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Stiftung »Anstoß« feiert 25-Jähriges

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Vorsitzender Wolfgang Balser und Jutta Becher gehören dem Vorstand der Stiftung »Anstoß« an. Foto: Mehl © Mehl

Gießen . »Denn die einen sind im Dunkeln. Und die anderen sind im Licht. Und man sieht nur die im Lichte. Die im Dunkeln sieht man nicht.« So dichtete Bert Brecht vor knapp einem Jahrhundert in der »Dreigroschenoper«. Die Aussage gilt noch immer. Auch in Gießen. Doch es kann etwas getan werden für die im Dunkeln. Dachte jedenfalls der Gießener Politikwissenschaftler Prof.

Heinz Josef Varain. Und gründete mit seiner Frau Ursula 1997 die Stiftung »Anstoß«. Die feiert in diesem Jahr Jubiläum: 25 Jahre Stiftung mit rund 400 sozialen Projekten, die durch Fördergelder angestoßen wurden.

Heute wird in der Kongresshalle (mit geladenen Gästen) in einer Jubiläumsfeier dem Vierteljahrhundert Stiftungsgeschichte gedacht. Es ist bezeichnend, dass die Stiftung nicht den Namen ihres Begründers trägt. »Er hat sich eher im Hintergrund gehalten«, sagt Wolfgang Balser, seit fünf Jahren Vorsitzender im siebenköpfigen Vorstand, dem noch ein Beirat mit fünf Personen zur Seite steht. Varain sei vorher schon punktuell sehr aktiv im sozialen Bereich gewesen, erzählt Balser weiter. Die Stiftung habe er gegründet, damit sein Vermögen über sein Leben hinaus wirken könne. Der Politikwissenschaftler starb 2011 in Hamburg.

Förderung als einmaliger Anstoß

»Wir setzen mit unserer Arbeit deutliche Impulse in Gießens Zivilgesellschaft«, gibt Jutta Becher als Vorstandsmitglied Einblick in das Wirken der Stiftung. Mit der jeweiligen Unterstützung wolle der Vorstand Mut machen, die Gesellschaft mitzugestalten. Rund 25 Projekte sind es im Durchschnitt im Jahr, die um finanzielle Hilfe bitten. Meist Anfang des Jahres werde dann eine Auswahl getroffen, in der Regel zwölf bis 15 Anträge werden gefördert.

»Wir sind dabei ganz kritisch«, erläutert Wolfgang Balser. So gebe es keine Unterstützung für Bereiche, die in die kommunalen Pflichtaufgaben fallen. Und die Förderung sei auch nur als einmaliger Anstoß gedacht. »Wir habt Ihr es Euch denn weiter gedacht?«, sei eine der ersten Fragen an die Antragsteller, sagt Jutta Becher.

So ist es auch typisch für die Stiftungsarbeit, dass bei jedem unterstützten Projekt (mindestens) ein Vorstandsmitglied als Projekt-Pate begleitend tätig ist. Der unter anderem hilft, noch andere Fördermöglichkeiten aufzutun. Denn als ein Vorteil der in der Stiftung aktiven Personen zahlt sich aus, dass diese durchweg sehr gut vernetzt sind im sozialen Bereich. »Beratung ist bei uns meist inbegriffen«, sagt Becher.

Denn es seien meist neue Initiativen, die in der Regel kaum Kenntnisse haben, wie mit Anträgen et cetera umzugehen sei. Als Paradebeispiel nennen Balser und Becher die Initiative »an.ge.kommen e. V.« von 2015 mit Sprachpartnerschaften mit Menschen mit Migrationshintergrund. Überwiegend werden Projekte aus den Bereichen »Kinder und Jugendliche sowie mit der Zielgruppe »Mädchen und Frauen« unterstützt. »Das war Heinz Josef Varain ganz wichtig«, blickt Wolfgang Balser zurück.

Insgesamt werden zwischen 25 000 und 30 000 Euro pro Jahr ausgeschüttet. Was auf den ersten Blick nur wenig erscheint, aber vor Ort oft große Hilfe bewirkt. Doch wird die Finanzierung schon alleine angesichts der Geldmarkt-Entwicklung immer schwieriger. »Es ist schon seit einigen Jahren schwierig für uns, Erträge zu erwirtschaften«, sagt Balser.

Grundstückserwerb

Deshalb überlegen die Verantwortlichen, ein Grundstück zu erwerben und dieses in Erbpacht für soziale Wohnprojekte weiterzugeben. Das brächte zum einen doppelten Erlös und würde andererseits sowohl den Regionalbezug als auch die Nachhaltigkeit sicherstellen. Und dadurch die im Dunkeln ein bisschen mehr ins Licht rücken. Ganz nach den Vorstellungen der Stiftung »Anstoß«.

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