Stärkerer Fokus auf Nachhaltigkeit

Zentrum für Arbeit und Umwelt Gießen stellt Schwerpunkte vor - und plant mehr Bio bei »Tischlein deck dich«
Gießen . In ihrem Namen ist die Umwelt seit jeher unübersehbar, künftig will die gemeinnützige Berufsbildungsgesellschaft Zaug gGmbH die Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit aber noch stärker in den Blick nehmen. Wie genau das passieren soll, stellte die neue Geschäftsführerin Dr. Cornelia Seitz gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Kirsten Rappold-Soy sowie Landrätin Anita Schneider und Stadträtin Astrid Eibelshäuser (beide SPD) bei einem Pressegespräch vor.
So soll etwa der Zaug-eigene Betrieb »Tischlein deck dich«, der Kitas und Schulen in Stadt und Landkreis Gießen mit Essen versorgt, stärker als bio-regionaler Caterer etabliert werden. Zwar wird schon jetzt täglich ein Bio-Gericht angeboten. Bei 6000 Mahlzeiten pro Tag sei es aber gar nicht so leicht, ausreichend Produkte in Bioqualität zu bekommen, erklärt die Geschäftsführerin.
Kochen ohne Müll
Auch die Auszubildenden werden für das Thema sensibilisiert. So hätten etwa die angehenden Elektroniker solarbetriebene Bewässerungssysteme für Hochbeete gebaut und die Köche Rezepte erstellt, um der Lebensmittelverschwendung den Kampf anzusagen. Auch die gGmbH selbst sieht noch Optimierungsbedarf, etwa mit einer weiteren Photovoltaikanlage.
Seit April läuft zudem das Projekt »Stromspar-Check«, mit dem ehemalige langzeitarbeitslose Menschen eine berufliche Perspektive erhalten. Nach einer theoretischen und praktischen Schulung besuchen sie private Haushalte und beraten die Bewohner, wie sie Wärme, Wasser und Strom sparen können. Dabei will Zaug eng mit den Quartieren zusammenarbeiten. Der Kontakt kommt beispielsweise über den Nordstadtverein zustande. Mit dem neuen Projekt schlage man »zwei Fliegen mit einer Klappe«, betonte Seitz. Nicht nur könne Energie eingespart und die Umwelt geschont werden, es würden sich auch neue Beschäftigungsperspektiven auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt ergeben.
Der zweite Schwerpunkt - nicht nur im Namen - bleibt weiterhin alles rund um Arbeit: Gerade für Gießen sei das Zentrum Arbeit und Umwelt von zentraler Bedeutung, sagte Stadträtin Eibelshäuser. Für Langzeitarbeitslose und Zugewanderte seien Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten wichtig.
Gegen den Fachkräftemangel
Das Projekt »B³« etwa zielt auf die Qualifizierung zugewanderter Personen zur pädagogischen Fachkraft ab. In dem Kurs lernen die Teilnehmer nicht nur die Sprache, sondern werden sowohl theoretisch als auch praktisch geschult.
Das Projekt »Integration stärkt Pflege« dagegen soll Menschen mit Migrations- beziehungsweise Fluchthintergrund für die Arbeit in der Gesundheits- und Krankenpflege gewinnen. Gerade die Ausbildung in Mangelbereichen wie Pflege und Erziehung sei wichtig, betonte Landrätin Schneider. »Die Kommunen wissen nicht, woher sie Fachkräfte nehmen sollen.«
Im Rahmen der außerbetrieblichen Ausbildung werden derzeit 74 Jugendliche, junge Erwachsene und Arbeitssuchende innerhalb der Zaug gGmbH ausgebildet - und das offenbar mit Erfolg: »Unsere Auszubildenden werden früh übernommen, viele noch vor ihren Prüfungen«, verdeutlicht Seitz.
Auch nach Abschluss der Ausbildung begleitet Zaug die Menschen noch ein halbes Jahr lang und bleibt im Austausch mit den Unternehmen, bei denen sie angeheuert haben. Teilweise würden die Auszubildenden sogar zu den Besten ihres Jahrgangs gehören. »Es braucht die richtigen Rahmenbedingungen, damit sie sich entwickeln können. Dann klappt es sehr gut mit der Integration.«
Rund 3000 Menschen - und damit fast 500 mehr als im Vorjahr - haben 2022 die Angebote von Zaug in Anspruch genommen. Die Verweildauer sei dabei sehr unterschiedlich, erklärt die stellvertretende Geschäftsführerin Rappold-Soy. Sie reicht von einzelnen Beratungen oder der Vermittlungshilfe bis hin zu dreijährigen Ausbildungen.
Der Großteil der Unterstützung (1227 Teilnehmer) findet im Übergang von Schule und Beruf statt. Ein weiterer Schwerpunkt mit 948 Teilnehmern ist die Erwachsenenbildung.