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»Sie hat jetzt wieder Albträume«

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Ein 33-Jähriger Mann ist wegen Vergewaltigung in zwei Fällen angeklagt. Archivfoto: Mosel © Red

Im Prozess gegen einen vorbestraften Vergewaltiger geht es um einen zweiten Tatvorwurf in Staufenberg. Ein 33-Jähriger steht in Gießen vor Gericht.

Gießen . Wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung von zwei Frauen steht in Gießen derzeit ein 33-jähriger Mann vor Gericht. Die Siebte Große Strafkammer des Gießener Landgerichts unter Vorsitz von Richter Peter Neidel beschäftigt sich nun schon seit Ende Februar mit den beiden Tatvorwürfen. Der einschlägig vorbestrafte Angeklagte soll am 23. Juli 2022 seine heute 49-jährige Nachbarin in Gießen vergewaltigt haben (der Gießener Anzeiger berichtete). Am 3. Oktober 2020 habe sich der Mann wohl auch an einer Anfang 20-Jährigen in Staufenberg vergangen. Bei der jüngsten Fortsetzung des Prozesses kam unter anderem die im Staufenberger Fall ermittelnde Polizeibeamtin zu Wort. »Ich habe die junge Frau als absolut authentisch empfunden«, so die 40-Jährige.

Mit Drogen in Wohnung gelockt

Die Betroffene habe auch keinen Belastungseifer gezeigt, sondern schien vielmehr traumatisiert. Leise, mit stockenden Worten und sichtlich betroffen, habe die junge Frau das Geschehen geschildert: Der Mann habe sie am 3. Oktober 2020 auf der Straße angesprochen, als sie an seinem damaligen Wohnort, einem Mehrfamilienhaus in Mainzlar, vorbeiging. Sie kamen ins Gespräch, er bot ihr Drogen an und lockte sie so in seine Wohnung. Sie hätten anfangs nur über Alltäglichkeiten geredet. Dann habe der Angeklagte aber angefangen, die junge Frau zu massieren. »Das habe sie nicht gewollt«, so schilderte es die Polizeibeamtin, die wenige Tage später die Aussage der jungen Frau aufgenommen hatte.

Der mutmaßliche Täter habe das Opfer nach seinen Annäherungsversuchen unvermittelt an den Haaren gepackt und aufs nahe Bett gezogen. Dort habe er sich direkt so auf sie drauf gesetzt, dass sie sich kaum wehren konnte. Als sie schrie, habe er sie mehrmals ins Gesicht geschlagen. Nach der Tat konnte sie schließlich aus der Wohnung entkommen und zu einer Nachbarin im Haus flüchten. Diese hatte wegen der Schreie schon die Polizei angerufen. Traumatisiert, betroffen und stark verändert sei die junge Frau nach der mutmaßlichen Tat gewesen. So schilderten es der Lebensgefährte der jungen Frau und auch ihre Stiefmutter vor Gericht. »Ich bin wie eine Mama für sie«, sagte die 37-jährige Altenpflegerin. Sie habe von Beginn an zu der Tochter ihres Mannes ein vertrauensvolles und gutes Verhältnis.

Die Tat habe das Mädchen komplett verändert. »Sie war immer ein offener, herzensguter und lebensfroher Mensch, vertrauensvoll in andere«. Nach der Tat sei ihre Stieftochter ein Wrack gewesen. »Sie war in sich gekehrt, redete kaum mit uns«, so die 37-Jährige.

»Sie ist nicht mehr diesselbe «

Auch der Lebensgefährte der 20-Jährigen schilderte die Verhaltensänderung in ähnlicher Weise. »Sie wollte kaum mit uns über die Tat reden und hat versucht, alles zu verdrängen«, sagte der 21-Jährige. Vielmehr habe sich die junge Frau in die Arbeit gestürzt, was leidlich funktioniert habe. »Sie hatte in den ersten Monaten nach der Tat immer wieder Schlafstörungen und Albträume.« Und sie habe viel geweint. In Therapie habe sie sich bislang nicht begeben, obwohl ihr Freunde und Familie dies geraten hätten. Jetzt, da der Prozess anstand, sei alles wieder hochgekommen, sagte ihr Freund. »Es ging ihr wieder schlecht und auch die Albträume kommen wieder.« Er hoffe sehr, dass seine Freundin sich professionelle Hilfe suche.

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