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Starke Frauen in Pantoffeln

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Wünscht sich eine Superheldin im Schlabberlook: Thanee in der Kongresshalle. © Zylla

Die aus dem TV bekannte Stand-up-Künstlerin Tahnee bewegt sich bei ihrem Gießener Auftritt zwischen schnellem Witz und Gesellschaftskritik.

Gießen. Da schien der Jubel ihrer Fans grenzenlos, als Thanee Schaffarczyk im fast vollbesetzten Saal der Kongresshalle freudestrahlend die Bühne betrat. »Endlich kann dieser Termin stattfinden«, rief die Stand-up-Comedienne, Schauspielerin und Moderatorin ihren Gästen zu. Vielen dürfte sie aus diversen Fernsehauftritten sowie erfolgreichen Amazon-Prime-Video-Formaten wie »LOL« oder »Binge Reloaded« bekannt sein. Mit ihrem zweiten Solo-Programm kam die 29-Jährige am Donnerstagabend endlich nach Gießen. Denn wegen der Pandemie musste der Auftritt zuvor mehrfach verschoben werden. »Vulvarine« lautet der Titel ihres aktuellen Programms. Und vor allem »Millenials« wie die am Montag 30 Jahre alt werdende Thanee wissen natürlich Bescheid: Der Name ist ein Wortspiel, das sowohl an den Comic-Helden »Wolverine« als auch die äußeren Geschlechtsorgane der Frau erinnert.

Doch das sei gar nicht mal so klar, sagt Thanee. »Vulva« sei ja vielen Menschen ein eher fremder Begriff. Den könne man schon mal verwechseln: »Ich nehme einmal die Nummer 38, die Vulva mit Reis! Aber bitte nicht zu scharf«, trug die Bühnenkünstlerin in ihrer gewohnt charmant-rheinländischen Art vor.

Beeindruckend nah dran war auch bei ihrer beliebten Darstellung von Stefan Raab. Da hielt sich das Publikum selbst bei einem schlechten Wortwitz vom rothaarigen Raab die Bäuche: »Wie nennt man einen neuen Fußpflegeladen?«, fragte sie und setzte das typisch breite Grinsen des einstigen »TV-Total«-Moderators auf. Der Flachwitz ließ nicht lange auf sich warten: »Beyonzeh!« Doch zurück zu »Vulva«: Klingt das nicht auch nach einer Automarke? »Der neue ›Vulva Hybrid‹ liegt geschmeidig in den Kurven. Jetzt mit 26 Zoll!«, wechselte Tahnee in eine verführerische Werbestimme. Die selbsternannte »Vulva-Beauftragte« erklärte den Besuchern auch, wie peinlich es sein kann, den Namen der eigenen Shows zu erklären. Wie wenn Eltern vor den Kindern ausgelassen das Tanzbein schwingen - auch das kann unangenehm sein. Ein bisschen Gesellschaftskritik steckte aber auch in ihren Beiträgen. Etwa, wenn es um den Schönheitswahn in unserer Gesellschaft geht. Wenn bereits junge Menschen sich Operationen unterziehen. Tahnees satirische Imitation von RTL-Moderatorin Katja Burkard und TV-Modell Heidi Klum und deren »Stimme, die nur Hunde hören«, durfte an der Stelle natürlich nicht fehlen. Die Kongresshalle feierte diesen Teil der Show lange.

Vulvarine statt Wonderwoman

Im Grunde gehe es bei »Vulvarine« aber um starke Frauen, betonte die in Köln lebende Comedienne. Klar, wo wir doch in Comic-Held »Wolverine« auch das Sinnbild eines echten Kerls erkennen sollen. «›Vulvarine‹ werde nun also die erste Superheldin sein, »die auch was an hat«, kündigt sie an und spielte damit auf die knappe Bekleidung von Kolleginnen wie Wonderwoman an. »Die kämpft in einem Nuttenfummel«, beschreibt sie erst, um dann politisch korrekt zu revidieren: «Tschuldigung! Ich meinte: ›Arbeitskleidung einer Sexarbeiterin‹.« Es bräuchte einfach einmal eine »Vulvarine« in unserer Welt, die mit Schlabberkleidung und Tigerpfoten-Pantoffeln das Böse zur Strecke bringt. Das Publikum stimmte jubelnd zu.

Neben ihrer aktuellen Bühnentour geht es für Thanee auch im Fernsehen weiter. In der ARD wird sie mit »Limbus - Zur Hölle mit Tahnee« eine eigene Show gestalten. Mit dabei sind dann Gäste wie Clueso oder Idil Baydar. In der Vorhölle spricht sie mit ihnen über Probleme unserer Gesellschaft wie etwa »Völlerei«.

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