Singend das Abc gelernt

Das Sprach-Café für zugewanderte Frauen - vorallem aus der Gießener Margarethenhütte - war ein voller Erfolg. Jetzt wird das Projekt fortgesetzt.
Gießen. Eine schöne Zeit geht zu Ende: Seit November haben sich zugewanderte Frauen aus verschiedenen Herkunftsländern zweimal pro Woche zum Sprach-Café getroffen. Nun fand die letzte fröhliche Zusammenkunft statt. In dem Integrationskurs mit Alphabetisierung stand in entspannter Atmosphäre - inklusive leckerem Essen - der Austausch von Sprache und Kultur im Vordergrund. Den Frauen von der Margaretenhütte sollte dafür ein geschützter Raum geboten werden. »Es ist viel miteinander gelacht und, um die Sprache besser zu erlernen, sogar das Abc gesungen worden«, erzählt Lehrerin Hanna Baumgartl.
Das Projekt wurde von der Sprachschule Mittelhessen (Standorte Gießen, Wetzlar) und der IB Südwest GmbH ins Leben gerufen. 100 Stunden waren für die Förderung aus dem Landesprogramm »Deutsch 4 U« angesetzt. Die Idee sei entstanden, weil in den vergangenen anderthalb Jahren immer mehr Zuwanderer an die Margaretenhütte gezogen seien, berichtet Stefanie Paul. Die Frauen sollten mit der deutschen Sprache vertraut gemacht werden und den Kurs mit dem DTZ-Zertifikat (Deutsch-Test für Zuwanderer) abschließen.
Kinderbetreuung
Um eine solche Anerkennung für den langen Lernprozess erhalten zu können, müssen die Kursteilnehmerinnen das Sprachniveau A2 erreichen. Um die Mütter zu entlasten und das Lernen zu erleichtern, boten ehrenamtliche Mitarbeiterinnen eine Kinderbetreuung an. Die Kinder konnten dadurch gleichzeitig wichtige soziale Erfahrungen sammeln und spielerisch lernen, miteinander zu interagieren. Zudem gab es Unterstützung bei der Wohnungssuche und behördlichen Terminen. Die engen Beziehungen zu Jobcenter, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Sozialamt Gießen sowie Kindergärten erwiesen sich dabei als vorteilhaft, schildert Sozialberaterin Anna Arndt.
Von der riesigen Nachfrage zeigen sich die Organisatorinnen überrascht. «Wir hätten niemals erwartet, dass so viele Frauen hier mitmachen. Geplant war anfangs, zehn Frauen in das Programm aufzunehmen. Aber bei den nächsten Treffen brachten sie bereits ihre Freunde und Nachbarn mit, die erzählten es wiederum weiter und am Ende beteiligten sich 45 Frauen und acht Kinder an dem Projekt«, freut sich Aslikan Gülec von der Sprachschule. Im Laufe der Zeit entdeckten auch Teilnehmerinnen aus Biebertal und Großen-Linden das Angebot für sich. Drei von 45 Frauen schafften es sogar, das Sprachniveau B1 abzuschließen und mit einem B2-Sprachkurs weiterzumachen. Eine davon ist Yiyan Ismail aus Syrien. Die 30-Jährige möchte gerne eine Ausbildung absolvieren, mit B2 ist das möglich. Alle Beteiligten eint übrigens der Wunsch, dass es weitere solche Projekte geben möge und dass es dafür entscheidend sei, diese finanziell angemessen zu fördern.
Wie wichtig solche Programme sind, habe die hohe Teilnehmerzahl verdeutlicht. Die Kooperation zwischen der Sprachschule und der Projektgruppe Margaretenhütte e.V. soll deshalb ebenfalls fortgesetzt werden.