Sicherheit vor Bequemlichkeit

Los ging es mit dem durch einen Grünstreifen von der Sudetenlandstraße getrennten Parallelweg. Parken war hier bisher auf gesamter Länge von der Marburger Straße bis zur Fuldastraße erlaubt.
Gießen . Wenn jemand etwas zu verkünden hat, dann mag das für die einen gut sein, für die anderen gegenteilig. So war es auch mit den Informationen von Holger Hedrich, dem Leiter der Straßenverkehrsabteilung des Ordnungsamtes, beim Runden Tisch Flussstraßenviertel im Nordstadtzentrum in der Reichenberger Straße. Und Hedrich hatte einiges zu verkünden.
Los ging es mit dem nur durch einen Grünstreifen von der Sudetenlandstraße getrennten Parallelweg. Parken war hier bisher auf der gesamten Länge von der Marburger Straße bis zur Fuldastraße erlaubt. Nur an den Tagen der Müllabfuhr war es nicht gestattet. Für die überbreiten Müllfahrzeuge wäre ansonsten kein Durchkommen.
Platz für Feuerwehr
»Was passiert, wenn zu anderen Zeiten die Feuerwehr mit der Drehleiter zu kommen hat?« Deren Stützen müssten zur Stabilisierung ausgefahren werden. »Wenn Sie jetzt sagen, es interessiert seit 20 Jahren niemand, dann frage ich Sie: Was ist bei einem Notfall, bei dem Leben gerettet werden muss?« Stellflächen für Fahrzeuge, die eigentlich keine gewesen seien, fielen künftig weg. »Nur noch im vorderen Bereich bis zur Werrastraße wird das Parken erlaubt sein.« Wegen der dort vorhandenen Parkbuchten bleibt genügend Straßenbreite für die Feuerwehr zum Durchkommen. Sicherheit hat somit Vorrang vor Bequemlichkeit.
Nach jahrelangem Bemühen seitens der Anwohner sollen nun Eder- und Fuldastraße zu Einbahnstraßen erklärt werden, so Hedrich. De facto waren sie es auch bisher schon nahezu. In dem Straßenverlauf wie ein Hufeisen fahren fast alle von der Sudetenlandstraße in die Ederstraße und über die Fuldastraße wieder auf die Sudetenlandstraße. Auch hier ist die neue offizielle Straßenführung den Rettungsdiensten geschuldet. Hintergrund: »Die Autos müssen vom Gehweg weg«, so Hedrich.
Da derzeit die Autos dort parkten, sei kaum noch Platz für Fußgänger. Es müsse möglich sein, dass zwei Personen nebeneinander auf dem Bürgersteig laufen könnten. So ein Erwachsener mit einem Kind an der Hand. Oder wenn jemand eine andere Person stützen müsste. Wenn der Begegnungsverkehr wegfalle, könnten die Autos künftig auf der Straße abgestellt werden. Kritik bezüglich der dann zu schmalen Straßenbreite wischte Hedrich hinweg: »Wir haben nachgemessen: Es verbleiben dann immer noch drei Meter«.
Man müsse sich damit abfinden, dass es künftig weniger Parkplatz für alle gebe. Car-sharing könne dem Problem leicht abhelfen, propagierte er. Die Stadt befinde sich mit dem Anbieter Scouter im Gespräch, um dessen Angebot auf die Nordstadt auszuweiten. Für die Bewohner, die ihr Auto nur gelegentlich nutzten, sei Carsharing vor allem in finanzieller Hinsicht eine verlockende Alternative.
Beim Kreisel an der Kreuzung Schwarzlachweg/Schottstraße ist einigen Anwohnern die Beschilderung für das Parken nicht klar. Denn beim Schwarzlachweg endet auch die kürzlich eingerichtete Zone ab der Nordanlage für das bewirtschaftete Parken mit Parkuhren und Bewohnerparken. Beklagt wurde, dass viele Menschen, die in der Innenstadt arbeiteten, seitdem ihr Auto nördlich des Schwarzlachweges abstellten, so dass für die Anwohner schwerlich oder gar nicht mehr ein freier Parkplatz für ihr eigenes Auto aufzufinden sei. Der Wunsch der Bewohner, diese Zone in Richtung Sudetenlandstraße auszudehnen, begegnete Hedrich: »In absehbar planerischer Zeit kann aus terminlichen Gründen dies nicht angegangen werden«. In der diesbezüglichen Umänderung ist derzeit die Roonstraße. Und andere Zonen des Stadtgebiets stünden auf der Prioritätenliste weiter oben. Was das Bewohnerparken angehe, dürfe laut Gesetz nur die Hälfte der verfügbaren Parkplätze dafür eingerichtet werden. »Der Rest muss dem freien Parken zur Verfügung bleiben.«