Seine Konzerte bleiben in bester Erinnerung

Herfried Mencke, langjähriger Kantor von Petrusgemeinde Gießen und Propstei Oberhessen, ist im Alter von 79 Jahren gestorben. Am 30. Dezember findet eine Trauerfeier in der Petruskirche statt.
Gießen (twi). »Gleichwohl freut er sich auch auf den Ruhestand, denn dann hat er endlich Zeit zu komponieren«, berichtete der Anzeiger, kurz bevor Herfried Mencke als Kantor der Petrusgemeinde Gießen und der Propstei Oberhessen 2011 in den wohlverdienten Ruhestand ging. Dass er sich an dieses Vorhaben gehalten hat, beweisen gleich zwei Uraufführungen eigener Kompositionen um seinen 70. Geburtstag drei Jahre später. Nun ist Herfried Mencke im 79. Lebensjahr gestorben. Am Freitag, 30. Dezember, findet um 15 Uhr in seiner einstigen Wirkungsstätte, der Petruskirche, eine Trauerfeier statt.
Bis zum Eintritt in den Ruhestand stand Mencke 32 Jahre im Dienst der Petrusgemeinde. In dieser Zeit hat er nicht nur das Kulturangebot in der Stadt, sondern im gesamten oberhessischen Propsteibereich maßgeblich geprägt. In bester Erinnerung sind die zahlreichen herausragenden Konzerte jeweils zur Weihnachtszeit: »Schöne alte Weihnachtslieder« sind ein Markenzeichen geworden und tragen die Handschrift von Herfried Mencke.
Über die Region hinaus bekannt
Der in Posen geborene, in Großen-Linden wohnende Organist war auch als Komponist weit über die Grenzen des heimischen Raumes bekannt. Nach dem Abitur am Johanneum Lüneburg studierte er Alt-Philologie sowie Schul- und Kirchenmusik in Hamburg. Obwohl der Vater Kirchenvorsteher war, war er vom Berufswunsch seines Sohnes wenig begeistert. Er habe zu viele verbitterte Kantoren kennengelernt, mutmaßte Mencke einst. Und versicherte: »Zu denen gehöre ich nicht. Ich war nicht der typische Schmalspurmusiker. Ich würde es wieder machen.« So legte er 1970 die A-Prüfung und 1973 das Konzertexamen »mit Auszeichnung« erfolgreich ab. Trotzdem absolvierte er zuerst sein Lehrerexamen, dem Vater zuliebe. Seinen ersten Arbeitsplatz bekam er in Hamburg, eine kleinere A-Stelle, von dort wechselte er dann 1979 als Kantor an die Petruskirche Gießen. Wahrscheinlich hat er selbst nicht gedacht, dass er einmal so lange bleiben würde.
Als Petruskantor leitete er vier Kinderchöre, die oft im Gottesdienst, aber auch bei Gemeindeveranstaltungen gesungen haben, den projektweise aktiven Kammerchor und die Kantorei, die sich neben ihren gottesdienstlichen Aufgaben durch Konzerte in Gießen, aber auch in Hamburg, Bremen (Dom), Berlin (St. Marien), Braunschweig (Dom), Bonn, Frankfurt (Dom), Straßburg (Münster) und beim »Internationalen Festival für Orgel und Kammermusik« in Radom (Polen) einen Namen gemacht hat. Außerdem gibt es CD-Aufnahmen, die teilweise im Handel erhältlich sind.
Als Propsteikantor war er verantwortlich für die Fachberatung der hauptamtlichen Kirchenmusiker in fünf Dekanaten Oberhessens. Als Konzertorganist war er wiederum in vielen Musikzentren Europas und der USA zu hören, etwa in Stockholm, Hamburg (Große Musikhalle), Paris (Notre Dame), Madrid (Internationales Orgelfestival) und New York (St. Bartholomew’s Church). In Gießen hatte er ferner einen Lehrauftrag für Orgelspiel an der Justus-Liebig-Universität, in den USA leitete er Meisterklassen an mehreren Universitäten. Seine Kompositionen (Chor- und Orgelwerke) wurden in zahlreichen Kirchen Europas und den USA aufgeführt. 2003 entstand seine 1. Orgel-Symphonie, die in der Matthäuskirche Lodz uraufgeführt wurde und später im polnischen Radio zu hören war.