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Sanfte Sound-Landschaften an spektakulärem Ort

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Soundkünstler Werner Cee (l.) und Gitarrist Eivind Aarset verwandelten die Klosterruine Arnsburg in einen meditativen Klangraum. Foto: Schultz © Schultz

Werner Cee, Eivind Aarset und Mutter Natur spielten vor imposanter Säulenkulisse in Lich.

Kloster Arnsburg. Eine konzertante Klanginstallation erlebten die Besucher der Arnsburger Klosterruine am Samstag. Soundkünstler Werner Cee hatte Trompeter Markus Stockhausen und Gitarrist Eivind Aarset eingeladen, gemeinsam mit ihm das Areal mit dem Klang von »Metar« zu füllen.

Bereits im vergangenen Jahr am selben Ort hatte der hessische Tonkünstler einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Dieses Mal nun wollte er selbst mit zwei Solisten musizieren, was durch eine Verletzung Stockhausens leider verhindert wurde.

Cee hatte wieder das ganze Areal unauffällig mit Lautsprechern für einen perfekten Surround-Sound ausgestattet, zwei Techniker hatten alles unter Kontrolle, und die zahlreichen Besucher hatten die Stühle in der Mitte der Ruine einfach nach eigenem Geschmack aufgestellt.

Viel war nicht zu sehen von der umfangreichen Technik, auch die improvisierte Bühne im Altarraum war eher minimalistisch ausgeführt: links und rechts davon je ein Lautsprecher, zwei Arbeitsplätze mit Bedienpult und Fußschaltern. Cee spielte links Pedal-steel-Gitarre, Aarset saß rechts und hatte sich zwei große Fender-Verstärker aufgestellt (»Damit es für mich Stereo klingt«).

Gegen 19 Uhr begannen sanft murmelnde Flächen, sich ins Bewusstsein der Besucher zu schieben. Werner Cee machte eine kurze Ansage: »Wir werden versuchen, Landschaftsideen umzusetzen. Und es ist kein gewöhnliches Konzert, gehen Sie ruhig herum«, ermunterte er die Gäste. Die setzten das auch um.

Schnell fügte sich alles sanft zusammen, weiche Klänge, die friedliche Stimmung eines Sommerabends, das Ambiente der Ruine der benachbarten Gärten und des Friedhofs.

Die musikalischen Klänge, die man hörte, bestanden ursprünglich aus Gitarrentönen, wobei Cee eher akkordbetont agierte, während Aarset schon mal einzelne Gitarrentöne einfließen ließ. Zunächst war das eher sacht, so dass man einer Art Klangandacht beizuwohnen schien, in die verschiedenste Klänge einflossen, häufig Naturgeräusche.

Hauptsächlich jedoch lieferten die Instrumente die Bestandteile des umfassenden Klanggeschehens. Darin hatte Cee alle möglichen O-Töne zusammengefügt, struktursetzende Knackser, Gluckern, Wasserplätschern und schöne musikalische Flächen. Alles sensibel ineinandergefügt, sanft und geduldig entwickelt und aufgebaut, ohne verbrauchte, gewöhnliche Effekte.

Immer wieder mischte sich die Natur mit ihren eigenen O-Tönen ein: Schwalben zischten über die Ruine hinweg, eine Elster meckerte in der Ferne, und man spürte den Wind.

Irgendwann gab es ein schönes, etwas unheilvolles Dröhnen, getragen von einem mächtigen Tiefbass. Nach zwei Stunden fügte sich dann alles zu einem stimmigen Ende.

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