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Rückzug »fällt nicht leicht«

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Oberbürgermeister Frank-Tilo Becher verabschiedet Johannes Zippel (links). Zum 22. Februar hat er seinen Platz im Magistrat an Heiner Geißler übergeben. Foto: Leonie Schikora © Leonie Schikora

Johannes Zippel von den Freien Wählern hat sich aus dem Magistrat der Stadt Gießen zurückgezogen. Heiner Geißler übernimmt.

Gießen. Generationswechsel bei den Freien Wählern: Johannes Zippel hat den Staffelstab im Magistrat an den bisherigen Fraktionsvorsitzenden übergeben. »Schon vor der Kommunalwahl habe ich mit Heiner Geißler vereinbart, dass ich ihm frühzeitig die Möglichkeit gebe, sich in den Magistrat einzuarbeiten. Diese Chance soll auch das neue Fraktionsmitglied Andreas Lenzer haben«, erklärt Zippel, der zum 22. Februar ausgeschieden ist. Der Kreispolitik bleibt der Rödgener bis 2026 treu. »Danach werde ich vermutlich auch im Kreis aufhören, denn dann bin ich 79 Jahre alt«. erläutert der Pionier der Freien Wähler in der Stadt. Der allerdings auch in Gießen nicht so ganz aufhören will: Gut möglich, dass der Ruheständler als Fraktionsgeschäftsführer weitermacht.

Zusammentreffen von Zahlen

Die Inspiration zum Rückzug war letztlich ein Zusammentreffen von Zahlen. »Am 22.2. bin ich nach 44 Jahren und 4 Monaten aus der Gießener Kommunalpolitik ausgeschieden«, lächelt der Rödgener. Der Entschluss falle ihm nicht leicht, aber »es war eine Entscheidung, die ich treffen musste. Ohnehin ist es besser, aus eigener Initiative zu gehen als eines Tages gebeten zu werden, das Mandat abzugeben.« Was nach der Arbeit im Rathaus kommt? »Ich habe einige Hobbys, darunter 800 Quadratmeter Garten«, berichtet der Freie Wähler. Daneben habe er es sich zur Aufgabe gemacht, zu rekapitulieren, was in den vergangenen Jahrzehnten auf der eigenen politischen Agenda gestanden hat. »Seit 1997 habe ich über 300 Anträge und Anfragen gestellt«, blickt Zippel zurück. Darunter waren Projekte wie das Großgewerbegebiet Lützellinden oder die Einführung umweltfreundlicher Busse im Nahverkehr.

Der Startschuss für die eigene politische Karriere sei die der Gründung der Stadt Lahn gewesen. Deshalb sei er 1973 in die CDU eingetreten. Von 1977 bis 1979 war Zippel Bezirksvertreter in der damaligen Stadt Lahn-Gießen. 1979 war er nach Auflösung von Lahn staatsbeauftragter Stadtverordneter und staatsbeauftragter Kreistagsabgeordneter. Weitere Stationen: Von 1981 bis 1987 und von 1989 bis 1997 war der Rödgener Stadtverordneter in Gießen.

Rückendeckung in der Familie

»Von 1981 bis 1985 und von 1989 bis 31. März 1997 war ich auch im Ortsbeirat Rödgen, davon zwölf Jahre als Fraktionsvorsitzender im Ortsbeirat«, informiert der Kommunalpolitiker. Dann der Wechsel: 1996 habe er zu den Gründungsmitgliedern der Freien Wähler in Gießen gehört. »1997 wurden wir erstmals in die Stadtverordnetenversammlung gewählt. Als damaliger Spitzenkandidat war ich von 1997 bis 2011 Fraktionsvorsitzender. Seit 2011 war ich ehrenamtlicher Gießener Stadtrat«, blickt Zippel auf die eigene politische Vergangenheit. Die Rückendeckung in der Familie sei für ihn besonders wichtig gewesen: »Dafür bin ich mehr als dankbar.«

Für sich selbst könne er behaupten, in all den Jahren versucht zu haben, möglichst sachlich und ohne ideologische Brille Kommunalpolitik zu betreiben. »Mir ist es auch persönlich immer egal gewesen, welcher Partei jemand angehört. Entscheidend ist die Person, mit der man es zu tun hat. Mit dem einen kommt man gut aus, mit dem anderen weniger. Dies hat aber nichts mit seiner politischen Einstellung zu tun«, führt der Gießener aus. Zwischenzeitlich habe sich das Miteinander in der Stadtpolitik jedoch stark verändert. »Bis Ende 2021 sind wir nach den Sitzungen immer nochmal ins Bolero gegangen. Das ging auch mit CDU, SPD und Grünen. Man konnte auch über andere Dinge als Politik sprechen.« Heute seien jedoch viele Politiker ohne Parlamentserfahrung im Magistrat. »Seitdem fehlt der Zusammenhalt ein Stück weit«, bedauert Zippel.

Für die Ökumene eingesetzt

Der übrigens weit mehr als Kommunalpolitik gemacht hat: »Ich war ehrenamtlicher Richter am Truppendienstgericht in Koblenz während meiner Zeit bei der Bundeswehr, ehrenamtlicher Richter am Landgericht Gießen, Mitglied im Deutschen Alpenverein und der Freiwilligen Feuer-wehr Gießen-Rödgen, Mitglied im Deutschen Bundeswehr-Verband, Mitglied der Spielleute der Busecker Schloßremise und war auch während meiner Dienstzeit viele Jahre Mitglied im Pfarrgemeinderat der Bundeswehr. Dort habe ich mich aktiv für die Ökumene eingesetzt«, erinnert sich der ehemalige Stadtrat.

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