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Stadt baut keinen Wein an

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Auf einen edlen Tropfen von den Hangterrassen am Schiffenberg werden die Gießener wohl verzichten müssen. © Friese

Aus dem Ansinnen der FDP, auf den Hangterrassen am Gießener Schiffenberg Wein anzubauen, wird wohl nichts. Auch eine vollständige Sanierung der Stützmauern ist nicht zeitnah möglich.

Gießen . Wein auf den Terrassen am Südhang des Schiffenbergs? Im Oktober 2020 hat Stadtverordnete Manuela Giorgis von der FDP das Thema auf die Tagesordnung gebracht. »Nach Prüfung des Antrags zur Möglichkeit des Weinanbaus auf den Terrassen des Schiffenbergs soll von der Anlage eines Weinbergs unter städtischer Führung abgesehen werden, da kein Amt personell und fachlich in der Lage ist, eine solche Aufgabe zu übernehmen«, hat Stadträtin Gerda Weigel-Greilich jüngst den Stadtverordneten Anfang dieses Monats geantwortet. Infrage komme aber möglicherweise die Gründung eines Vereins oder einer Interessengruppe, die die Fläche pachten könnte. Aber: »In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass Weinanbau am Schiffenberg nicht nachgewiesen wurde. Auch deshalb sollte davon Abstand genommen werden«, so die Politikerin von den Grünen.

»Bedrohte Obst- oder Rosensorten einbeziehen«

»Liberale Kulturpolitik zielt nicht nur auf die Bewahrung und Pflege des kulturellen Erbes, sondern öffnet auch neue Ideen und Wege. So auch für eine mögliche Rekultivierung des Südhangs des Schiffenbergs (historische Terrassen), der aktuell brach liegt«, argumentierte Giorgis. Es gelte zu recherchieren, inwieweit sich die Bodenqualität zum Weinanbau eigne und »ob sich hier ein Winzer finden lässt, der diese Herausforderung annimmt«. Dadurch entstünden unter Umständen Arbeitsplätze und eine zusätzliche Aufwertung des Schiffenbergs als »Weinbaugebiet«. Es solle aber auch geprüft werden, ob eine zukünftige Nutzung nicht nur auf Weinbau beschränkt werden soll, obwohl die Freien Demokraten dies für die beste und wünschenswerteste Nutzungsart hielten. Die Stadtverordnete meint, dass auch andere Kulturen wie alte und vom Verschwinden oder Aussterben bedrohte Obst- oder Rosensorten in die Prüfung einbezogen werden sollten.

»Das Weinbau-Dezernat des Regierungspräsidiums Darmstadt in Eltville im Rheingau-Taunus-Kreis ist zuständig für alles, was mit Reben und Wein in Hessen zusammenhängt. Für einen möglichen Weinanbau auf den Terrassen des Schiffenbergs sind eine Vielzahl von landesrechtlichen Vorschriften zu beachten und einzuhalten«, antwortet Weigel-Greilich. So sei bei einer Anpflanzung unter einer Größe von 1 000 Quadratmetern lediglich eine Anzeige erforderlich. »Allerdings darf der gewonnene Wein weder veräußert noch verschenkt werden und ist nur für den Eigengebrauch zu verwenden. Für eine größere Anbaufläche - die südlichen Terrassen haben eine Größe von über 10 000 Quadratmetern - ist eine Genehmigung des RP Darmstadt, Außenstelle Eltville, notwendig«, verdeutlicht Weigel-Greilich.

Da kein Amt die Aufgabe übernehmen werde, komme die Gründung eines Vereins oder einer Interessengruppe infrage, an die das entsprechende Areal verpachtet werden könne.

Verein oder Interessengruppe mögliche Pächter

»Alle weiteren Aufgaben wie erforderliche Gutachten, Kontakt mit Beratungsstellen, dem RP Darmstadt oder der Hochschule Geisenheim wären eigenverantwortlich durch die Interessengruppe beziehungsweise den Verein wahrzunehmen«, resümiert die Stadträtin. Sie rät vom Anbau ab. Und erklärt auf Nachfrage von Giorgis: »Es ist nicht vorgesehen, die vollständige Instandsetzung der Terrassenmauern am Südhang des Schiffenbergs zeitnah durchzuführen.« Diese Terrassenmauern hatte ebenfalls die FDP in der Sitzung der Stadtverordneten im Februar auf die Tagesordnung gebracht.

Einstimmig durchsetzen konnten sich die Liberalen seinerzeit mit dem ersten Punkt ihres Antrags: »Der Magistrat wird aufgefordert, auf Grundlage des Gutachtens zu den Terrassenmauern am Südhang des Klosters Schiffenberg, erstellt durch das Büro ›HAZ Beratende Ingenieure für das Bauwesen GmbH‹, sowie des Untersuchungsberichts zu den Hangterrassen am Kloster Schiffenberg des Restaurators Hanno Born kurzfristig die durch Letzteren ausgesprochene Empfehlung zur Instandsetzung umzusetzen, namentlich stabilisierende Eingriffe wie die Ausmauerung der größeren Fehlstellen oder die Herstellung eines Verbands an den offenen Mauerflanken vorzunehmen.« Mit dem Anliegen, Stufen und Handläufe am Aufstiegsweg unmittelbar instand setzen zu lassen, konnte sich die FDP nicht durchsetzen. Auf Antrag der Grünen wurde der Punkt geändert: »Der Magistrat wird gebeten zu prüfen, in welcher Verfassung sich der Aufstiegsweg für Fußgänger - insbesondere die Stufen und Handläufe - befindet und nach erfolgter Prüfung zu berichten, mit welchen Kosten bei einer Instandsetzung zu rechnen ist.«

An der Mehrheit von Grünen, SPD, Gießener Linke, Gigg+Volt sowie Die Partei gänzlich gescheitert ist die Aufforderung an den Magistrat, »für die kommenden Haushaltsjahre Mittel zur Planung und schrittweisen Umsetzung der vollumfänglichen lnstandsetzung und Sanierung der Terrassenmauern am Südhang des Klosters Schiffenberg bei Rekonstruierung der unteren Terrassenmauer in Teilbereichen bereitzustellen und die Gesamtmaßnahme bis spätestens zum Ablauf des Jahres 2025 abzuschließen.«

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