1. Startseite
  2. Stadt Gießen

Stadt fällt über 50 Bäume für Bitterling-Projekt

Erstellt:

Von: Rüdiger Schäfer

giloka_0603_jcs_Baum_070_4c
Nach kurzfristiger Ankündigung fallen am Schwanenteich zahlreiche Bäume der Kettensäge zum Opfer. Foto: Schäfer © Schäfer

Auf dem Hochwasserschutzwall zwischen der Wieseck und dem Freibad Ringallee sowie auf dem Freibadgelände sind mindestens 50 teils stattliche alte Bäume gefällt worden.

Gießen (rsa/red). Am letzten Tag der Rodungssaison Ende Februar nutzte die Stadt Gießen die Möglichkeit, Bäume am Schwimmbad in der Ringallee entlang der Wieseck zu fällen. Zumindest vorab gab die Verwaltung dieses Vorhaben weder auf ihrer Internetseite noch in der lokalen Presse bekannt. »Leider sind wieder einmal viele Gießener Bürger mit vollendeten Tatsachen überrumpelt worden«, kritisiert die Bürgerinitiative (BI) »Rettet die Bäume am Schwanenteich« in einer Pressemitteilung. Erst am späten Abend sei auf der städtischen Homepage in einer Mitteilung auf die vollendete Tatsache von Baumfällungen in der Wieseckaue hingewiesen worden - »mit unbegründetem Verweis auf Notwendigkeiten«, so die BI. »Transparenz sieht anders aus.«

Im traurigen Endergebnis seien auf dem Hochwasserschutzwall zwischen der Wieseck und dem Freibad Ringallee sowie auf dem Freibadgelände mindestens 50 teils stattliche alte Bäume gefällt worden. Es wird in der Pressemitteilung auch darauf hingewiesen, dass es sich dabei »nicht um den Teilbereich des Dammweges« handelt, gegen dessen Sanierung sich das Bürgerbegehren richtet. »Dabei handelt es sich um eine unwahre Aussage.« Wer sich ernsthaft mit dem Ziel der Bürgerinitiative und dem Bürgerbegehren inhaltlich auseinandergesetzt hat, habe verstanden, dass es dabei um eine möglichst schonende Sanierung des Uferweges gehe, unter Erhalt des Baum- und Strauchbestandes.

Zu hinterfragen sei, ob die gefällten Bäume auf dem Hochwasserschutzwall einem wirklich notwendigen und sinnvollen Bauvorhaben weichen mussten. »Diese Bäume waren bedeutsam für das Stadtklima und hatten sinnvolle Funktionen für Mensch und Tier erfüllt, die jetzt wegfallen.« Bei den nun bereits ausgeführten Baumfällungen vom Dienstag dieser Woche handele es sich um den ersten Schritt auf dem Weg zur Verwirklichung zweier Bauvorhaben des Bitterling-Projektes mit einem sehr hohen Kostenaufwand von etwa 1,5 Millionen Euro. Unklar sei dabei, ob die Stadt den gesamten Betrag aufbringen müsse oder ob es Zuschüsse dafür gebe.

Elf Jahre alte Pläne

Bei gleichzeitigem Erhalt des Wieseck-Kanals, den der Uferweg von dem Schwanenteich trennt, solle ab dem Bereich der kleinen Brücke über die Wieseck ein Abzweig als mäandrierendes Nebengerinne angelegt werden. Dahinter wird ein neuer Hochwasserwall errichtet. Die genehmigten Planungen hierfür stammten aus dem Jahr 2012. Seitdem ist jedoch mehr als ein Jahrzehnt vergangen.

»Nun soll die sich auf damalige Voraussetzungen beruhende Planung durchgeführt werden, ohne Berücksichtigung der klimatischen Veränderungen des vergangenen Jahrzehnts und einer Neubewertung der Situation dahingehend, ob in zunehmend heißen Sommern überhaupt genügend Wasser zu erwarten ist.« Denn ansonsten sei der Sinn des Bauprojektes für das kostspielige Nebengerinne in Frage zu stellen.

»Im Gegensatz zur Stadt Gießen gilt in vielen anderen Städten inzwischen unter der Berücksichtigung des Klimawandels der Erhalt von Bäumen und Sträuchern bei ähnlichen Sanierungsvorhaben als prioritäres Ziel. Bei dem Uferweg handelt es sich im Gegensatz zum Schutzwall um einen Weg zwischen Wieseck und dem Teich, der zwar dicht sein sollte, aber selbst keine Hochwasserschutzfunktion hat.« Daher ließe er sich schonend sanieren. »Diese durchaus praktikablen und durchführbaren Möglichkeiten werden von den Verantwortlichen der Stadt nicht zielführend ins Auge gefasst und auf Machbarkeit beleuchtet«, kritisiert die BI. Sie habe in diesem Zusammenhang Verantwortlichen der Stadt den Vorschlag gemacht, sich gemeinsam für konstruktive Lösungen zu treffen und so einen Konsens herzustellen. Auch die Bitte um eine gemeinsame Wegbegehung und Zustandserhebung sei bisher nicht beantwortet worden.

Auch interessant