Stimmige Mischung
Lich. Eine bekannte Künstlerin zu Gast im Dormitorium des Klosters Arnsburg: Ulla Westerweller zeigt bis Sonntag, 1. Mai, ihre neue Ausstellung »Allerlei Schönes und Ungewöhnliches aus meinem Atelier«. Was leicht unbestimmt klingt, ist es durchaus nicht. Westerweller hat eine vielfältige und klar gegliederte Schau mit attraktiven Arbeiten inszeniert.
Die Schau ist auch ein Rückblick geworden, die ersten Arbeiten stammen aus dem Jahr 1980. »Ich habe auch geschaut, was ich noch gar nicht gezeigt habe,« sagt die Künstlerin dazu. Technisch und stilistisch herrscht große Vielfalt: Zu sehen sind Arbeiten aus den Bereichen Collage, Tusche, Öl auf Leinwand, Buntstift, Zeichnungen in einer Linie, Öl- und Pastellkreide, Acryl und Bleistift. Skulpturen aus Eisendraht runden das Spektrum ab.
Ulla Westerweller, Jahrgang 1958, stammt aus Friedberg, absolvierte ein Romanistik- und Kunststudium und übernahm eine Lehrtätigkeit in Toulouse (Frankreich). Sie promovierte in Paris über »Boris Vian und der Surrealismus«. In Europa war die Künstlerin viel unterwegs, auch im Kloster Arnsburg stellte sie immer wieder aus (2013, 2015, 2017, 2018, 2019, 2020).
»Ich muss immer leicht und spielerisch arbeiten,« sagt sie. Und ihre Arbeiten spiegeln das durchaus wider. Im Kloster bespielt sie ein großes Karree ohne eingestellte Wände, sodass sich von einem zentralen Punkt aus fast die gesamte Schau überblicken lässt. Und trotz der großen Vielfalt der Stile und Techniken finden sich Themen, die wiederholt auftauchen, »Frau und Vogel« etwa. Diesem Motiv widmet sich Westerweller immer wieder, wobei sich ihre Darstellungsweise kontinuierlich wandelt. »Es beschäftigt mich weiterhin,« sagt sie, »Ich zeichne ja ständig.« Auch das Thema Köpfe taucht immer wieder auf. Sie kombiniert es mit der beim Publikum beliebten Technik von in einer Linie gezeichneten Arbeiten.
Darstellungsweise wandelt sich
Bezeichnend ist die inhaltliche Durchdringung ihrer Themen, alle Werkgruppen enthalten prägnante, originelle Arbeiten, obgleich die Themen nicht unbedingt abgeschlossen sein müssen. Auch der Aspekt der Vermittlung ist ihr wichtig, zu erkennen an der klaren Gliederung und an der übersichtlichen Zahl der Arbeiten in den Gruppen.
Aus diesem Rahmen fallen die kleinen Drahtskulpturen (»Kleine Tänzerin«, »Frau und Vogel«) heraus, etwa zehn Zentimeter hoch, die Ulla Westerweller in einigen Fensteröffnungen platziert hat. Sie stehen mit ihrem filigranen Ausdruck und bewegungsgeneigten Gestus für ein anderes Genre. Fällt etwas Sonnenlicht ins Dormitorium, blühen sie gleichsam auf und gewinnen an Persönlichkeit.
Attraktiv sind die größeren farbigen und zum Teil collagierten Mischtechniken an der Hauptwand. Auffällig ist die Art der Abstraktion, in der die Körperlichkeit der fast tänzerisch leichtfüßigen Figuren praktisch ins Nichts aufgelöst wird und ihre Umrisse nur durch die Kleidung wahrnehmbar sind. Es gibt noch viele weitere Anregungen in dieser sehenswerten Schau.
Die Ausstellung ist bis Sonntag, 1. Mai, werktags von 14 bis 18 Uhr, sowie am Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr zu sehen.