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»Sind schneller und effektiver«

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Auch in der Weserstraße plant die Wohnbau neue Wohnungen. Foto: Scholz © Scholz

Dorothee Haberland und ihr Team von der Wohnbau haben das Unternehmen neu ausgerichtet.

Gießen. Fragt man Dorothee Haberland nach der wirtschaftlichen Situation der Wohnbau, dann spricht die Geschäftsführerin von einem täglichen Spagat. »Auf der einen Seite haben wir sehr niedrige Mieten. Unsere Nettokaltmiete beträgt im Moment 5,99 Euro pro Quadratmeter. Damit liegen wir deutlich unter den üblichen Mieten in Gießen, aber auch in Hessen und Deutschland. Unsere Mieten sind aber auch deutlich niedriger als die vergleichbarer Unternehmen. Das stellt für uns natürlich eine große Herausforderung dar. Denn wir haben die gleichen Kosten wie andere Wohnungsunternehmen«, sagt Haberland. Die Mieten bezahlbar zu halten, sei aber auch der zentrale Auftrag der Wohnbau. Deshalb »haben wir in den vergangenen Jahren sehr hart daran gearbeitet, dass wir solide und wirtschaftlich sind. Wir haben ein Controlling und ein Risikomanagement aufgebaut. Wir haben unsere Prozesse vereinheitlicht und digitalisiert, an unseren Finanzierungs- und Kostenstrukturen gearbeitet und unsere Baustandards optimiert. Denn wir wollen und müssen Kosten sparen, um dieser Herausforderung und damit unserer Kernaufgabe gerecht zu werden«, verdeutlicht sie.

Eigenes Planungsteam

»Wir sind schneller und effektiver geworden. Bislang hat die Wohnbau von dem ursprünglichen Neubauprogramm 78 der geplanten 400 Wohnungen realisiert. Momentan arbeiten wir in drei Projekten an 170 Wohnungen. Die bearbeiten wir parallel, während das Unternehmen Neubauvorhaben früher nacheinander abgewickelt hat. Das macht sich bemerkbar. Neben den Bauvorhaben haben wir neun Modernisierungsvorhaben am Start«, berichtet Haberland.

Bei den Neubauten handele es sich um 39 Wohnungen im Gebiet »Am alten Flughafen«. Das Projekt stehe kurz vor der Ausschreibung. In der Weserstraße habe man im Februar den Bauantrag für 40 Wohneinheiten, eine Altentagespflege und eine Kindertagesstätte gestellt. »Aktuell erarbeiten wir eine Ausschreibung für die Philosophenhöhe, wo wir rund 90 Wohnungen bauen werden.« Viele Wohnungs- und Immobilienunternehmen hätten ihre Neubauvorhaben gestoppt.

Nicht die Wohnbau. Haberland: »Natürlich ist es ein großer Vorteil, dass wir ein eigenes Planungsteam haben. Damit können wir sehr effizient bauen. Und es hat auch einen positiven Einfluss auf unsere Baukosten. Wir haben die Struktur dieses Bereichs geändert, deren Leitung ich als Bauingenieurin zusätzlich übernommen habe. Im Vergleich zu früheren Zeiten haben wir weniger Projektbeteiligte, den Mitarbeitern mehr Verantwortung gegeben, IT-Lösungen eingeführt und weitergebildet. Dies alles ist geschehen, um mit der gleichen Mannschaft mehr Projekte zu schaffen.«

Das Team übernehme viele Planungsleistungen und auch die Bauüberwachung bei den Neubauprojekten. Eine Ausnahme: »Bei der Philosophenhöhe haben wir uns entschieden, dass wir uns ein Unternehmen suchen, das sowohl für uns plant als auch baut, weil wir dort wegen eines engen Zeitfensters auf modulare, serielle Bauweise setzen, um das Vorhaben sehr schnell umsetzen zu können.«

Modernisierungen stünden im ganzen Stadtgebiet an. Besonders prominent ist die Rotklinkersiedlung in der Weststadt, die »wir mit einem externen Architekten so weit haben, dass wir die Bauabschnitte zügiger bearbeiten, damit die Modernisierung der Siedlung dann abgeschlossen ist.«

Harmonisch und transparent

Wichtige Grundlage für die Arbeit der Wohnbau sei eine neue Kultur. » Je offener, harmonischer und transparenter die Menschen miteinander umgehen, desto solider ist die Grundlage für gute Ergebnisse. Von daher habe ich von Anfang an sehr viel Wert darauf gelegt, dass wir eine gute Unternehmenskultur lernen und daran sehr intensiv arbeiten. Das ist einer meiner Grundsätze.«

Sie hoffe, dass die städtische Tochter den Kunden gegenüber offener, schneller und serviceorientierter geworden ist. »Als ich die Wohnbau übernommen habe, saß der Kundenservice hier in der Ludwigstraße 4 und hatte drei halbe Tage die Woche geöffnet: Montagvormittag, Mittwochvormittag und Donnerstagnachmittag. Viele Prozesse wurden manuell bearbeitet. Wer zum Beispiel eine Wohnung gesucht hat, musste zwingend hierherkommen und seine Daten manuell aufnehmen lassen. Das führte gerade Donnerstagnachmittag dazu, dass unsere Kunden bei Wind und Wetter im Hof Schlange standen.« Mittlerweile sei vieles auch online möglich. Interessenten könnten sich zu jeder Zeit und an jedem Ort für eine Wohnung registrieren, müssten es aber nicht. »Es wird oftmals auch kritisch gesehen, dass wir viel digitalisieren. Ich glaube, an der Digitalisierung kommt keiner vorbei. Und durch digitalisierte, schlankere und transparente Prozesse sowie einheitliches Arbeiten sind Zeitfenster entstanden, die wir für unser Kundencenter nutzen. Wir haben jetzt jeden Werktag geöffnet.« Jeder, der ein Anliegen habe, könne das Unternehmen an jedem Werktag persönlich erreichen.

Das sei ein sehr großer Service, den viele Unternehmen im Moment eher abbauten. »Darüber hinaus haben wir begonnen, Quartiers-Sprechstunden einzuführen. Wir sind jetzt auch in den Quartieren für den Kunden da. Unsere telefonische Erreichbarkeit hat sich verbessert. Kundenanliegen werden oftmals sofort bearbeitet.« Wer das wolle, könne Schadensmeldungen mittlerweile auch per Messengerdienst schicken. Niemand müsse so vorgehen. Allerdings nutzen viele Mieter diese Möglichkeit.

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