Stippvisite im Faschingsbiotop

Kneipen in der Ludwigstraße in Gießen sind wieder ein beliebter Treffpunkt für Narren von nah und fern. Die Stimmung ist ausgelassen und es gibt schon früh nur noch wenig Platz.
Gießen. Spaziert man am Rosenmontag durch die Innenstadt, könnte fast der Eindruck entstehen, Fasching sei schon vorbei. Noch einen Tag zuvor schoben sich die feiernden Massen über Ludwigstraße, Anlagenring und den Berliner Platz. Nun fahren wieder überall die Autos, als sei nichts gewesen. Verkleidete Menschen sucht man vergebens - zumindest auf den ersten Blick.
Aber auch an Rosenmontag ist sie noch da, die Narrenschar - ausgestattet mit Feierlaune, Bierseligkeit und Ausgelassenheit. Die wilden Närrinnen und Narren von Jung bis Junggeblieben haben sich in ganz besondere Biotope zurückgezogen, in denen sie herzlich und mit offenen Armen empfangen werden. Hauptverbreitungsgebiet: die obere Ludwigstraße.
Eine dieser Oasen ist der »Apfelbaum«. Torsten Ströher, seit elf Jahren Betreiber der Traditionskneipe, steht draußen am Einlass und genießt die Mittagssonne, während hinter ihm im Festzelt schon die Post abgeht. »Die Menschen haben nach den Coronajahren einfach Lust zu feiern und sind richtig gut drauf«, freut er sich. Und dazu sei alles bisher friedlich verlaufen. Auch am Sonntag, als hier die Hölle los gewesen sei. Die montägliche »Mallorca-Party« war allerdings auch schon ausverkauft. Andrea und ihre Freundinnen aus Heuchelheim aber haben noch Karten ergattert. »Wir feiern durch bis Mittwoch«, lacht sie.
»Die Leute wollen an Fasching in die Ludwigstraße«, meint Mirko Sonneborn, Betreiber der benachbarten »Zwibbel«. Auch in seiner Kneipe ist die Laune ausgelassen, das Zelt bereits zur Mittagszeit proppenvoll. Bier und Apfelwein fließen in Strömen. die Partymusik dröhnt. Zum allerersten Mal in Gießen dabei ist eine Freundesgruppe aus Stausebach, einem kleinen Örtchen bei Kirchhain. Die »Zwibbel« ist ihre erste Station in der Universitätsstadt. »Es ist toll hier«, sagt Andi, der als wandelnde Erdbeere unterwegs ist. Später will die Truppe, die sich schon seit frühester Kindheit kennt, in den Biergarten des »Ritzi’s« auf der anderen Straßenseite wechseln. »Da soll es auch schön sein, habe ich gehört«, meint Andi. Irgendwann abends wollen sie es dann wieder mit dem Zug Richtung Marburg »schaffen«. Juliane Färber, Geschäftsführerin des »Ritzi’s« wird sich über den Besuch der Jungs und Mädels aus Stausebach sicher freuen, sofern die überhaupt noch Platz finden. Denn auch im »Ritzi’s«, dem dritten großen Narrenhort des »Biotopverbundes Ludwigstraße«, ist es proppenvoll.


