Sinfonie in Saatguthalle

Das Uniorchester Gießen spielt auf seiner Konzertreise durch Polen auch an ungewöhnlichen Orten, wie in einer Lagerhalle für Saatgut. Anlass war 45 Jahre Partnerschaft der Uni Lódz und der JLU.
Gießen (red). Posen, Lódz, Danzig, Misdroj und Stralsund: Nach mehreren Jahren Pandemie-bedingter Pause hat das Universitätsorchester Gießen unter der Leitung von Universitätsmusikdirektor (UMD) Stefan Ottersbach im April eine langersehnte Konzertreise unternommen, die die Musikerinnen und Musiker nach Polen führte.
Auf dem Programm standen »Die Hebriden« von Felix Mendelssohn-Bartholdy, das Konzert für zwei Flöten in G-Dur von Domenico Cimarosa, in dem als Solisten die Flötistin Sophie Haun und der Flötist Michel Weiss wirkten, die English Folk Song Suite des englischen Komponisten Ralph Vaughan Williams und schließlich Wolfgang Amadeus Mozarts Haffner-Sinfonie. Als Zugabe hatte das Orchester die mit »Nimrod« bezeichnete neunte Variation aus Edward Elgars Enigma Variations im Repertoire.
An vier sehr unterschiedlichen Orten bot das Universitätsorchester sein Programm dar. Unterstützt wurde die reduzierte Stammbesetzung dabei durch Musikerinnen und Musiker aus Marburg, Frankfurt/Main, Hannover, Nürnberg und vor allem aus dem Schulmusikorchester der Hochschule für Musik Karlsruhe. Das erste Konzert im polnischen Posen war ein besonderes Erlebnis - ein Sinfonieorchester spielt nicht täglich in Lagerhallen für Saatgut samt Traktor als Teil der Kulisse.
Traktor Teil der Kulisse
An der Universität Lódz hatte das Orchester bereits 2018 gastiert. Im Saal der Musikakademie fand das Konzert anlässlich des Jubiläums von 45 Jahren Partnerschaft der Universität Lódz und der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) statt, die auch in Gießen im Juli noch gefeiert wird. Der Konzertort bot eine traumhafte Ausstattung, hochprofessionelle Betreuung und perfekte akustische Bedingungen.
Im polnischen Ostseebad Misdroj wurde die Organisation der Reise durch die Gesangsprofessorin Sylwia Burnicka-Kalischewski von der Musikakademie Stettin geleitet. Deren Studentin, die Mezzosopranistin Weronika Wlodarczyk, begleitete das Universitätsorchester beim Vortrag dreier Opernarien aus Orfeo ed Euridice von Christoph Willibald Gluck und Le nozze di Figaro von Wolfgang Amadeus Mozart im wunderschönen neoklassizistischen Kulturhaus von Misdroj. Das Abschlusskonzert fand in der Stralsunder Kulturkirche St. Jakobi statt. Hierfür reiste Weronika Wlodarczyk ein weiteres Mal an.
Neben den vier Konzerten gab es auch ein Kulturprogramm mit Stadtführungen in Posen, Danzig, Greifswald und Stralsund. Zudem besuchte das Orchester mit der Westerplatte vor Danzig den geschichtsträchtigen Ort, an dem am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begann.
Finanziert wurde die federführend von Sabine Amelung und UMD Ottersbach organisierte Orchesterreise aus dem Budget und Einnahmen des Universitätsorchesters, aus Teilnahmebeiträgen der Orchestermitglieder und Spenden der Gießener Hochschulgesellschaft und der Versicherung Vereinigte Hagel Polska.
Abschlusskonzert am 2. Juli in Gießen
Nach dem Konzert ist vor dem Konzert - bereits zwei Tage nach der Rückkehr von ihrer Reise begannen Orchester und Dirigent mit den Proben für das Abschlusskonzert des Sommersemesters, das am 2. Juli um 19.30 in der Gießener Kongresshalle stattfinden wird. Auf dem Programm stehen unter anderem die »Die dreizehnte Welle« (Uraufführung) des in Gießen wirkenden Komponisten David Holleber, das Doppelkonzert in a-Moll für Violine, Violoncello und Orchester von Johannes Brahms mit der Violinistin Maria Bar Soria und dem Cellisten Ithay Khen.