Schräge Frösche und ein paar andere Tiere

Lich. Nichts weniger als die »Säulen der Kunst« zeigt die Wölfersheimer Künstlerpalette jetzt im Dormitorium des Klosters Arnsburg. 13 Beteiligte präsentieren eine große Bandbreite an Arbeiten, darunter echte Überraschungen und originelle Einfälle.
Der inhaltliche und formale Aufhänger der Schau sind etwa ein Dutzend komplett farbig bemalte Betonröhren: die »Säulen der Kunst«. Die sind an jeweils einem berühmten Künstler orientiert, etwa Gustav Klimt oder Marc Chagall. Die armdicken Säulen vermitteln einen typischen Eindruck des thematisierten Werks und wetteifern nun mit den massiven Säulen des Dormitoriums um die Aufmerksamkeit des Betrachters. Und wenn das Licht stimmt, schaffen sie das auch ziemlich gut. Es lohnt sich, den vertikal-kreisförmigen Bildern nachzuspüren, denn dabei findet sich die eine oder andere Geschichte.
Dabei ist der Ausstellungsraum gut gefüllt: die Künstlergemeinschaft hat in den zwei Coronajahren nicht pausiert, sondern produziert. Nun gibt es Kunst nicht nur auf den Stellwänden und Freiflächen, sondern auch auf allen Fensterlaibungen, von großen Formaten bis zu Bildern im DIN-A 5-Format. Schwungvolle Körper in Acryl, abstrahierte Landschaften sowie ein paar Porträts süßer kleiner Welpen gehören dazu. Darunter behaupten sich Anja Steininger-Christians zwei routiniert ausgeführte männliche Akte als Blickfang schon aufgrund ihres Formats.
Edda Habermehl zeigt mit »Einheit in der Vielfalt« comicartige Panels in Aquarell, deren Besonderheit die scheinbar collagierte Vielzahl kleinerer Bilder in einem großen ist. Alle Motive sind durch schwarze Linien getrennt. Sie setzt etwa einen Sonnenuntergang und kleine Architekturdetails mit beiläufig erscheinenden Quasi-Schnappschüssen aus dem Alltag zusammen. Diese inhaltlich unterschiedlich gestalteten Tableaus reizen zum Suchen und Finden formaler und inhaltlicher Bezüge und bergen in ihrem kindlich erscheinenden Duktus eine denkbare Intention des Erzählens.
In großer Zahl zu sehen sind auch Sammlungen von Tierbildern, Porträts gewissermaßen, von Luchs, Tiger und Leopard, die allerdings an Tierdokumentationen erinnern. Ebenso wie die erwähnten Welpenbilder besitzen diese Arbeiten inhaltlich wenig Kraft - es sind Handwerkszeugnisse.
Klaus Hettichs Dreierserie »Toscana Zedernbäume« zeigt abstrahierte mediterrane Landschaftsansichten. Sie sind von kompositorischer Klarheit und wirken substanziell und ästhetisch zugleich. Vor seine drei »Zedern« hat Hettich eine kleine Tonskulptur platziert, die »Räuberbraut«. Vielleicht ist die Toskana ja doch nicht so sicher? Im Dormitorium des Klosters kann jedenfalls nichts passieren.
Ungewöhnliche Sichtweisen sind ebenfalls nicht selten bei diesen »Säulen«. Stefan Holland zeigt eine Szene mit »Musikern in der U-Bahn«. Da muss eine ziemliche Stimmung herrschen oder vielleicht ist es schräge Musik: Holland hat die Szene etwa um 30 Grad gekippt. Die Konstruktion des Waggons wirkt wie verbogen. Die Passagiere allerdings strahlen eine natürliche ÖPNV-Unbeteiligtheit aus, ganz normal.
Auch Hollands »Froschkonzert« findet unter besonderen architektonischen Bedingungen statt: die Wände eines Kellerraums sind oben abgerundet, fast nichts ist hier noch rechtwinklig und vertraut, nur das Mauerwerk des Zimmers hat sich erhalten können. Das Frosch-Septett musiziert mit unbewegten Mienen, und besonders ordentlich ist man auch nicht, gemessen an den Pizzakartons. Irgendwie eine fröhliche Szene. Es ist nicht die einzige heitere Entdeckung, die man bei den »Säulen der Kunst« machen kann.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 21. August, täglich geöffnet: samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr, werktags von 14 bis 18 Uhr.