Shoppen, wo sonst gekämpft wird

Weniger kaufen, mehr wiederverwenden: Guten Besuch verzeichnete die Gießener Greenpeace-Ortsgruppe bei der Kleidertauschparty im Asia Kampfsportzentrum.
Gießen. Es läuft ein bisschen Musik, an der Theke gibt es Kuchen. Auch einen Tee oder Kaffee können die Besucher bekommen, die in vorweihnachtlichem Ambiente nach neuer Kleidung und Accessoires stöbern. Das Besondere: Alle von ihnen haben bis zu fünf Kleidungsstücke mitgebracht, im Gegenzug können sie sich welche mitnehmen. Der Prozess kommt demnach ohne Geld aus. Das ist das Konzept der Kleidertauschparty, zu der die Gießener Greenpeace-Aktivisten in das Asia-Kampfkunstzentrum in der Frankfurter Straße eingeladen hatte. Die Resonanz war gut, freuen sich die Organisatoren. Hinter dem Konzept steckt, den Planeten zu schonen. »Es gibt viel zu viel Kleidung«, so Conny Feistauer von der Greenpeace-Ortsgruppe.
Zwischen den Kleiderständern tummeln sich ganz unterschiedliche Menschen. Allerdings sind es überwiegend Frauen, entsprechend ist auch die Auswahl an Damenbekleidung größer. Aber auch einige Männer sind da. Die meisten Teilnehmenden sind noch recht jung, hier und da stöbert auch eine ältere Person unter den Dingen. Auch Familien mit Kindern schauen sich um. So etwa Sandy Rensch. Die Mutter bereut, nicht noch mehr mitgebracht zu haben. »Hätte ich das mal gewusst«, bedauert sie. Kinder wachsen schließlich schnell aus den Klamotten heraus.
Die Umweltthematik ist ihr wichtig. »Ich will noch mehr auf Plastik verzichten«, führt Rensch als Beispiel an. Sie erklärt, dass es jedoch mit Kindern schwierig sei, auf alles zu achten. Auch Bequemlichkeit spiele da eine Rolle.
Gut findet das Konzept auch Lisa Klein. Sie und ihr Freund Dominic haben Schuhe, Accessoires und Hosen mitgebracht und sind im Gegenzug auch fündig geworden. »Ich finde es sehr schön, dass die Sachen eine zweite Chance bekommen«, bekundet Lisa. Dominic freut sich, dass auch was für Männer dabei ist, was sonst selten sei.
Für Greenpeace ist die Veranstaltung ein Gegenentwurf zum sogenannten »Black Friday«. Im Durchschnitt 300 Euro geben laut der Pressemitteilung der Organisation Bundesbürger an diesem Tag, der erst vor kurzem stattgefunden hat, für den Konsum aus.
Beim Verkauf von Kleidung gehe es insbesondere um aufgewendete Energie und Ressourcen, so Conny Feistauer von Greenpeace. Diese werde umweltfeindlich hergestellt und lande zudem oftmals in den Altkleidercontainern. Feistauer kritisiert auch die gegenwärtigen schnellen Zyklen von Mode. Früher habe es nur eine Sommer- und Wintersaison gegeben. »Dadurch, dass es so billig ist, kann es sich jeder leisten«, so die Aktivistin.
»Weniger kaufen, mehr wiederverwenden«, sind die Dinge, die sie sich wünscht, wenn es darum geht, wie sich die Konsumenten zu Kleidung verhalten sollten. Dem stehe jedoch auch eine ablehnende Haltung gegen gebrauchte Kleidung im Weg. »Das Hygienebewusstsein der Leute ist aus dem Lot«, so die Aktivistin. Mit ihr haben insgesamt acht Mitglieder der Umweltorganisation mitgeholfen, gegen den Strom der Gesellschaft zu schwimmen. Nebenbei wurden zudem Unterschriften für eine Petition gesammelt. Die Bundesregerung will, über alle Zweifel wie Gefährdung der Ökosysteme und Artensterben erhaben, ab 2023 beim Geschäft des Tiefseebergbaus mitmischen, wie es darin heißt.
Derweil sind die Besucher mit der Kleidertauschparty zufrieden. Irene Franzen etwa verweilt mit zwei Freundinnen für eine ganze Weile im seitens Greenpeace extra angemieteten Raum in der Frankfurt Straße 52.
Aus ihrer Tasche zieht sie ein Hemd, welches sie gefunden hat und im Sommer anziehen will. »Worauf ich mich schon sehr freue«, so Franzen. Ein weiterer Vorteil so einer Kleidertauschparty, wie Conny Feistauer hervorhebt, denn wo sonst bekommt man jetzt Kleidung für den Sommer? Franzen und ihre Freundinnen warten noch ein bisschen. Vielleicht kommt ja noch das ein oder andere Kleidungsstück aus den Taschen neuer Besucher, die ihrerseits ihr Glück versuchen.