Unmut an. Foto: Spannagel © Spannagel

»Studieren statt frieren« - 100 Studierende kommen zu AStA-Versammlung in Gießen und erstellen einen Forderungskatalog.

Gießen. Rund 100 Studierende haben sich, organisiert durch den AStA, versammelt und darüber beraten, welche Forderungen sie an die Universität, das Land und den Bund stellen wollen, um der finanziellen Minusrückkopplung durch die derzeitige Lage und frostigen Universitätsräumlichkeiten entgegenzuwirken. Am Ende stand ein Forderungskatalog. Organisatorisch wird es zudem, soviel steht fest, nicht dabei bleiben.

»Studieren statt Frieren« war das Motto der einberufenen Versammlung. Und wenn die Temperaturen in Universitätsräumen auch nicht das einzige Thema waren, berichteten einige der anwesenden Studierenden von Kälte. Eine Blasenentzündung hat die Temperaturabsenkung bereits eingefordert, eine Studentin berichtete davon, dass bei einer Vorlesung vor die Wahl gestellt wurde, nach Hause zu gehen oder bei Kälte zu lernen. Mehrfach Kritik gab es auch bezüglich Kälte nach dem Ende der Beheizung. Diese werde, so erklärte es AStA-Sprecher Tristan Stinnesbeck (SDS), derart gehandhabt, dass es zum Ende der Öffnungszeiten sowie zum morgendlichen Arbeits- und Studienantritt noch oder bereits ein wenig kalt ist. Reichen da dann warme Getränke, wie es etwa derzeit in der Zeughaus-Bibliothek erlaubt ist, sie mitzubringen?

Heiße Getränke

Schlecht isolierte, veraltete Gebäude wie etwa bei der Bibliothek des Philosophikum 2 tragen dazu bei, dass die Situation von den Studierenden gar nicht positiv gesehen wird.

Auch mit dem Geld ist es bei Studierenden eng. So ergab das Stimmungsbild, welches die Studierenden vom AStA an von den Anwesenden erhobenen roten und grünen Handkärtchen ablasen, dass sie zum großen Teil höhere Energiekosten zu schultern haben. Und wie sieht es bei ihnen mit dem Geld aus? Rund zwei Drittel von ihnen zeigte »Grün« bei der Frage, ob sie arbeiten, was in etwa dem Durchschnitt der Studierenden entspricht.

Das von der Politik als zum Studium befähigend angebotene BaföG wurde kürzlich um gut 5,8 Prozent angehoben. Dem gegenüber steht ein Inflationsanstieg von rund 10 Prozent. Der AStA informierte darüber, dass nur etwa 11 Prozent der Studierenden überhaupt Bafög beziehen. Für viele Studierende heißt es zudem, in einer WG oder einer eigenen Wohnung selbstständig zu wirtschaften. Von diesen wiederum seien 80 Prozent arm. »Ich kann das gar nicht richtig abschätzen, ob das Geld reichen wird«, erklärt etwa die Studentin Johanne Dziewas. So dürfte es derzeit vielen Studierenden gehen. Weiterer Kostenanstieg ist schließlich auch zu erwarten.

Zum Ende der Vollversammlung hin fassten die Studierenden dann, mithilfe ihrer grünen und roten Abstimmungskärtchen, ihre wesentlichen Forderungen zusammen. Diesen will sich nun der AStA annehmen. Die fast 30 Punkte richten sich an die Universität, das Land und den Bund. Von der Universität wünscht man sich transparente Maßnahmen sowie deren Legitimation durch wissenschaftliche Begründung. Des Weiteren sollen die Öffnungszeiten der Bibliotheken wieder ausgedehnt werden. Eine insgesamt größere Beteiligung Studierender an Universitätspolitik ist ebenfalls gewünscht gewesen.

Mehrheit für Präsenzlehre

Eine klare Mehrheit sprach sich für Präsenz- statt Onlinelehre aus. Ein wichtiges Anliegen war den Versammelten auch der Schutz der Beschäftigten der Uni, deren Gehälter und Stellen bedroht sind. Ebenfalls beschlossen wurde, dass sich die Uni für bezahlbareren Wohnbau in der Stadt einsetzen solle, über die Studierendenwohnheime hinaus.

Von Land und Bund fordern die Studierenden mehr Geld. Die Wege, auf denen es diese erreichen soll, sind unterschiedlich. So wurde sich sowohl ein günstiges bundesweites Semesterticket als auch gemeinhin günstig nutzbarer ÖPNV gewünscht, angelehnt an das 9-Euro-Ticket. Auch die Forderung Preisdeckel für Mieten und Energie wurden beschlossen. Vermögenssteuer und eine sofortige Durchführung der Energiewende waren im Forderungskatalog ebenfalls mitinbegriffen, mehr Soforthilfen als die beschlossenen 200 Euro ebenso. Um den Ganzen noch mehr Nachdruck zu verleihen, wollen sich die Studierenden darüber hinaus verstärkt organisieren: Morgen wird es ein weiteres Planungstreffen geben.

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