Standing Ovations für Ulrich Schlör

Der Alpenverein der DAV-Sektion Gießen-Oberhessen verabschiedet auf seiner Jahreshauptversammlung den bisherigen Vorsitzenden Dr. Ulrich Schlör. Er hat die Sektion stetig bergauf geführt.
Gießen. Wie verabschiedet man ein Vorstandsmitglied, das fünfeinhalb Jahre einen Verein aus dem drohenden Ruin herausgeholt und ständig bergauf geführt, von roten zu schwarzen Zahlen gebracht hat? Mit minutenlangem stehenden Applaus! Den gab es für Dr. Ulrich Schlör, den scheidenden Vorsitzenden des Alpenvereins der DAV-Sektion Gießen-Oberhessen, auf der Mitgliederversammlung im Kletter- und Boulderzentrum in der Rödgener Straße. Obligatorische Geschenke gab es von verschiedener Vereinsseite natürlich dazu.
Und es gab eine Laudatio vom Feinsten, gehalten von der zweiten Vorsitzenden Ute Wächter-Pahl. »Erfolgreiche und beeindruckende Arbeit«, »ausgleichende und kollegiale Rolle«, 2021 den Ehrenamtspreis der Stadt verdientermaßen erhalten« waren drei der aufgezählten Attribute seines Wirkens für die Sektion. »Wir werden dich im Vorstand sehr vermissen.« Schlör begründete seinen Rücktritt mit: »Ich hatte letztes Jahr einen Schlaganfall, hätte gerne weitergemacht. Doch die Kraft dafür ist nicht mehr da.« Als Wanderführer wird er jedoch dem Verein erhalten bleiben. An ein Ereignis erinnert er sich noch genau: »Wir waren richtig sauer«, erzählte er, »als die Bauherrin auf dem ehemaligen amerikanischen Kasernengelände auch massiv Bäume auf unserem Grundstück fällte.« Nach einigem Hickhack habe man ein gutes Dutzend neue Bäume, neue Hecke und neuen Zaun sowie 25 000 Euro Entschädigung von der Investorin durch eine Einigung erhalten.
Positive Zahlen
Fast ausschließlich positive Zahlen präsentierte Schatzmeisterin Gabriele Nicolai. Demnach beträgt der derzeitige Mitgliedsstand mehr als 3200, nachdem von 3167 in 2013 ein ganzes Drittel der Mitglieder 2017 ausgetreten war. Nach einem Verlust von 10 000 Euro im Jahr 2021 habe es 2022 einen Überschuss von 78 000 Euro gegeben. Einnahmen von 793 000 Euro standen Ausgaben von 715 000 Euro entgegen. Zu dem guten Ergebnis habe insbesondere die Kletterhalle mit 350 000 Euro Einnahmen bei 122 000 Euro Ausgaben beigetragen. Nachdem rund 90 000 Euro des Darlehens 2022 getilgt worden sei, belaufe es sich nunmehr noch auf 1,75 Millionen Euro. An Aktiva stehen Passiva in der Bilanz von 2,25 Millionen Euro gegenüber. Dies bedeutet, dass das Vereinsvermögen eine halbe Million Euro höher ist als die Schulden.
Reibungslos verlief die Neuwahl des geschäftsführenden Vorstandes nach der Entlastung des alten. Keine Vakanz entstand auf dem Posten des Vorsitzenden nach dessen Abschied. Klaus Ehgart, seit etlichen Jahren dritter Vorsitzender, rückte zum Chef des Vorstandes auf. Die zweite Vorsitzende Ute-Wächter Pahl und die Schatzmeisterin Gabriele Nicolai wurden wiedergewählt. Desgleichen in Abwesenheit Schriftführer Guido Tamme. Als neuer dritter Vorsitzender »aus einer jüngeren Generation« rückte Jan Brunner in die Reihe der »alten Garde«.
Wieso tut sich ein 73-Jähriger, der ehemals eine Druckerei in Steinbach betrieb, im Rentnerdasein ein so schweres Amt an? Ehgart: »Als ich vor einigen Wochen gefragt wurde, ob ich mir vorstellen könne, den Ersten zu machen, war meine Antwort: Nein, ich bin zu alt und das Amt ist mir zu nervig.« Doch dieser Verein sei ihm ans Herz gewachsen. Deshalb kam von ihm dann doch ein »Ja«, Denn: »Ich bin gerne dabei.« Sein Ausblick auf die kommenden Jahre galt zunächst den Finanzen. Immerhin sind trotz Inflation und steigenden Kosten bei dem Darlehen an Zins und Tilgung jährlich 130 000 Euro zu stemmen. Mitgliederbindung und -gewinnung stehen mit auf seiner Prioritätenliste. Die 280 000 Euro teure Sanierung der Gießener Hütte ist ihm ein besonderes Anliegen. Hier erwartet er eine 80-prozentige finanzielle Unterstützung vom Dachverband. Dem Klimaschutz könne eventuell durch eine Photovoltaikanlage Rechnung getragen werden. Außerdem sei es an der Zeit, die Vereinssatzung an das digitale Zeitalter anzupassen.
Die Versammlung genehmigte nachträglich, dass der Vorstand im Vorjahr eigenmächtig die damals 99-jährige Maria Köhler zum Ehrenmitglied ernannt hatte. Dies war dem Umstand geschuldet, dass sie nach über 60 Jahren Vereinszugehörigkeit mit ehrenamtlichen Tätigkeiten ihre Mitgliedschaft gekündigt hatte. Beim Nachfragen habe man erfahren, dass sie der Aufforderung ihrer Betreuerin gefolgt sei, »alle unnötigen Ausgaben« abzustellen
75 Jahre: Edith Tilk.
70 Jahre: Helga Diebel, Uta Schliephake und Karl-Heinz Trechsler.
50 Jahre: Wolfgang Ihl, Günther Böhm, Werner Buch, Michael Carlé, Sigrun und Ulrich Mosel, Ernst Ruppel, Erika und Kurt Walter Tippmann.
40 Jahre: Werner Faust, Roland Franz, Hermann Gruenewald, Silvia Kirch, Helmut Koeoep, Joachim Kreiling, Waldemar Oesteritz, Reiner Plate, Thomas Rinn, Thomas Stumpf und Eckhard Tix.
25 Jahre: Uta-Sophie Adorf-Kato, Jörg Bender, Nina und Timo Bienko, Thilo Fiedler, Michael Grün, Erwin Jantschik, Gudrun Joedicke, Malte Kersten, Stefan Klein, Carsten Kobel, Helmut, Bettina und Sebastian Kreuzer, Karl-Heinz Leuschner, Stephen Lotz, Otto Martin, Ekkehard Müller, Gabriele Nickel, Wolfgang Schaaff, Birgit Schlathölter, Kathrin Villinger und André Vogler.