1. Startseite
  2. Stadt Gießen

»Sogar Ötzi hatte schon welche«

Erstellt:

gikult_Signsofthetimes41_4c
Vielfältige Motive unterschiedlichster Stile bietet die Tattoo-Ausstellung im KiZ. Foto: Schultz © Schultz

Tattoo-Kunst im Bild gibt es bis Sonntag im KiZ zu sehen. Präsentiert werden Werke aus der ganzen Welt.

Gießen (hsch). Die »Zeichen der Zeit« stehen günstig für die Zunft der Tätowierer und ihre Kunden. Dies zeigt die Ausstellung »Signs of the Times« mit Tattookunst in der KiZ-Galerie (Kongresshalle). Die ausgezeichnet besuchte Eröffnung bot einige sehenswerte Anblicke.

Damit sind einerseits einige der Besucher gemeint, die offen sichtbare, großflächige Hautbilder (im Sprachgebrauch »Tettuhs«, Betonung erste Silbe) tragen, und es drängt sich die Frage auf, was man da wohl am Badestrand noch alles zu sehen bekäme? Vor allem aber gezeigt werden im KiZ rund 80 Bilder sowie einige Skulpturen. »Das sind durchaus nicht alles Vorlagen«, erläutert Mitorganisator und Tätowierkünstler Jonas Herdejost, »es sind auch einfach Bilder der diversen Tattookünstler.« Die sind in Öl, Acryl, Tusche, Linolschnitt und Aquarell erstellt, um die bekanntesten Techniken zu nennen. Die Inhalte erinnern häufig an Comics, zu sehen sind auch Jugendstilemente. Elementargewalten und der Tod spielen eine große Rolle, man trifft Mischwesen von großer Kraft (»Goat warrior«). Chinesische Kunst taucht ebenso auf wie Afrikanisches, barocke Motive und auch die griechische Mythologie ist mit diversen Abgesandten vertreten. Im Allgemeinen scheint die auch bruchhafte Synthese das Grundprinzip der Branche zu sein: alles geht.

»Tattoos sind ja nichts Neues, sogar Ötzi hatte schon welche,« sagt Herdejost. Die Gattung kämpft intensiv für ihre Anerkennung als Kunstform und ist dabei längst in der Gegenwart angekommen. Nutzte man ganz zu Beginn einfach Tinte mit allerlei Beimischungen, so ist man mit einem kleinen Schlenker über den Pelikan-Malkasten (natürlich verboten) professionell bei Pigmenten angekommen, die zum Teil auch in der Kosmetik eine Rolle spielen. Inzwischen hat sich die EU eingeschaltet und wegen des Verdachts der Krebserregung ein paar Pigmente verboten. Man bemüht sich um die Haltbarkeit der Hautbilder, und »an der Berliner Charité begann eine Langzeituntersuchung zu Haltbarkeit und Nebenwirkungen«, erklärt Herdejost. Eine seriöse Untersuchung des Gebiets hatte bisher gefehlt.

Ansonsten bietet die Ausstellung mit rund 60 beteiligten Künstlern aus allen Teilen der Welt eine schillernde Vielfalt der Bildwelten mit zahllosen Motiven, und das Alltägliche begegnet auch schon mal dem Erhabenen. Nur abstrakt ist hier fast nichts, schließlich wollen die Kunden erkennen, was ihnen da auf die Haut übertragen wird. Tätowieren ist eben Auftragsarbeit.

Die Ausstellung läuft bis zum 16. April im KiZ. Die Öffnungszeiten sind jeweils 10 bis 17 Uhr.

Auch interessant